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Die Gartenkunst — 9.1907

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Schultze-Naumburg, Paul: Naturverschönerung, [1]: Vortrag, gehalten auf der Jahresversammlung des Bundes "Heimatschutz" in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0012

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4

DIE GAETENKjUNST

jx; i

Abb.

für sichtbare Erscheinungen noch keine
Hornhaut gewachsen ist. so bestätigt das an
sich noch kaum die Tatsache, dafs der
menschliche Sinn die Natur nicht zu ver-
schönern vermöchte. Gewifs ist ein Brunnen
wie auf Abb. 4 albern und kindisch, und
fast alle Brunnen, die heute im Walde oder
sonstwo entstehen, sehen so oder so ähn-
lich aus. Der Beweis ist aber eben damit
nur gegeben, dafs hier die menschliche
Gestaltungskraft oder vielmehr das ein-
fachste Empfinden für primitives Gestalten
versagt und dafs eine Verrohung in der
Sprache der sichtbaren Formen Platz ge-
griffen hat, wie sie tatsächlich die Welt-
geschichte vorher noch bei keinem Volke
und in keinem Lande erlebt hat. Jede
Indianerhütte zeugt da von mehr Gefühl
und Takt in der Verwendung der leisen
Sprache der Formen und des Materials. Und
wo man mit der Absicht umgeht, Verschöne-

dann verschönerte sie der Mensch mit einem

^ e^^'ö^n ^^j^^6 darstellt. H^er ist^von^ ^^^^^^^^^^-j' "^^^| ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^

heute noch Brunnen, Schmuckbrunnen, an- ^^^^^^^^^B^^™^BBh«M8HM^^^S^^l!_r^^^^^^^^^^B

gelegt werden, die meist ein Grauen für Abb. 8.

alle Menschen sind, über deren Empfinden

rung zu schaffen, kommt man auf so
jämmerlich kindische Ideen, dafs es da fast
noch schlimmer aussieht, als wenn man ganz
darauf verzichtet. Hier als eines der Bei-
spiele für viele auf Abb. 5 einen Haufen
Steine, die man über einen friedlichen Garten
ausgegossen hat, offenbar in der Meinung,
dafs dieser Schutthaufen eine wesentliche
Verschönerungherbeiführte. InunsernGarten-
schulen wird das oft gelehrt. Oder man
sehe auf Abb. 6, mit welcher Vermessenheit
sich der Geschäftssinn unserer Zeit einem
ehrwürdigen Felsblock naht. Aber man tut
nicht nur etwas für das Geschäft, man tut
auch etwas für die Poesie. Da oben links
in der Ecke hat man für jeden, der es noch
nicht wcifs, „Teufel-Stein" aufgemalt. Auch
eine Art der Naturverschönerung unserer
Zeit. Nun noch auf das Geratewohl hin ein
Abb. 9. Gegenbeispiel zu Abb. 8. paar andre Beispiele. Abb. 7 zeigt eine alte
 
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