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Die Gartenkunst — 9.1907

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DIE GARTENKUNST

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spricht nicht den Anforderungen. Im übrigen beweist das
Projekt, daß der Verfasser mit großer Liebe die Aufgabe be-
arbeitet hat.

„Schönes Tal." Die architektonische Lösung des östlichen
Teils, die Fortsetzung der Achse über den Untergrundbahnhof
hinweg erinnert in der Hauptdisposition an Grunewiese, aller-
dings ohne deren großzügige Wirkung zu erreichen. Für die
Einmündung des Eingangs von Flatz R in die Anlage hätte
eine dem Achsenaufbau mehr angepaßte Lösung gefunden
werden müssen. Etwas zu klein ist die Wasserfläche im west-
lichen Teil.

„B e t u 1 a" trägt nicht den im Programm verlangten
Charakter einer, natürlichen Landschaft. Die auf der An-
schüttung vorgesehene Terrasse mit der glyicnenberankten
Pergola, die mit Bastei bezeichneten massigen Bauten, der in
natürlichen Formen gehaltene symmetrische Teich, die hohen
Hecken als seitliche Begrenzung eines Teiles der Wege usw.
erinnern an die Zeit, in der man sich von der architektonischen
Giestaltung auch in landschaftlichen Anlagen noch nicht recht
loslösen konnte, und wie es uns der sog. Salzmannsche Plan
von Sanssouci zeigt.

Bei „Volkswohl I" verdient der architektonische An-
schluß des Teiches an die Bambergerstraße Beachtung, doch
ist leider die große Fläche durch die Einfügung einer Insel
zerschnitten, der projektierte Pavillon nicht in die Achse der
Straße S gerückt.

„Fortuna" läßt die Betonung der Straße „S" und die für
den Zugang zum Park notwendige Teilung des Platzes „R"
ve.imissen. Die Alpenanlage an der Bambergerstraße, der
kleine Teich im östlichen Teil mit seinen sehr zerrissenen
Ufern (Vierwaldstätter See) fällt aus dem landschaftlichen
Charakter der Umgebung ganz heraus.

Die Beurteilung von „Hain" wird erschwert durch die
auf den Kopf gestellte Zeichnung. Es ist unbegreiflich, daß
der Verfasser nicht die Lage des Geländes im Situationsplan
benutzt hat. Die Seeflächen sind zerrissen, die Anordnung
auf Platz R ist gut, doch ist die Achsenbetonung Straße S
verfehlt.

Das letztere gilt auch von „Unten durch"; namentlich
ist hier zu tadeln, daß die Treppenanlage gänzlich aus der
Achse herausgeschoben ist.

Bei „Oase" ist der dichte Schluß gegen die umgebenden
Straßen in dem beabsichtigten Charakter der Anlage bedingt.
Die Wasserflächen hätten eine größere Ausdehnung zeigen
müssen, um der Programmforderung zu genügen.

„Prosit Neujahr." Gut gelöst ist der Eingang vom
Platz R, jedoch bietet die Pflanzung zu wenig Schutz, die
Durchquerung von der Straße T nach Platz V unter Benutzung
einer Insel kann als den Durchblick hindernd als wenig glück-
liche Lösung angesehen werden. Genau so wie der Verfasser
„Dem Volke" kann sich dieser Autor nicht loslösen von den
spitzen Ecken der Wegekreuzungen und Einmündungen.

„Birken und Eichen." „Mit unserem Entwurf wollen
wir dartun, daß die Forderung des Preisausschreibens, eine
Parkanlage im Charakter einer natürlichen Landschaft zu schaffen,
recht wohl erfüllbar ist, ohne immer wieder die sattsam bekannten
Bretzelwege vorzusehen, die der Landschaftsgartenkunst in
letzter Zeit reichliche Kritik eingetragen haben." (Aus dem
Erläuterungsbericht.)

Die Bretzelwege sind vermieden. Nur ein Umgangsweg
führt um die fast die Hälfte des Geländes einnehmende Wasser-
fläche, die in ihren Formen sich nahezu den graden Linien
der Begrenzung anschließt. Zweifellos erfüllt dieser Entwurf
in bester Weise die Programmforderung: Wasserflächen für

Eis- und Rudersport zu schaffen. Diese große Wasserfläche,
die nur am Bande auftretende massige Pflanzung geben der
Anlage einen durchaus ruhigen und großzügigen Charakter.

