Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 3): Denkmäler des Mittelalters, sechste Abtheilung — 1852

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3503#0084
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1

1,1

■ .



Die Kathedrale von York«

Die Gerechtigkeit dieses ürtlieiis wollte der Nachfolger des Thomas, der Erzbischof Gerhard, nicht
anerkenne)]; er weigerte sich lange Zeit, sich ihm zu unterwerfen, und als er es endlich that, geschah es
nur auf den ausdrücklichen Befehl des päbstlichen Stuhles. Diesem Prälaten verdankt das Erzhisthum York
viel. Er erhielt vom Könige die Kirche von Laugton zum Lehne, und fügte zu seiner Diöcese die Kirchen
von Driffield, Killam, Pocklington, Pickering und Burgh. Thomas II, der ihm folgte, widersetzte sich eben
so heftig dem Urtheil des Concils von Meden, er ward aber gleichfalls genöthigt, sich demselben zu unter-
werfen, aber erst nachdem er vom Pabste excommunicirt worden war. Dieser Erzbischof traf zahlreiche
Anordnungen in seiner Diöcese; er errichtete zwei Präbenden, setzte zu Vexham Canonici ein, machte zahl-
reiche Schenkungen an Ländereien dem Collegium zu Southwell, für das er vom Könige dieselben Pri-
vilegien kaufte, die die Präbenden von York, von Ripon und von Beverley genossen.

Die Geschichte der Diöcese York gewährt bis zur Zeit der Reformation nur noch ein untergeordnetes
Interesse. Damals besass der famose Thomas Wolsey den Stuhl von York; wie er aber 1514 nur durch
Procuration installirt worden, so hat der ränkevolle Prälat, der nur mit seinen Intriguen beschäftigt war,
die doch zuletzt mit der Ungnade des Königs endigten, niemals von Amtswegen die Stadt York besucht.
Unter seinem Nachfolger Edward Lee erfolgte die allgemeine Einziehung der Güter des Clerus, durch welche
der Stuhl von York die Güter Beverley, Southwell, Skidley und das Bisthum Burton verlor. Lee scheint
der neuen Religion nicht günstig gewesen zu sein. Anders war es mit Robert Holyate, der an seine Stelle
trat und Heinrich VIII ganz ergeben war. Unter der Königin Maria ward er abgesetzt und genöthigt, den
erzbischöflichen Stuhl an Nicolas Ileatli zu überlassen, dessen Wahl eine Bulle des Pabstes Pauls IV vom
Juli 1555 bestätigte, die letzte, die das erzbischöfliche Archiv enthält.

Unter seinen Nachfolgern sind noch zu erwähnen Thomas Young, der erste, der sich offen zum Pro-
testantismus bekannte; John Williams, zur Zeit der Republik, der sich abwechselnd als Anhänger und Feind
des Königthums zeigte, und endlich Accepted Frewen, Sohn eines puritanischen Geistlichen, der 15000 Livres
darauf verwendete, um die Kathedrale von den Verwüstungen wieder herzustellen, die sie während des
Protectorats erlitten hatte.

Wir haben schon erzählt, wie Edwin auf Bitten des Paulinus an Stelle der kleinen aus Holz errichteten
Kapelle, wo er die Taufe erhalten hatte, ein grösseres Gebäude zu errichten begann, aber kaum waren die
Mauern aufgeführt, als schon der König starb, und es konnte also erst sein Nachfolger Oswald, der 642
starb, die neue Kirche vollenden. Sie hatte, sagt Beda, eine viereckige Form, wie sie wahrscheinlich alle
sächsischen Kirchen gehabt haben werden; aber unzweifelhaft war der Bau schlecht, da er schon zur Zeit
Wilfrids, der 6ö9 zum Bischof erwählt ward, verfiel. Man ersieht aus Eddius, der um 720 schrieb, dass
das Holzwerk des Daches verfault, die Mauern verfallen,, die Fenster zertrümmert waren, so dass das Innere
der Kirche allem Ungemach des Wetters ausgesetzt war und den Vögeln zum Aufenthalt diente. Wilfrid,
der nicht bloss ein ausgezeichneter Priester war, sondern auch, wie alle Prälaten seiner Zeit, Kenntnisse
in der Baukunst besass, und die Kirchen zu Ripon und Hexham erbaute, deren Grösse und Reichthum die
Bewunderung seiner Zeitgenossen erregte, wrandte sich auch mit ganzem Eifer auf die Herstellung seiner

Kathedrale. E

befestigte die

lauern, stellte das .Zimmerwerk des Daches wieder her, das er mit Blei

decken liess, erneuerte das Glaswerk der Fenster und Hess die Wände tünchen.'-') Jm Jahre 741 ward die
so wiederhergestellte Kirche ein Raub der Flammen. Einige Jahre darauf unternahm der Erzbischof Egbert
den Wiederaufbau, der erst unter seinem Nachfolger Albert beendet wurde; zehn Tage nach der Einweihung
des neuen Gebäudes starb dieser. Die Arbeiten hatte Eanbald geleitet, der später zum Bischof erwählt und
unter dem Namen Alcuin berühmt wurde. In einem seiner Werke **) hat er eine Beschreibung der Basiiica,
die er in seiner Geburtsstadt errichtet, hinterlassen; nach dieser war sie von beträchtlicher Höhe, von Säulen
und Arcaden gestützt, mit einem Gewölbe bedeckt und durch breite Fenster erhellt.

Von da ab finden wir durch beinahe drei Jahrhunderte keine historische Zeugnisse über die Veränderungen
und Ausbesserungen, die an der Kathedrale stattgefunden haben müssen, denn es lässt sich denken, dass sie
wie andere Kirchen viel von den Verwüstungen zu dulden hatte, welche die Dänen in dieser Zeit ausübten.

*) Nam eulmina antiqüata tecti distillaritiä, fenestraeque apertae avibus nidificantibus intrö et foras volitantibus, et parietes
incultae omni spurcitia imbrium et avium horribües manebant. Yidensque haec omnia sanetus Pontifex noster (Wilfridus),
seeundum prophetam Danielem „horruit spiritus ejus" in eo quod domum Dei et orationis quasi speluncam latronum faetam
cognovit, et mox iuxta voluntatem Dei emendare exeogitavit. Primuin eulmina corrupta tecti renovans, artificiose plumbo
puro tegens, per fenestras introitum avium et imbrium vitro prohibuit, per quod tarnen intro kirnen radiabat. Parietes quoque
lavans, seeundum Prophetam „super nivem dealbavit". — Vita S. Wilfridi Episc. Ehor. auetore Eddio Stephane.
'•*) De Pontificibus et sanetis Ecciesiae Eboracensis.

Äat&fbrafe bon -JJoi-f 2.

I-
 
Annotationen