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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 3): Denkmäler des Mittelalters, sechste Abtheilung — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3503#0148
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las Hais des Jacques Coeur in Bourges»

eben mit den Vorbereitungen eines Feldzugs gegen die Türken beschäftigt war und ihm den Befehl über
eine Flotte übertrug. Coeur reiste mit der Flotte ab, wurde aber unterweges krank und in Chios ausge-
schifft, wo er 146! starb. In der Franziskanerkirche dieser Insel ward er begraben.

Von den verschiedenen Häusern, die Jacques Coeur besass, *) ist das prächtigste, das als es vollendet
war für eines der schönsten Frankreichs galt, noch unversehrt in Bourges vorhanden und unter dem
Namen Jacques Coeur's Haus bekannt, obwohl es jetzt als Gerichtshaus und Mairie dient. Es wurde
zwischen den Jahren 1443 und 1453 erbaut, und kostete eine Summe, die der von 215,000 Franks jetzigen
Geldes (etwa 57,300 Tfaaler) gleich kommt. Für diesen Bau hatte Jacques Coeur einen Thurm der alten
Stadtwälle von Bourges gekauft, der gewöhnlich Tour de La chaussee genannt wurde; auf derselben Linie
mit diesem Thurme Hess er nun einen zweiten viel schöneren errichten und diese beiden Thürme dienten
einem Wohnhaus zur Basis, das man damals Hotel de La chaussee nannte. Man brauchte bei diesem Bau

Steine, die man aus den Fundamenten der alten römischen Stadtmauern brach, die an der Stelle des neuen
Hotels gestanden hatten und schon abgetragen worden waren in Folge einer Erlaubniss Ludwigs VIII vom
Jahre 1224, die da gestattete, auf den alten Wällen und Thürmen sich anzubauen. Nach der Revision
des Jacques Coeur'schen Prozesses unter Ludwig XI wurde das Haus den Erben Jacques Coeur's zurück-
gegeben, die es im Jahre 1552 an den Staatssecretair Claude de l'Aubespine verkauften. Ein Nächkomme
dieses letztern cedirte es an Colbert, der es am 30. Januar 1682 der Stadt Bourges für 33,000 Livres
wieder überliess. Das Jacques Coeur'sche Haus wurde zum Rathhaus gemacht, wozu es, wie wir oben
bemerkt haben, noch hente dient.

Der Grundriss des Gebäudes ist ein unregelmässiges Fünfeck und wird aus verschiedenen Baulich-
keiten gebildet, die ohne «alle Symmetrie angelegt sind, eine Weise der Anordnung, die fast bei allen
bürgerlichen und militärischen Bauten des Mittelalters vorkommt. Die dicken runden Thürme sind die
von Jacques Coeur gekauften. Der eine wurde von ihm mit Ausnahme des ersten Stockwerks ganz neu
erbaut, das römisches Mauerwerk mit abwechselnden Ziegel- und Ouaderschichten zeigt; der andere hin-
gegen erhielt von ihm nur ein Kranzgesims und eine neue innere Einrichtung und wird wie der erste von
einem Thürmchen flankirt, in dem sich eine Wendeltreppe befindet. Das Gebäude umschliesst einen
geräumigen prächtigen Hof, der leichte Communikationen mit den verschiedenen Theiien des Hauses
darbietet.

Eine unserer Kupfertäfeln giebt eine Ansicht der Facade, die aus einem höher aufgeführten Tbeil
mit zwei niedrigeren zur Seite besteht. In ihr befinden sich, nach einer von militärischen Bauten ent-
nommenen Anordnung, neben einander zwei Thore, das eine kleinere für Fussgänger, das andere grössere
als Ehrenportal für Cavaliere bestimmt. Beide Thore sind im Spitzbogen gewölbt und mit einer Archivolte
mit gothischen vorspringenden Blättern geschmückt. Eins dieser Thore hatte noch vor zehn Jahren
seine alten Thüren mit Schnitzwerk und alten Eisenbeschlägen. Leber diesen Thoren befindet sich eine
breite Nische mit reicher Verzierung, die ursprünglich für eine Reuterstatue Karls VII bestimmt war.
Zur Hechten und zur Linken dieser Nische sind zwei blinde Fenster angebracht, aus deren einem die
Statue eines Dieners und aus deren anderem die einer Zofe im Costum der Zeit nach entgegengesetzter
Richtung hinausblickt. **) Ueber der Nische befindet sich ein grosses Spitzbogen-Fenster mit vier Thei-

*) Man kann wohl nicht zweifeln, sagt Dusomerard (Th. I, S. 362), dass Jacques Coeur, als Argentier des Königs nicht auch
in Paris ein seinem Range angemessenes Wohnhaus besessen haben sollte, obwohl die einzige Spur hiervon sich bei Sauval
findet, der da erwähnt (Th. VII, S. 258 und 259), dass ein ziemlich einfaches Haus, das noch zu seiner Zeit in der nie
de l'Homme Arme existirte, dafür galt, von J. Coeur begonnen und von dem Cardinal Balue vollendet worden zu sein,
und dass die Pracht dieses Baues, was mit der obigen Bezeichnung sich nicht vereinen zu lassen scheint, dem einen wie dem
anderen zum 'Verbrechen angerechnet wurde, ais sie in einem Zwischenräume von sechszehn Jahren in die Ungnade ihrer
Fürsten fielen.

Nach demselben Annalisten (Th. IJ, S. 139) kommt der Name Gilles Coeur, der sich noch in dem Namen einer Strasse
von Paris erhalten hat, von einem Abkömmling Jacques Coeur's her. — Sicherer ist es nach den Untersuchungen, die
J. Renouvier über die alten Häuser von Montpellier angestellt hat, dass die sogenannte Loge der Kaufleute daselbst von
Jacques Coeur erbaut worden sei, woraus sich schliessen lässt, dass dieser erste Minister des Handels und der auswärtigen
Angelegenheiten Frankreichs eine Art Handelscomptoire in den französischen Hauptstädten gegründet habe.

*') Nach einer Sage sind diese Statuen eine Anspielung auf die Hoffnung der Freunde Jacques Coeur's, ihn bald aus seinem
Exil zurückkehren zu sehen. Diese Sage entbehrt aber wohl des Grundes, weil der Theil des Gebäudes, an dem sich diese
Statuen befinden, ohne Zweifel schon in der Zeit der Verurtheilung Jacques Coeur's vollendet war, und das Hans nach
seiner Verurtheilung in die Hände seiner Feinde überging. Indessen ist es nicht unmöglich, dass diese Sculpturen während
der ziemlich langen Zeit ausgeführt wurden, die zwischen seiner Gefangensetzung und seiner Verurtheilung verstrich.

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