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Die Gartenkunst — 9.1907

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Zahn, Fritz: Betrachtungen zum Wettbewerb Stadtpark Schöneberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0063

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IX, 3

DIE GARTENKUNST

57

jektivität in der Bewertung der Idee, der Durchführbarkeit
des Projektes usw. zu befleißigen, doch bei dem Bnd-
urteil auch die ganze Aufmachung mit bestimmend sein
kann. Es ist ja auch ganz natürlich, da ein in raffi-
nierter Zeichentechnik dargestellter Entwurf schon hier-
durch besticht, sich dem Auge und dem Geiste schärfer
einprägt und somit leichter auf ihn zurückgegriffen wird,
als es bei einem einfachen, einfarbigen Entwurf der Fall
sein dürfte.

Die einfache Darstellung empfehle ich im Interesse
der Bewerber selbst. Sie erfordert weniger Zeit; gestattet,
die so notwendigen Abend- und Nachtstunden zu Hilfe
zu nehmen, ohne in der Parbenzusammenstellung das
Auge beleidigende Mißgriffe zu tun. Diese einfache Dar-
stellungsweise, die in scharfen Linien alle Einzelheiten
klar und deutlich vor Augen führt, verdient auch schon
wegen ihrer schärferen Reproduktion den Vorzug. Mit
welchen Schwierigkeiten selbst ein in der Aufnahme von
Zeichnungen geübter Photograph zu kämpfen hat, habe
ich hier zur Genüge erfahren. Gerade die Arbeiten, die
durch ihre malerische Wirkung am besten gefallen, sind
meistens für die Reproduktion weniger gut geeignet.

Als weitere Forderung, gegen die hier auch gefehlt
ist, muß genannt werden: Anfertigung der Entwürfe in
gleichem Maßstabe. Nicht darf ein Teil der Zeichnung
z. B. im Maßstab 1 : 500, der andere 1 :250 dargestellt
sein. Der letztere Maßstab gestattet eine ganz andere
malerische Wirkung in das Blatt hineinzulegen, gestattet
die Einzelheiten schärfer, genauer und übersichtlicher dar-
zustellen, was einen Vorteil denen gegenüber bedeutet,
die den gleichen Maßstab in ihrer Arbeit innegehalten
haben. Die Verdoppelung des Maßstabes bedingt ein
größeres Blatt, das wiederum durch seine Größe anzieht
und auffällt. Es erscheint aus alledem die Forderung:
gleicher Maßstab, gleiches Format, berechtigt. Ich be-
merke, daß in den Bedingungen ein bestimmter Maßstab
für den technischen Plan nicht gefordert war, so daß
vielleicht hieraus der Schluß gezogen werden konnte, die
Wahl desselben sei dem Bewerber überlassen. Gleiches
Format, das in seinen Längen- und Breitenmaßen genau
vorgeschrieben sein sollte, fordere ich noch aus einem
rein praktischen Grunde. Das Aufhängen der Pläne, die
Verteilung derselben wird dadurch erleichtert und die
ganze Planausstellung übersichtlicher, ein Vorteil für die
Preisrichter einerseits, für die Bewerber anderseits. Die
letzteren haben den Nachteil, wenn ihre Arbeit an zwei
verschiedenen Stellen, etwa an der Vorder- und der
Rückwand der Stellage hängt, wenn die Zeichnungen des
einen übergreifen in das Gebiet des anderen und tech-
nische Zeichnungen einer Arbeit z. B. mit Klammern an
den Hauptplan des Nachbarn befestigt sind.

Unangenehm war es auch, daß scharfe Trennungs-
linien zwischen den Arbeiten der einzelnen Bewerber nicht
vorhanden waren, wodurch der Überblick gestört und das
eingehende Studium erschwert wurde. Zudem hingen die
technischen Pläne häufig so hoch, daß es kaum möglich
war, die Einzelheiten zu erkennen.

