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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 3): Denkmäler des Mittelalters, sechste Abtheilung — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3503#0085
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Die Kathedrale von York.

Im Jahre 1069 riefen die Bewohner Northumberlands die Hülfe dieser wilden Krieger an, um das Joch
abzuschütteln, das Wilhelm der Eroberer schwer auf sie drücken liess. Es brach eine grosse Empörung
aus. Die normannische Besatzung, die sich in das Schloss von York zurückgezogen, ward hier durch die
verbundenen Völker belagert. Die Belagerten griffen zum Feuer, um die benachbarten ihrer Verteidigung
hinderlichen Häuser zu zerstören. Der Brand aber verbreitete sich weiter, als man wollte, und zerstörte
den grössten Theil der Stadt, darunter auch die Metropolitankirche.

Bald nach diesem Unheil ward Thomas, der Canonicus von Bayeux und Capellan des Königs, zum
Erzbischof ernannt. Unter ihm erhob sich die Kathedrale grösser und schöner als je aus den Ruinen; aber
bald wurde sie wieder von einem neuen grossen Brande zerstört, der auch zu derselben Zeit die Abtei
St. Mary und neun und dreissig Parochialkirchen verzehrte.

Die Nachfolger des Thomas liessen es nicht an Eifer fehlen, ihre Metropolitankirche wieder zu erbauen ;
sie bemühten sich das zum Bau nöthige Geld zusammenzubringen und griffen zum Verkauf von Ablass,
dieser reichlich fliessenden Quelle, aus der man in ähnlichen Fällen immer schöpfte. Indessen konnten
doch erst i. J. 1171 die Arbeiten begonnen werden. Es war das fünfte Mal, das man an den Bau ging-
Der Erzbischof Roger lebte damals; er erbaute den Chor mit seinen Gewölben. Im Jahr 1227 erhob
Walter Grey mittelst einer neuen Ablassertheilung den südlichen Kreuzarm; den nördlichen verdankt man
dem Schatzmeister der Kirche, John le Romayne, der ihn noch unter König Heinrich III 1260 vollendete;
derselbe erbaute auch einen schönen Thurm über der Kreuzung, der aber später durch einen andern, den
jetzigen, ersetzt wurde. Sein Sohn Johann Romanns, der Erzbischof von York wurde, legte den Grund
zu dem Schiff am 7. April 1291, dessen Nachfolger Wilhelm von Melten das Werk thätig fortsetzte, das

ungefähr 40 Jahre dauerte,

wie eine in der Sacristei befindliche Inschrift anzeigt:

Seine Freigebigkeit fand

AN. DOM, MCCXCI.
INCEPTVM NOVVM OPVS CORPORIS ECCL. EBOR.
PER I0HAN5E3I ROMA3VVM ARCHIEPVM EIVSDEM
ET I1VPRA XL ANA OS QVASI COMPLETVM PER \YIL
LIELMVM DE MELTON ARCHIEPISCOPVM.

Dieser Prälat wandte, wie es heisst, eine Summe von 700 Livres darauf,
zahlreiche Nachfolger, unter denen Robert von Vavasour zu nennen ist, der aus seinem bei Tadeaster
gelegenen Steinbruch nicht allein alle zum Neubau der Kirche erforderlichen Steine hergab, sondern auch
die später zu ihrer Reparatur nöthigen bewilligte. Robert von Percy, Lord von Bolton, machte eine ähn-
liche Schenkung; er gab aus dem Walde von Bolton das zum Dachstuhl nöthige Holz her. Aus Erkennt-
lichkeit für solche Freigebigkeit wurden diesen beiden Herren noch zu ihrer Zeit Statuen an dem östlichen
Ende und an dem westlichen Portale der Kathedrale errichtet; sie wurden dargestellt der eine einen Balken,
der andere einen Stein tragend. Da diese Statuen durch die Zeit sehr unansehnlich geworden, so hat man
sie leider i. J. 1813 aus ihren Nischen herabgenommen und durch neue ersetzt.

Der Erzbischof John Toresby fasste bei seinem Amtsantritt i. J. 1352 den Entschluss, den alten Chor des
Erzbischofs Roger abzubrechen und ihn durch einen neuen mit der Schönheit der anderen Theile der Kirche
mehr übereinstimmenden Bau zu ersetzen. Zu dem Ende erliess er ein Breve, vom 1. März J352 datirt,
in welchem er zu Spenden aufforderte. Nachdem er sich so eine ansehnliche Summe verschafft hatte, ward
der alte Chor in Folge eines Beschlusses des Capitels abgerissen und am 29. Juli 1361 legte der Erz-
bischof den ersten Stein zu dem neuen.''') In demselben Jahre bewilligte er einen Ablass von 40 Tagen
allen denen, die zu seinem Bauwerke beisteuern würden; später bewilligte Papst Innocenz VI. eine In-
dulgenz von 2 Jahren und zwei mal 40 Tagen zu demselben Zwecke. In derselben Absicht legte das
Capitel eine Abgabe, den Zwanzigsten, auf alle kirchliche Einnahmen seiner Jurisdiction; Urban V. be-
willigte einen Ablass von einem Jahre i. J. 1366^ und Urban VI. überwies dem Capitel für einen Zeitraum
von zehn Jahren die Einkünfte der Kirche von Misterton. Endlich machte noch Walter Skirlaw, später Archi-
diaconus von East Riding, eine reiche Schenkung und Thoresby selber gab von seinem eigenen Gelde
1700 Livres her; auf gleiche Weise bestimmte er, dass die Baumaterialien, die aus dem Abbruch seines
zum Theil in Ruinen liegenden Besitzthums Shireburn gewonnen wurden, zum Bau des neuen Chores ver-
wendet werden konnten.

') Eine hierauf bezügliche Inschrift sieht man noch in der Sacristei; sie lautet:

AN. DOM. MCCCLXI. INCEPTYM EST NOVVM

OPVS CHOHI ECCL. EBOH. PER IOHAiSNEM DB THVKSBY

ARCHIEPISCOPV1I.

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