132
DIE GARTENKUNST
IX, 6
klarheit fortgeräumt. Die binäre Nomenklatur übertrug Linne
auch auf die Zoologie.
Etwa hundertundfünfzig Jahre sind es her, daß das Genie
des unsterblichen Mannes der Welt sein Werk geschenkt hat.
Uns ist es gelungen, innigeres Verständnis für die Absichten
der Natur und ihre Zwecke herbeizuführen und das Geheimnis-
volle ihrer verschlungenen Wege zu ergründen. Die staunens-
werte systematische Arbeit Carl von Linnes war aber nötig,
um unsere moderne biologische Forschung zu ermöglichen. Die
gesamte wissenschaftliche Welt beugt sich, wo man die Wieder-
kehr des 200. Geburtstages feiert, vor diesem unvergessenen
Manne und preist dankbar sein Leben und seine Taten.
Kgl. Gartenbaudirektor A. Fintelmann f.
Axel Fintelmann ist tot! Derjenige, der fast ein Jahrzehnt den
Verein Deutscher Gartenkünstler, unsere heutige Deutsche Gesell-
schaft für Gartenkunst geleitet hat, weilt nicht mehr unter den
Lebenden. Gegenüber dieser Trauerkunde treten alle Meinungsver-
schiedenheiten zurück und uns alle vereint das Gefühl: Ein edler
selbstloser Mann ist von uns gegangen, einer, der stets das Beste
wollte und der trotz der exponierten Stellung, die er lange Zeit inne
hatte, kaum einen Feind besaß.
Als ich noch in jungen Jahren seine Hilfe zum Vorwärtskommen
erbat, hat er sie mir nicht versagt. Bis in die allerletzte Zeit half
er gerne den Jüngeren unter uns, wo er nur konnte. Es mag viele
geben, die ihm näher standen im Leben, kaum einen aber, der über-
zeugter war von seinem redlichen Tun und seiner lauteren Gesinnung
als ich. Solche Männer gibt es nur wenige unter uns.
Fintelmann war geboren am 27. September 1848 zu Elmholt in
Schweden, wo sein Vater, der nachmalige Breslauer Stadt- und Forst-
rat Dr. Fintelmann, ein Gut besaß. Er besuchte 1867—1869 die Kgl.
Gärtnerlehranstalt zu Wildpark und wurde nach Beendigung seiner
Ausbildung im Jahre 1872 in Berlin als Stadtobergärtner angestellt.
Nach mehrjähriger Tätigkeit im Treptower Park übernahm er das
sogenannte Moabiter Revier im Berliner Nordwesten. Im Jahre 1891
wurde er zum städtischen Garteninspektor ernannt und erhielt das
Kevier des Humboldthaines. Gleichzeitig war er Vertreter des Direktors
der Berliner Parkverwaltung. Im Wettbewerb „Südpark-Breslau-Klein-
burg" 1892 war er einer der Preisträger. In bester Erinnerung steht
noch die von ihm geleitete Frühjahrsausstellung in der Philharmonie
zu Berlin im Janre 1904, die zu den bestgelungenen Gartenbauausstellungen gehört und bei der er bewies, daß er
modernen Anschauungen nicht verschlossen gegenüberstand. Er erhielt bei diesem Anlaß den Titel eines Königl.
Gartenbaudirektors. Lange Jahre hindurch war er auch Mitglied des Kuratoriums der Wildparker, jetzt Dahlemer
höheren Gärtnerlehranstalt.
Am 12. Juli 1896 wählte ihn der Verein Deutscher Gartenkünstler an Stelle des zurückgetretenen F. Hoppe
zum I. Vorsitzenden. Neun Jahre hatte er diesen Ehrenposten inne. Seine großen Verdienste in dieser Stellung
zu würdigen, mag die Zeit noch nicht gekommen sein. Sie würden mehr in die Augen springen, wenn ein Gehör-
leiden ihm seine Tätigkeit als Leiter des Vereins nicht sehr erschwert hätte. Aus seinem Munde und aus seinen Briefen
weiß ich, daß ihm bei seiner vornehmen Denkungsort nichts so sehr am Herzen gelegen hat, als die uneigennützigste
Förderung unserer Berufs- und Standesinteressen. Neue Zeiten brauchen neue Männer. Als die Verhältnisse auf eine Neu-
organisation hindrängten, wie sie nachher in der Umwandlung des Vereins Deutscher Gartenkünstler in die Deutsche
Gesellschaft für Gartenkunst zum Ausdruck kam, schied er mit Ablauf des Jahres 1905 aus seinem ehrenvoll ver-
walteten Amte, der Sache, der er gern gedient hatte, sein wärmstes Interesse bewTahrend.
Sein Tod ist überraschend gekommen. Möge er den Anstoß zu besinnlicher Einkehr geben und alle, die im
Tageskampfe die idealen Werte unseres Berufs und unserer Kunst nicht aus den Augen verloren haben, zu ein-
trächtigem Zusammenwirken mahnen.
Ehre und Friede seinem Andenken!
Hannig:.
Für die Redaktion verantwortlich:
Stadt-Gartendirektor He icke, Frankfurt a. M. — Verlag von Gebrüder Borntraeger, Berlin SW. 11,
Dessauer Strasse 29. — Druck von A, W. Hayn's Erben, Potsdam.
