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Die Gartenkunst — 9.1907

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Trip, Julius: Volkstümliche Ausstellung für Blumen- und Gartenpflege, September 1906 in Hannover
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Verschiedenes
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0042

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36

DIE GARTENKUNST

IX, 2

Heide, sind die Muster etwas reicher ausgestatteter bürger-
licher Grabstellen vorgeführt worden, welche alle das Bestreben
zeigen, in einfacher landschaftlicher oder auch architektonisch
gestalteter pflanzlicher Umgebung stimmungsvoll und ver-
söhnend zu wirken.

Es besteht die Absicht, diese allgemein als muster-
gültig anerkannten Versuche in erweiterter Form und grösserem
Rahmen in nicht zu ferner Zeit zu wiederholen. Sollte diese
Absicht zur Tat werden, so werden wir rechtzeitig darüber
berichten, da wir hoffen, dass sie in den Kreisen unserer Ge-
sellschaft Anklang und Unterstützung durch reiche Beteiligung
finden werden. Trip.

Verschiedenes.

Vorgarten und Strafsenbepflanzung. Die Vorgarten-
frage ist noch nicht gelöst, sagte Gartendirektor Encke in
einem Vortrag über dieses Thema. Gibt es überhaupt eine
Vorgartenfrage ? Um dies zu beantworten, mufs man sich erst
darüber klar sein, welchem Zwecke der Vorgarten dienen soll
Gehört derselbe zum Haus oder zur Strafee'? Offenbar zu
beiden denn er dient zur Verschönerung des Hauses und der
Strafse. Wenn ich den Vorgarten als Hausgarten betrachte,
dann mufs ich, wie Camillo Schneider, eine recht hohe Mauer
darum setzen, damit mir ja keiner hineinsieht; aber dann ist
es eben kein Vorgarten mehr. Man stelle sich nur vor, stun-
denlang zwischen hohen Mauern dahinwandeln zu müssen
selbst wenn stellenweise Schlinggewächse und Bäume über-
hängen. Für das Strafsenbild ist aber nicht der einzelne,
sondern die Gesamtheit der Vorgärten von Einflufs. Das
schlechte Aussehen unserer heutigen Vorgartenstrafsen ist
Hauptschuld des Städtebauers und der Architekten, für
Rechnung der letzteren gehen auch die wunderbaren Ein-
friedigungen. Die Fehler von gärtnerischer Seite werden na-
türlich nicht in Abrede gestellt, aber die Fehler, die im ein-
zelnen Vorgarten gemacht sind, treten für das Strafsenbild
nicht so sehr in die Erscheinung.

Auch für den Vorgarten möchte ich die landschaftliche,
oder sagen wir natürliche, Anordnung empfehlen. Die Gliede-
rung des Hauses, die Stral'senfront mufs zwar für die Anlage
des Vorgartens bestimmend sein. Aber nach den heutigen, be-
stehenden Verhältnissen ist meines Erachtens in den weitaus
meisten Fällen die natürliche Anordnung möglich.

Bei der schlechten Behandlung, die den Vorgärten zuteil
wird, ist der regelmäfsige sicher auch im Nachteil. Wenn wir
die zwecklosen Wege herauslassen, dann kommen wir der
Sache schon wesentlich näher und auch der regelmäfsige Vor-
garten wird meist der Wege entbehren können, weil sie eben
keinen Zweck haben.

Für das Strafsenbild ist der Baum der Hauptfaktor. Breite,
gut bepflanzte Vorgärten würden eine Alleepflanzung entbehr-
lich machen.

Der Vorschlag Enckes, den Vorgarten vom Hause zu
trennen und zwischen Fahrdamm und Schrittweg zu legen, ist
mir ungemein sympathisch. Durch einem solchen 5—8 und
mehr Meter breiten Anlagestreifen würden sich abwechselungs-
reiche Strafsenbilder schaffen lassen, natürlich unter Berück-
sichtigung der einzelnen Bauwerke. Dazu käme noch die An-
nehmlichkeit, in Vorgartenstrafsen Verkaufsläden mit Schau-
fenstern einrichten zu können, einigermafsen Schutz gegen
Strafsenstaub und gröfsere Sicherheit für den Fufsgänger zu
bieten. Die Strafsen würden etwa folgende Einteilung er-

halten: 6 m Schrittweg, 8 m Anlage, 3 m Rad-, 12 m Fahr-,
4 m Reitweg, 8 m Anlage und 6 m Schrittweg, dazu offene
Bebauung.

