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Die Gartenkunst — 9.1907

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Forsyth Johnson, J.: Die Grundzüge der Landschaftsgestaltung, [1]: Hinweise, wie man die natürlichen Schönheiten von Gebüschen und Waldungen in Erscheinung treten lassen kann
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0080

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74

DIE GARTENKUNST

IX, 4

Wir erblicken die Objekte der Landschaft im Umriß
und Profil.

Die Gesetze des Umrisses bilden Masse und Abstand.
Fig. 4 veranschaulicht, wie die auf den Beschauer zu-

Strahlungsgesetze für Masse und Umfang.

Fig. 4. Drei natürliche Gesetze für Szenerieaufbau: Masse,
Abstand und Strahlung.

laufenden Linien der Masse und Perspektive dem Auge
auf einmal den besten Überblick geben. Die Perspektiv-
linien beschäftigen den Geist am hervorragendsten. Der
Abstand richtet sich nach diesen Kurven. Von diesen
zwei Grundregeln müssen wir ausgehen bei der Ent-
wickelung der beabsichtigten landschaftlichen Charaktere.
Ihre Wirkungen müssen wir zuerst beobachten und im
rechten Verhältnis festlegen. Sie führen uns dahin, alle
Charakterzüge des Landes sachgemäß in ihrer Eigenart zu
entwickeln.

Fig. 4 und 5 veranschaulichen die 3 Regeln für die
Behandlung der Umrißlinien. Die Massenlinien geben die
Bildszenerie fürs Auge, wobei 90° die äußerste Grenze dar-
stellen, während manche sagen, daß wir nicht mehr als
60° überblicken können.

In Fig. 5 a sehen wir die Kurvatur der Natur in straßen-
mäßiger Weise beschnitten. Fig. 5b illustriert die Art und
Weise wie man gemeinhin ihre Entwickelung versucht.
Fig. 5 c endlich zeigt uns die Resultate einer Entwickelung
des Umrisses gemäß natürlichen Gestaltungsgesetzen.

Gerade Linien, die den Blick festhalten, machen das
Arrangement unnatürlich. Sie gemahnen an Begrenzung,
anstatt den Eindruck von Unendlichkeit hervorzurufen. Das
durch Fig. 5a und b skizzierte A^erfahren wird überall von
Leuten ausgeübt, die sich Landschaftsgärtner nennen,
aber die Schönheiten des Landes nicht sehen können.
Fig. 8 verdeutlicht, wie die natürlichen Gesetze von Umriß
und Ausstrahlung ein breites Bild beherrschen, das in
seinen Grundzügen von den Massenlinien beherrscht wird.
Beim Ausblick vom Zentrum des Weges strahlen die Sicht-
linien in der angegebenen Art aus; Einzelheiten werden
durch Abstandsentwickelung von Ecken usw. angezeigt.

Wir müssen uns die Wichtigkeit des Verständnisses
der Konturlinien so fest als nur möglich einprägen.

Abstän de.

Hatten wir in Fig. 5 breite Sichten vor uns, so führt
uns Fig. 6 zur Aufschließung langer Durchblicke. In a
sehen wir die gewohnte Art, Abstände zu arrangieren, b
zeigt die ebenso gewöhnliche falsche Art und Weise, wie
wir sie schon bei 4 behandelten, und in Fig. 6 c lernen
wir erkennen, wie nützlich die Gesetze der Perspektive sind,
wenn die Verhältnisse ihre Anwendung am rechten Orte
gestatten.

Alle landschaftlichen Eindrücke werden den Sinnen
durch die großen Gesetze von Masse und Abstand vermittelt.
Damit ist jedes Landschaftsbild von einem der beiden be-
herrscht oder meist von beiden, indem aber das eine das
andere überwiegt. Haben wir eine lange Sicht, so herrscht
das Abstandgesetz und das der Masse zeigt die Details,
umgekehrt ist es bei einem breiten Bild.

a) Gewöhnliche Art der Begrenzung.

__J

b) Das übliche Ausbuchtungssystem.









KOAO.

c) Das Ergebnis der regelrechten Massenentwicklung. Natür-
liche Gliederung, Massen und Abstand in solcher Entwickelung,
dafs die unendlichen, die Lebendigkeit der Landschaft aus-
machenden Reize an Licht und Schatten zur Geltung kommen.

Fig. 5. Die Behandlung breiter Sichten, die praktischen Re-
sultate regelrechter Massenentwickelung veranschaulichend.
 
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