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Führer, Joseph; Schultze, Victor; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Die altchristlichen Grabstätten Siziliens — Berlin, Band 7.1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.39132#0327
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J. Führer und V. Schultze, Die altchristlichen Grabstätten Siziliens.

309

Bei dieser Beschaffenheit des Bildes läßt sich ein bestimmtes Urteil über
den Inhalt nicht aussprechen. Die größere Wahrscheinlichkeit geht indes auf
eine Darstellung Christi und der Apostel Baulus (links) und Betrus.
29. Marsala. Chiesa dei Niccolini. Beschreibung oben S. 248, 5. Eine Deutung
ist bei der fragmentarischen Beschaffenheit unmöglich. Man könnte eine Jonas-
szene vermuten. _
Die Wandmalereien der sizilischen Grabstätten stehen inhaltlich in dem
großen Konsensus des altchristlichen Grabschmuckes überhaupt, ja ihre Sprache
ist deutlicher als anderswo. Sie sind die unmittelbare und lebendige Ausprägung
des Wortes Tertullians: fiducia Christianorum resurrectio mortuorum. So helfen
sie in ihrer Weise mit an der endgültigen Beseitigung jener verworrenen und ver-
wirrenden, durch die römischen Archäologen und Theologen des 17. Jahrhunderts
eingeführten Beurteilung, welche die Katakombenmalereien mit dogmatischen und
ethischen Sätzen verquickte, eine Beurteilung, die zwar durch die kritische
Forschung der Gegenwart in ihrer ganzen Unhaltbarkeit erwiesen ist, trotzdem
aber, wenn auch mit starken Abzügen, bei dem neuesten Darsteller der Wand-
malereien der Katakomben Roms latent und offen ihre Existenz fortsetzt. Indes,
solange der Archäologe sich in der Rolle des Mystagogen gefällt, wird er auch
den Mysterien weg gehen und führen müssen. Dieser aber mündet nicht im Lichte,
sondern im Dunkeln. [S]
DIE SARKOPHAGSKULPTUR.
Der Besitz Siziliens an altchristlichen Sarkophagen ist gering; diese ent-
sprachen nicht der sepulkralen Gewohnheit, die dem eingetieften oder freiragenden
Felsenbette den Vorzug vor dem beweglichen Steinsarge gab. Die ganze Grab-
architektur war nicht auf diesen eingerichtet. Vieles auch ist im Laufe der
Jahrhunderte ohne Zweifel untergegangen.
Ein hervorragendes Denkmal besitzt Syrakus in dem Sarkophag der Adelphia,
den im Jahre 1872 Saverio Cavallari in einem Rezeß des schönen, S. 24 erwähnten,
seitdem Rotonda di Adelfia genannten Rundsaales in S. Giovanni fand. Da er tief
versenkt lag, so ist die Vermutung ausgesprochen, daß er vorsätzlich verborgen worden
sei, um ihn einer drohenden Gefahr zu entziehen. Jetzt bildet er eine Elauptzierde
in dem schön geordneten Saale christlicher Altertümer im archäologischen Museum.
Eine reiche Literatur verknüpft sich damit, von der Führer (Forsch. S. 131) das
Wichtigste aufzählt. Trotzdem erscheint mir eine neue Untersuchung nicht
überflüssig (Taf. IV).
Das Material ist Marmor. Die Maße sind: Länge 2,7 m, Breite 84 cm,
Höhe 71 cm (ausschließlich des Deckels). Der Deckel erreicht eine Höhe von
20 cm; seine Länge bleibt nur wenig hinter derjenigen der Area zurück. Die
Erhaltung ist eine vorzügliche. Auch von den Farben, welche früher die ganze
 
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