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Die Gartenkunst — 9.1907

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Riebe, H.: Der "wilde Garten" in England
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0100

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94

DIE GABTENKUNST

IX, 5

bildend. Ein bezeichnendes Gegenbeispiel konnte man in
dem nicht weit von Kew gelegenen Terrace Garden zu
Richmond beobachten, der veimöge seiner bergigen Lage
am malerischen Themseufer als der schönste Landschafts-
garten Londons gilt. Hier hatte man Crocus in bunt
zusammengewürfelten Gruppen im Rasen angesiedelt, was
entschieden nicht den ruhigen und natürlichen Bindruck
erzielte, den man in Kew gewann. Ganz hübsch und bunt

studien. Ihr Anblick wirkt in der Tat bezaubernd und
ich habe sie in solchen Mengen wachsend nie wieder ge-
sehen. Ich schätze einen dieser blauschimmernden
Teppiche auf über einen Morgen im Umfang. Jenseits des
Weges erscheinen sie dann noch in kleineren Trupps und
einzeln im Grase, wo sie sich bereits mit prächtigen, gold-
gelben Narzissen mischen, die hier besonders üppig und
großblumig werden, da der Untergrund ein mooriger ist.

Aus den „Wilden Gärten" des Kgl. Botan. Gartens zu Kew: 5. Staudengruppe (Crarnbe orientalis, Spiraea Aruncus pp.).

war es ja auch und erfreute viele Tausende; ähnliches
konnte man auch im Hydepark und anderen öffentlichen
Gärten Londos beobachten — der Geschmack des großen
Publikums ist ja auch so verschieden!

Galanthus und Scilla sollten nur im Busch oder unter
großen, alten Bäumen, wo Gras nicht gedeihen oder nur
spärlich wachsen kann, gepflanzt werden. Im freien, üppig
grünenden Rasen würden sie nur ein kümmerliches Dasein
fristen und schon nach wenigen Tagen ganz verschwinden.

Die in England so beliebten und auch wildwachsenden
„Bluebells" (Scilla nutans) sind in großen Mengen besonders
wirkungsvoll. In den wilden Gärten nahe der „Queens
Cottage" zu Kew befinden sich große Flächen dieser „Blau-
glocken" unter lichten Buchenbeständen. Zur Blütezeit
geben sie Künstlern willkommene Gelegenheit zu Mal-

Von den unzähligen Arten und Spielarten der Narzissen
sind für unsere Zwecke besonders die einfachen oder
Daffodils (N. Pseudonarcissus) zu empfehlen.

Eine große Anzahl weiterer Frühlingsblüher, wie sie in
ihrer natürlichen Umgebung zur Anwendung kommen
sollten, könnte ich nennen, aber alle anzuführen würde den
Rahmen meiner heutigen Arbeit überschreiten. Da wären
noch wohlriechende Daphne und andere auf zu zählen, die
sich nahe dem Bache wohl fühlen, Leberblümchen und
Schlüsselblumen, Anemonen. Ranunkeln, selbst Wiesen-
schaumkraut und Sumpfdotterblumen dürfen nicht fehlen.
Dem, der sichs leisten kann, steht noch ein weites Feld
offen, neben den bei uns heimischen oder bereits einge-
wöhnten Pflanzen, Neulingen aus fremden Ländern eine
neue Heimstätte zu schaffen. Namentlich aus dem fernen
 
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