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Führer, Joseph; Schultze, Victor; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Die altchristlichen Grabstätten Siziliens — Berlin, Band 7.1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.39132#0233
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J. Führer und V. Schultze, Die altchristlichen Grabstätten Siziliens.

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ausgezeichnet ist. Betritt man den Hof und wendet sich rechts, so stößt man auf
eine gegen Osten gerichtete Felswand. Hier bezeichnet ein stattlicher Maulbeer-
baum den Eingang (jetzige Höhe 2,11 m) zu einer solchen Grabstätte. Sollte an
der ursprünglichen Bestimmung des Raumes Zweifel sein, so würde er sofort
durch die Tatsache gehoben, daß an der linken Seite unmittelbar unter der
modernen Decke noch die Kanalöffnung in der Mitte der schrägen Wandung
sichtbar ist, welche einst die Zisterne speiste. Von den vier Seiten derselben ist
diejenige am Eingänge ziemlich vertikal, die übrigen in Neigung gerichtet. Die
Ausnutzung ist eine magere. An der Rückwand wurden vier, an der linken Seite
zwei, an der rechten nur ein Grab eingeschnitten. Ein Durchbruch an der rechten
Seite führt zu einer zweiten Zisterne von ähnlicher Größe und Umwandlung. Der
ursprüngliche Eingang liegt dem benachbarten parallel, ist aber jetzt vermauert.
In großem Maßstabe dagegen ist die Umwandlung in einer dritten Zisterne unter
der Villa selbst durchgeführt. Eine mächtige Nische
im Hintergründe von 1,41 m Höhe, tritt die ganze
Anlage beherrschend hervor. Weitere Nischen
schließen sich links und rechts an. Ein zweites
Gemach mit einem imposanten Sarkophag (Höhe
92 cm) und mehreren Nischen lehnt sich rechts an.
Noch deutlicher tritt der Zisternenbau entgegen in
einem Cömeterium in dem östlich am Hofe ge-
legenen Garten. Die geräumige Zisterne bildet hier
eine große oblonge Halle, in deren Seiten sich
Gräber ringsum reihen. In demselben Garten findet
sich ein Beispiel der Herstellung einer Verbindung
zweier in geringer Entfernung voneinander liegender
Zisternen zum Zwecke der Umwandlung in ein
Cömeterium. Endlich sei noch ein Zisternencöme-
terium in der zur Villa gehörigen Vigna jenseits der
Straße erwähnt, die gleichfalls eine gute Vorstellung von dem eingeschlagenen
Verfahren gibt (Abb. 82). Auch hier ist die Zisterne als Halle A benutzt. In
der linken Wand wurde eine tiefe Nische a mit schönem Tonnengewölbe angelegt.
Vor ihr im Boden zwei Gräber (/, 2). Ein kleines Arkosol b bildet die Über-
leitung zu der ebenfalls durch ein regelmäßiges Tonnengewölbe gebildeten Nische c.
Dieser und a entsprach genau in der Anlage die jetzt mit Erde und Schutt ge-
füllte Nische d an der rechten Wand. Der ursprüngliche Eingang ist jetzt
größtenteils ausgebrochen. In der Nähe eine andere größere Grabanlage und
außerdem hier und da noch kleinere. Da durch die Zisterne von vornherein
eine gewisse Bindung gegeben war, so tragen diese Bauten für die christliche
sepulkrale Architektur wenig oder nichts ein. Noch sei bemerkt, daß das über
das Gebiet der Mauer zwischen Juno- und Concordiatempel sich erstreckende
Coemeterium sub divo auch in den oben angeführten Garten der Villa Aurea
eingreift. [F—S]


Abb. 82. Cömeterium bei Villa Aurea
in Girgenti.
 
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