DIE GARTENKUNST
IX, 6
klarheit fortgeräumt. Die binäre Nomenklatur übertrug Linne
auch auf die Zoologie.
Etwa hundertundfünfzig Jahre sind es her, daß das Genie
des unsterblichen Mannes der Welt sein Werk geschenkt hat.
Uns ist es gelungen, innigeres Verständnis für die Absichten
der Natur und ihre Zwecke herbeizuführen und das Geheimnis-
volle ihrer verschlungenen Wege zu ergründen. Die staunens-
werte systematische Arbeit Carl von Linnes war aber nötig,
um unsere moderne biologische Forschung zu ermöglichen. Die
gesamte wissenschaftliche Welt beugt sich, wo man die Wieder-
kehr des 200. Geburtstages feiert, vor diesem unvergessenen
Manne und preist dankbar sein Leben und seine Taten.
Kgl. Gartenbaudirektor A. Fintelmann f.
Axel Fintelmann ist tot! Derjenige, der fast ein Jahrzehnt den
Verein Deutscher Gartenkünstler, unsere heutige Deutsche Gesell-
schaft für Gartenkunst geleitet hat, weilt nicht mehr unter den
Lebenden. Gegenüber dieser Trauerkunde treten alle Meinungsver-
schiedenheiten zurück und uns alle vereint das Gefühl: Ein edler
selbstloser Mann ist von uns gegangen, einer, der stets das Beste
wollte und der trotz der exponierten Stellung, die er lange Zeit inne
hatte, kaum einen Feind besaß.
Als ich noch in jungen Jahren seine Hilfe zum Vorwärtskommen
erbat, hat er sie mir nicht versagt. Bis in die allerletzte Zeit half
er gerne den Jüngeren unter uns, wo er nur konnte. Es mag viele
geben, die ihm näher standen im Leben, kaum einen aber, der über-
zeugter war von seinem redlichen Tun und seiner lauteren Gesinnung
als ich. Solche Männer gibt es nur wenige unter uns.
Fintelmann war geboren am 27. September 1848 zu Elmholt in
Schweden, wo sein Vater, der nachmalige Breslauer Stadt- und Forst-
rat Dr. Fintelmann, ein Gut besaß. Er besuchte 1867—1869 die Kgl.
Gärtnerlehranstalt zu Wildpark und wurde nach Beendigung seiner
Ausbildung im Jahre 1872 in Berlin als Stadtobergärtner angestellt.
Nach mehrjähriger Tätigkeit im Treptower Park übernahm er das
sogenannte Moabiter Revier im Berliner Nordwesten. Im Jahre 1891
wurde er zum städtischen Garteninspektor ernannt und erhielt das
Kevier des Humboldthaines. Gleichzeitig war er Vertreter des Direktors
der Berliner Parkverwaltung. Im Wettbewerb „Südpark-Breslau-Klein-
burg" 1892 war er einer der Preisträger. In bester Erinnerung steht
noch die von ihm geleitete Frühjahrsausstellung in der Philharmonie
zu Berlin im Janre 1904, die zu den bestgelungenen Gartenbauausstellungen gehört und bei der er bewies, daß er
modernen Anschauungen nicht verschlossen gegenüberstand. Er erhielt bei diesem Anlaß den Titel eines Königl.
Gartenbaudirektors. Lange Jahre hindurch war er auch Mitglied des Kuratoriums der Wildparker, jetzt Dahlemer
höheren Gärtnerlehranstalt.
Am 12. Juli 1896 wählte ihn der Verein Deutscher Gartenkünstler an Stelle des zurückgetretenen F. Hoppe
zum I. Vorsitzenden. Neun Jahre hatte er diesen Ehrenposten inne. Seine großen Verdienste in dieser Stellung
zu würdigen, mag die Zeit noch nicht gekommen sein. Sie würden mehr in die Augen springen, wenn ein Gehör-
leiden ihm seine Tätigkeit als Leiter des Vereins nicht sehr erschwert hätte. Aus seinem Munde und aus seinen Briefen
weiß ich, daß ihm bei seiner vornehmen Denkungsort nichts so sehr am Herzen gelegen hat, als die uneigennützigste
Förderung unserer Berufs- und Standesinteressen. Neue Zeiten brauchen neue Männer. Als die Verhältnisse auf eine Neu-
organisation hindrängten, wie sie nachher in der Umwandlung des Vereins Deutscher Gartenkünstler in die Deutsche
Gesellschaft für Gartenkunst zum Ausdruck kam, schied er mit Ablauf des Jahres 1905 aus seinem ehrenvoll ver-
walteten Amte, der Sache, der er gern gedient hatte, sein wärmstes Interesse bewTahrend.
Sein Tod ist überraschend gekommen. Möge er den Anstoß zu besinnlicher Einkehr geben und alle, die im
Tageskampfe die idealen Werte unseres Berufs und unserer Kunst nicht aus den Augen verloren haben, zu ein-
trächtigem Zusammenwirken mahnen.
Ehre und Friede seinem Andenken!
Hannig:.
Für die Redaktion verantwortlich:
Stadt-Gartendirektor He icke, Frankfurt a. M. — Verlag von Gebrüder Borntraeger, Berlin SW. 11,
Dessauer Strasse 29. — Druck von A, W. Hayn's Erben, Potsdam.