DIE GARTENKUNST
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greift, wie es über praktische und technische Fragen Auskunft
erteilt. Man hat darauf leider nicht verzichtet, doch scheidet
naturgemäfs das alles, so sachlich und nützlich es sein mag,
für die Beurteilung vom fachlichen Standpunkte völlig aus.
Langes Forderung der Naturwahrheit im Garten ist aus
seinen früheren Veröffentlichungen wohlbekannt, doch will uns
bedünken, dal's in diesen minder lehrsamen Arbeiten grol'se
Gesichtspunkte besser zur Geltung gelangten. Wir haben
Lange geschätzt als eine Art von Dichternatur, von der wir
wertvolle Anregungen gewärtigten für unsere oft allzu nüch-
ternen und schulmässigen Anlagen. Das Schicksal hat ihn
zum bildenden Künstler bestellt, und im schulmässigen Lehr-
gänge verhärten sich zu grob-stofflichen Vorschriften die ldeale_
Wenn im angestrebten, bodenständigen Heimatgarten die
Kunstgriffe, die mit bildender Kunst rein gar nichts zu tun
haben; an sich freilich manchmal eine vorzügliche Beobachtung
in den vielfach zu Unrecht übersehenen Einzelheiten bekunden.
Aber Langes naturwissenschaftliche Anschauung vermag da-
durch an künstlerischem Adel nicht zu gewinnen.
Das scheint er s< lbst zu fühlen, und so sucht er nach
weiteren Mitteln der Steigerung, um seinen Szenerien Inhalt
zu geben, pflanzt tote Bäume und errichtet allerlei Menschen-
werk von vorgetäuschtem Zweck und Alter, schafft damit
selbst ganze „Garten"-Partien und merkt nicht, wie weit er
sich beispielsweise in seinem „Dorfweiher" von allem entfernt
hat, was Kunst und was Natur heifst.
Selbst die ganze Sentimentalität des achtzehnten Jahr-
hunderts glaubt er in seinem Naturgarten zu fiate ziehen zu
Gesamtansicht des Buchner'schen Gartens
vor dem Kunstgewerbehaus auf der Bayrischen Jubiläums-Landesausstellung 190ß in Nürnberg.
fremden Pflanzen, welche zum Teil längst Heimatrecht er- sollen. Nach seinen besonderen Angaben kombinierte Szenerien
hielten im deutschen Parke, geduldet werden sollen durch hält er für geeignet, durch sie eine wohltätige Gymnastik des
physiognomische Angleichung zu ähnlichen Erscheinungen der Gemütes zu exerzieren und sucht die Wirkungen sicherzustellen
heimatlichen Flora, so ist das als vorzüglicher Ausweg und durch Einfügung allegorischer, märchenhafter und mytholo-
als Anerkennung ihrer Schönheit zu loben. Soll dieses Mittel gischer Gestalten sowie durch inschriftliche Hinweise. —
aber gleichzeitig als erste und anscheinend wichtigste Stufe Hirschfeld redivivus!
dienen zur „Steigerung der Natur zur Idee hinauf", zum Nach-
weis der Kunst in der landschaftsgärtnerischen Tätigkeit, dann --Wir wollen trauern> dafs wir unseren Willy Lange
wird das künstlerische Niveau zu nahezu mechanischer Han- nicht mehr haben' der uns von seinem schönen Dietharz aus
tierung herabgedrückt, zumal säuberlich bearbeitete Tabellen erzäMte von Wasserfällen nnd Bauerngärten und versonnenen
dafür bereitgestellt sind. Plätzchen, der da anregte und ermunterte, „wer Augen hat
Als weiteres Mittel der Kunst ist die Verwertung bunt- zu sehenl<- Sein Naturgarten von damals war ein Ideal, ein
laubiger Pflanzen zu einheitlichen Farbeneffekten empfohlen kunstfremdes freilich, aber voll von Anregungen, die in den
unter Innehaltung der natürlichen Vegetationsmotive. Ein ^hmen des Bestehenden vortrefflich sich eingliederten; was
andermal wird als Steigerung der Natur die erhöhte Aus- er fürKunst hielt, hat alles zerstört, ist Bückschritt
nutzung des Baumes durch reiche Verwendung von Lianen an- An sich betrachtet, stellt das Werk eine ungemein fleifsige
geboten und schliesslich sogar die Darstellung besonderer und sorgfältige Arbeit dar; aber die Panoptikumbildnerei, die
Bilder zur Anreizung der dichterischen Phantasie. — Das sind Spekulation auf seelische Affekte und der Mangel künst-
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greift, wie es über praktische und technische Fragen Auskunft
erteilt. Man hat darauf leider nicht verzichtet, doch scheidet
naturgemäfs das alles, so sachlich und nützlich es sein mag,
für die Beurteilung vom fachlichen Standpunkte völlig aus.