Bei Alleepflanzung ist die Mittelallee vorzuziehen. An
einer der Kölner Hauptstrafsen ist folgendes Profil angewandt:
beiderseits Fahrdämme und schmale Schrittwege, als Mittel-
allee 4 m Reitweg, Baum, G m Promenade, Baum, 3 m
Radweg. Diese Einteilung hat den Vorteil, dafs die soweit
zurückstehenden Bäume nicht mit den Oberleitungen der elek-
trischen Bahnen in Konflikt kommen.

Die Fehler, die früher bei der Bepflanzung von Strafsen
durch Auswahl zu grofser Baumarten auf schmalen Bürger-
steigen gemacht worden sind, rächen sich nur zu bald. Be-
sonders hier in Bonn sind sehr viele solcher Strafsen. Um den
Bewohnern dieser Strafsen Luft und Licht zu verschaffen, ist
man genötigt, die Bäume alle 2—3 Jahre zusammen zuschnei-
den. Den Eindruck, den solche verschnittenen Alleen, beson-
ders während des Winterhalbjahres, machen, brauche ich nicht
zu schildern. Leider sind wir mit tauglichen, kleinen und
mittelstarken Alleebäumen nicht sehr gesegnet. Eine Aussprache
über die Verwendbarkeit solcher Bäume in Strafsen würde
gewifs sehr nützlich sein.

DieWirkung, die der einzelne Baum (z.B. Dorflinde) im Strafsen-
bild hervorzubringen imstande ist, wird noch nicht genügend
gewürdigt, wenn auch die Schwierigkeit, einen Einzelbaum mit
Geschick in unseren heutigen Strafsen unterzubringen, nicht
verkannt wird; vor allen Dingen dürfen solche Bäume nicht zu
steif gewachsen sein. Die unregelmäfsige Anordnung von
Bäumen kann auch noch in der Weise zur Ausführung kommen,
dafs statt der geraden Alleen die Bäume bald vor, bald zurück-
stehen, bald in Gruppen von drei und mehr unter Verwendung-
verschiedener Baumarten zusammengepflanzt werden, was aller-
dings mehr oder weniger auf die bereits empfohlenen Anlage-
streifen herauskäme.

Leider fehlt es bei der Strafsenbepflanzung noch immer
an einem verständnisvollen Zusammenarbeiten mit den Strafsen-
technikern. Bei Anlage von Kanälen, Gas- und Wasserrohren,
bei Legung der Kabel usw. wird mit den vorhandenen Bäumen
mit einer solchen Rücksichtslosigkeit verfahren, dafs es von
Seiten der Gartenbeamten eines ordentlichen Kampfes bedarf,
um die Bäume vor dem Abhauen der Wurzeln zu schützen.

Zum Schilds möchte ich noch auf die in amerikanischen
Städten angewandte Art hinweisen, die verschiedenen groCsen
Parks durch Anlagestrcifen zu verbinden.

Günther, Bonn.
Jubiläums - Gartenbauausstellung in Bremen. Die

Gartenbauausstellung, welche von Ende April bis Ende Sep-
tember 1907 in Bremen zur Feier des 50jährigen Bestehens
des Gartenbauvereins für Bremen und Umgegend statt-
findet, wird auf einem Wiesengelände des Bürgerparks ein-
gerichtet. Das Ausstellungsgebiet ist von schönen Gehölz-
rändern umsäumt und hat eine sonnige geschützte Lage; es ist
von der Stadt und vom Bahnhofe leicht zu erreichen und
liegt neben der Hauptpromenade am Hollersee in der Nähe
des grossen Parkhausrestaurants. Der Haupteingang befindet
sich an der Hollerallee, der Endstation der elektrischen Bahn.
Das Ausstellungsgebäudc, welches bereits im Aufbau begriffen
ist, erhält eine Grundfläche von 1200 Quadratmeter und schöne
lichte Räume für die Ausstellungsobjekte unter Dach.

Sonderausstellungen werden Ende April, Ende Juni und
Ende September stattfinden, die Freilandausstellung ist den
ganzen Sommer geöffnet. Für beide Abteilungen sind 274 Kon-
kurrenznummorn mit beträchtlichen Preisen vorgesehen. Vom
Senat sind silberne und goldene Staatsmedaillen und ein hoher
 
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