Im „Volkspark" ist die Verbindung T V in Straßen-
höhe als Wall durchgeführt, hierdurch dem großen Parkteil
eine unnötige Trennungslinie eingefügt. Daß die Ecke Bam-
bergerstraße und Straße Ti durch Pflanzung dicht geschlossen
und so jeder Einblick in die Anlage verwehrt ist, kann nur
als ungünstig bezeichnet werden.

„Fenngelände" erinnert teilweise an Entwurf „Schlicht 1".
Der Verfasser läßt die Architektur des Bahnhofes zur Geltung
kommen und schafft auch einen Laufbrunnen an der Ecke der
Bambergerstraße. Die sonst ruhige Disposition wird jedoch
gestört durch einen unruhigen Doppelweg für die Verbindung
T-V. '

In „Schlicht II" sehen wir eine Anlage vor uns, welche
die Eigenarten des Geländes und die Architektur — Unter-
grundbahnhof — gut auszunutzen versteht und an der Dar-
stellungsweise erkennen läßt, daß ihr Verfasser auf dem Ge-
biete der Wettbewerbe zu Hause ist.

„Friede" hat sich den Blick auf das Wasser von Ein-
gang R in den östlichen Teil durch ungünstige Lage des
Teiches verbaut. Die Pavillons, deren je einer im östlichen
und westlichen Teil hoch über dem Wasser errichtet sind,
hätten in ihrer Ausgestaltung etwas Verschiedenheit aufweisen
müssen. Die Wegdisposition ist ungünstig, da ein ruhig ver-
laufender Weg, der einen Spaziergang durch die Anlage ge-
stattet, fehlt.

„In seiner Jahre Blüte schafft einer für viele"
konnte in der Bepflanzung massiger gehalten sein. Störend
sind die vielen gleichmäßig sich wiederholenden Kurven des
Teiches. Eine unglückliche Anordnung zeigt im östlichen
Teil der Wasserfall, der nur vom Park her zur Wirkung
kommt, dem vom Platz R Eintretenden aber die Rückseite zeigt.

„Nichts zu viel" bringt viel zu viel Wege, zerschneidet
das Gelände und kommt zu keiner ruhigen Wirkung. Die
Achse der Straße „S" ist richtig betont. Eine bessere Zeich-
nungs- und Darstellungsweise in weniger disharmonischen
Farben ist dem Verfasser anzuraten,

Gleichfalls durch einen großen Wegereichtum zeichnet
sich „Per aspera ad astra" aus. Die Grottenbauten passen
nicht hinein in das Bild der märkischen Landschaft. Eine
größere Beachtung hätte den Durchsichten und dem Platz R
geschenkt werden müssen.

„Über Berg und Tal" hat zu viel Wege und ist in der
Pflanzung zu unruhig gehalten.

In „Landschaft" wirkt der Mittelweg in der Längs-
richtung der Anlage störend; die beiden in der Form gleich-
mäßigen Teichanlagen sind von zu geringer Flächenaus-
dehnung. Der Spielplatz an der Ecke der Bambergerstraße
liegt ungünstig, weil durch die Baumpflanzung der sonst
wirkungsvolle Durchblick verbaut ist.

„Etwa". Durch dichte Pflanzung gegen jeden Blick von
den umgebenden Straßen abgeschlossen, mit nur einem einzigen
Durchblick im Innern über die viel zu geringe Wasserfläche,
verrät der Entwurf Benutzung bekannter Schablonen. Über
das wenig Gute der Arbeit können nicht einmal die beige-
fügten Ansichten aus der Vogelperspektive mit ihrer auf-
dringlichen Farbengebung hinwegtäuschen.

„Borealis". Unruhe wäre ein besseres Motto gewesen.
Sie zeigt sich in den Wegen, im Wasser, in der Pflanzung
und in dem Grottenbau, welcher bei Offenhaltung einiger
„Fenster" dem Untergrundbahnhof Licht gehen soll.

„Nimm mich mit". Richtig erkannt ist die Betonung
 
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