Langes Forderung der Naturwahrheit im Garten ist aus
seinen früheren Veröffentlichungen wohlbekannt, doch will uns
bedünken, dal's in diesen minder lehrsamen Arbeiten grol'se
Gesichtspunkte besser zur Geltung gelangten. Wir haben
Lange geschätzt als eine Art von Dichternatur, von der wir
wertvolle Anregungen gewärtigten für unsere oft allzu nüch-
ternen und schulmässigen Anlagen. Das Schicksal hat ihn
zum bildenden Künstler bestellt, und im schulmässigen Lehr-
gänge verhärten sich zu grob-stofflichen Vorschriften die ldeale_
Wenn im angestrebten, bodenständigen Heimatgarten die
Kunstgriffe, die mit bildender Kunst rein gar nichts zu tun
haben; an sich freilich manchmal eine vorzügliche Beobachtung
in den vielfach zu Unrecht übersehenen Einzelheiten bekunden.
Aber Langes naturwissenschaftliche Anschauung vermag da-
durch an künstlerischem Adel nicht zu gewinnen.
Das scheint er s< lbst zu fühlen, und so sucht er nach
weiteren Mitteln der Steigerung, um seinen Szenerien Inhalt
zu geben, pflanzt tote Bäume und errichtet allerlei Menschen-
werk von vorgetäuschtem Zweck und Alter, schafft damit
selbst ganze „Garten"-Partien und merkt nicht, wie weit er
sich beispielsweise in seinem „Dorfweiher" von allem entfernt
hat, was Kunst und was Natur heifst.
Selbst die ganze Sentimentalität des achtzehnten Jahr-
hunderts glaubt er in seinem Naturgarten zu fiate ziehen zu
Gesamtansicht des Buchner'schen Gartens
vor dem Kunstgewerbehaus auf der Bayrischen Jubiläums-Landesausstellung 190ß in Nürnberg.
fremden Pflanzen, welche zum Teil längst Heimatrecht er- sollen. Nach seinen besonderen Angaben kombinierte Szenerien
hielten im deutschen Parke, geduldet werden sollen durch hält er für geeignet, durch sie eine wohltätige Gymnastik des
physiognomische Angleichung zu ähnlichen Erscheinungen der Gemütes zu exerzieren und sucht die Wirkungen sicherzustellen
heimatlichen Flora, so ist das als vorzüglicher Ausweg und durch Einfügung allegorischer, märchenhafter und mytholo-
als Anerkennung ihrer Schönheit zu loben. Soll dieses Mittel gischer Gestalten sowie durch inschriftliche Hinweise. —
aber gleichzeitig als erste und anscheinend wichtigste Stufe Hirschfeld redivivus!
dienen zur „Steigerung der Natur zur Idee hinauf", zum Nach-
weis der Kunst in der landschaftsgärtnerischen Tätigkeit, dann --Wir wollen trauern> dafs wir unseren Willy Lange
wird das künstlerische Niveau zu nahezu mechanischer Han- nicht mehr haben' der uns von seinem schönen Dietharz aus
tierung herabgedrückt, zumal säuberlich bearbeitete Tabellen erzäMte von Wasserfällen nnd Bauerngärten und versonnenen
dafür bereitgestellt sind. Plätzchen, der da anregte und ermunterte, „wer Augen hat
Als weiteres Mittel der Kunst ist die Verwertung bunt- zu sehenl<- Sein Naturgarten von damals war ein Ideal, ein
laubiger Pflanzen zu einheitlichen Farbeneffekten empfohlen kunstfremdes freilich, aber voll von Anregungen, die in den
unter Innehaltung der natürlichen Vegetationsmotive. Ein ^hmen des Bestehenden vortrefflich sich eingliederten; was
andermal wird als Steigerung der Natur die erhöhte Aus- er fürKunst hielt, hat alles zerstört, ist Bückschritt
nutzung des Baumes durch reiche Verwendung von Lianen an- An sich betrachtet, stellt das Werk eine ungemein fleifsige
geboten und schliesslich sogar die Darstellung besonderer und sorgfältige Arbeit dar; aber die Panoptikumbildnerei, die
Bilder zur Anreizung der dichterischen Phantasie. — Das sind Spekulation auf seelische Affekte und der Mangel künst-