Der meistens in kräftiger Farbe gehaltene Gesamt-

plan hätte es viel eher vertragen können hoch 'zu hängen;
in Augenhöhe aber mußten sich die technischen, die Profil-
und Horizontalen-Pläne befinden, denn aus diesen erst
ist bei so bewegtem Gelände zu erkennen, ob der Ver-
fasser es verstanden hat, die Eigentümlichkeiten auszu-
nützen und zu gesteigerter Wirkung zu bringen.

Ich erwähne dies, um bei künftigen Wettbewerben
diesen Mangel an Übersichtlichkeit vermieden zu sehen
und kann nur empfehlen, zur Erleichterung der Übersicht-
lichkeit auch die Größe des Formates der Pläne vorzu-
schreiben. Die verschiedenen Blattgrößen, die oft nahezu
das Doppelte der erforderlichen Größe zeigten, haben den
mit dem Aufhängen der Pläne Beauftragten die Arbeit
sehr erschwert und es kann wohl behauptet werden, daß
die Bewerber zum Teil selbst die Schuld tragen an der
geringen Übersichtlichkeit.

Der Situationsplan gibt das Format an, dies braucht
nur innegehalten zu werden. Für Ansichten und Einzel-
zeichnungen kann diese Vorschrift allerdings keine An-
wendung finden, doch werden sich diese, weil kleineren
Formates, leichter einordnen lassen.

Wenden wir uns von den Grundplänen jetzt den An-
sichten zu, so ist zunächst festzustellen, daß diese in ver-
hältnismäßig geringer Zahl beigegeben waren, was wohl
darauf zurückzuführen ist, daß ihre Beifügung nicht Be-
dingung, sondern den Einsendern anheimgestellt war.

Sollte es nicht vorteilhaft sein, diese nicht dem freien
Ermessen zu überlassen, sondern zur Bedingung zu machen'?
Die Ansichten besagen mehr als der Grundplan, geben
erst das richtige Bild der Einzelteile der Anlage. Die
Forderung der Beigabe von Ansichten und Einzelzeich-
nungen wird den Verfasser zwingen, nicht an der Fläche
des Grundplanes zu kleben, sondern „räumlich" zu denken.
Der Standpunkt, daß aus dem Grundplan allein der Fach-
mann das Bild der Anlage sich konstruieren kann, ist —
glücklicherweise — überwunden. Aus ein paar parallelen
Linien, die den Grundriß einer Mauer zeigen, aus einem
Kreis oder Sechseck, dem Grundriß einer Laube, eines
Pavillons, kann man unmöglich schließen, wie der Ver-
fasser sich die einzelnen Gartenbauwerke im Aufriß, in
der Ansicht gedacht hat, kann man nicht ersehen, ob das
betr. Bauwerk hineinpaßt in das Bild, oder nicht.

Es kann eingeworfen werden, daß die mit'malerischen
Fertigkeiten weniger begabten Bewerber im Nachteil sind,
weil sie diese Forderung nicht erfüllen können. Dem ist
entgegenzuhalten, daß es unbenommen ist, die Zeichnungen
von einem anderen Künstler — wie es auch hier vielfach
geschehen ist — anfertigen zu lassen. Zu fordern ist
jedoch auch hier einfache, einfarbige Darstellung möglichst
ohne Stimmungseffekte (vgl. Artikel Kießling Seite 25 dieses
Jahrgangs), aufgenommen von den richtigen Standpunkten,
die denen der Wirklichkeitentsprechen. Nichts soll die Ansicht
versprechen, was sich nicht erfüllt, nicht soll eine Wirkung
vorgetäuscht werden, die vielleicht Jahrzehnte auf sich
warten läßt. Selbst auf die Gefahr hin, mit meinen Forde-
rungen mich vielleicht im Gegensatz mit einer größeren
Anzahl Fachgenossen zu setzen, als zu nüchtern, zu
praktisch, zu wenig künstlerisch denkend angesehen zu
 
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