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Die Gartenkunst — 9.1907

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Zahn, Fritz: Betrachtungen zum Wettbewerb Stadtpark Schöneberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0065

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IX, 3

DIE GARTENKUNST

59

an der anderen Seite Mieder in die Höhe führt. Die-
jenigen Verfasser, die auf Führung in annähernder Straßen-
höhe Gewicht gelegt haben in der lobenswerten Absicht,
den Passanten die Unbequemlichkeit des Auf und Ab zu
ersparen, haben dadurch einen neuen Wall geschaffen,
eine neue Trennungslinie der Anlage eingefügt, eine Ver-
kürzung der Längenwirkung erreicht. Hieran kann selbst
vollständiges Aufhöhen des Geländes zwischen diesem
Weg, der Bamberger und der Straße R nichts bessern.
Die Überschneidung der dahinter Hegenden Wasserfläche
wäre für den Einblick von der Ecke der genannten Straßen
aus eine zu große.

Da mit den Straßen als vorhanden zu rechnen war,
mußten dieselben auch Berücksichtigung finden, haupt-
sächlich gilt diese Forderung für die Straße S. Wenn
eine Straße von 24,0 m Breite sich gegen die Anlage
auf 36,0 m erweitert, zu einer Gartenstraße mit Mittel-
anlage sich ausbaut, dann kann wohl angenommen werden,
daß der Entwerfer des Stadtplanes diese Erweiterung in
der ganz bestimmten Absicht vorgenommen hat, von der
Straße überzuleiten zu dem Park, daher verlangt auch
die Straße eine Fortsetzung hinein in die Anlage oder
eine Betonung der Achse. Bei mehreren Entwürfen ist
dies von den Verfassern erkannt, aber nicht immer richtig
durchgeführt.

Schafft man einen Abschluß für die Achse durch ein
Bauwerk, dann muß es auch so hoch liegen, daß es sich
Uber das Straßenniveau erhebt, muß so kräftig sein, daß
es der Straßenbreite und der Länge gegenüber zur Wirkung
kommt. Der Entwurf Encke-Bolte hat durch die Erbauung
der Pergola mit den seitlichen Pavillons auf dem Plateau
H diese Forderung in bester Weise gelöst, ebenso Goebel-
Wien, während im Entwurf Krüpper durch die große Frei-
treppenanlage nur vom Park, vom Wasser aus die Straße S
eine Betonung erfahren hat, von der Straße her jedoch
dieser architektonische Aufbau wegen seiner tieferen Lage
trotz der beiden seitlichen Pavillons nicht genügend in die
Erscheinung tritt. Entwurf Ulrich führt die Straße weiter
durch einen Fußweg in der Achse derselben, baut einen
baumbestandenen Promenadenplatz auf, läßt aber leider
den Platz unter Straßenhöhe liegen, anstatt ihn kräftig
herauszuheben.

Als weitere zu erfüllende Forderung nenne ich die
richtige Behandlung des am Ausgang zum Platz R
liegenden dreieckigen Platzes. Hier mußte von der Spitze
ein direkter Weg zum Eingangsportal geführt, oder ein
größerer Platz, wie bei Entwurf I und II angeordnet
werden. Das Dreieck als eine Fläche zu behandeln, ist
dagegen als ungünstig zu bezeichnen, da es die über den
Platz kommenden Besucher des Parkes zwingt, um das
Dreieck herumzugehen, um zum Eingang zu gelangen.

Außer diesem und den vorstehend bereits besprochenen
Eingängen (Straße T, S, Platz V) bedurfte besonderer
Betonung der Zugang von der Bamberger Straße, Ecke
der Straße R,

Wer von Süden kommend die Bamberger Straße
entlang geht, wird unwillkürlich auf die durch den Schnitt
mit der Straße R gebildete spitze Ecke hingewiesen.

Hier mußte daher etwas Besonderes geboten, mußte
der Blick in die Anlage nach Möglichkeit offen gehalten
werden. Uberhaupt erscheint es mir wünschenswert,
nicht durch allzu dichte Grenzpflanzung die Anlage ab-
zuschließen gegen die Straßen, vielmehr zahlreiche Ein-
blicke besonders von dem Promenadenweg der Straße R
in dieselbe zu öffnen und den Passanten die Bilder des
Parkes zu bieten.

Selbst wenn beabsichtigt war, dem Park den Cha-
rakter möglichster Geschlossenheit zu geben, den Einfluß
der hohen Reihenhäuser auszuschalten, so war dies auch
bei lockerer, Einblicke freilassender Grenzbehandlung
möglich, da durch die tiefe Lage an sich schon ein Ab-
schluß bedingt ist.

Besondere Aufmerksamkeit in der Gestaltung er-
forderte die Bamberger Straße, die laut Programm als
Dammschüttung durch das Parkgelände geführt werden
soll, infolgedessen eine trennende Wand darstellt. Allee-
pflanzung auf dieser Strecke auszuführen, erscheint mir
als noch stärker trennendes Moment, daher sei der
Lösung im Entwurf Encke-Bolte besondere Beachtung ge-
schenkt. Die 7 Meter breiten Gehölzstreifen mit den un-
gezwungen verteilten Bäumen und dem Buschwerk
werden, da sie keine scharfe Linie wie die Allee dar-
stellen, da sie sich in ihrer Silhouette der übrigen
Parkpflanzung anpassen, weniger trennend wirken. Es
erinnert das Querprofil dieses Dammes an amerikanische
Parkstraßen, die auch den unregelmäßigen Baumwuchs mit
teilweiser Unterpflanzung zeigen. Ich verfehle nicht, auch
an dieser Stelle einer teilweise freieren Behandlung der
Bepflanzung an Straßen das Wort zu reden.

„Grunewiese" stellt sich über die Programmbestimmung
der Wallschüttung und wartet auf mit einer Überbrückung,
mit einer Durchführung des Sees nach Wilmersdorfer
Gebiet. Hier gibt es keine Trennung mehr, hier ist in
großzügiger Weise die Frage gelöst. Man vergegen-
wärtige sich das Bild. Dar Durchblick durch den Rahmen
der hochgespannten Brücke über die blumigen Wiesen
und die große Fläche des Sees. Nur schade, daß es nur
Projekt bleibt, nicht Wirklichkeit werden kann, denn ge-
rade hier lagert eine Moorschicht von so gewaltiger
Mächtigkeit, daß die Fundierungen der Pfeiler nur unter
Aufwendung immenser Mittel ausgeführt werden können.

Dies sind außer den im Programm genannten, die
wesentlichsten Punkte, deren künstlerische Lösung den
Erfolg brachte. Über die von den einzelnen Verfassern
getroffenen Maßnahmen, über deren eigene Ansicht, geben
die Erläuterungsberichte genügend Auskunft, so daß ein
Eingehen darauf sich erübrigt.

Außer den prämiierten und angekauften Entwürfen
verdient der Entwurf: „Einheitlich" Beachtung. Er ist einer
von den glücklicherweise vielen gleichwertigen, von denen, die
sicher mit zur Wahl gestanden haben, aber bei engerer und
engster Wahl ihren mit größeren Vorzügen ausgestatteten
Brüdern weichen mußten. Ruhe in der Disposition, in der
Pflanzung zeichnet ihn aus. Es ist versucht, die beiden durch
die Straße P getrennten Parkteile in Beziehungen zuein-
ander zu bringen durch die Aussicht auf den hoch-
 
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