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Die Gartenkunst — 9.1907

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Cordel, Oskar: Die Erste Große Berliner Bindekunstausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0109

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IX, 5

DIE GARTENKUNST

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zu benutzen, scheiterte an der hohen Mieteforderung
(50000 Mark und 20 v. H. der Einnahme), so daß man
schliesslich auf den neuen Saalbau des Landesausstellungs-
parkes, der schon die Chrysanthemumausstellung Herbst
1905 beherbergt hatte, zurückgreifen mußte, obschon die
Räume dieses Baues für den Zweck nicht ausreichten
und durch ziemlich weit entlegene Stadtbahnbögen ver-
vollständigt werden mußten.

Die Einteilung und Anordnung des Materiales war
die folgende: Die östliche Halle des Baues, die man zu-
nächst betritt, enthielt eine Anzahl von Bindereien, die
das Programm als Huldigungen für die Kaiserin be-
zeichnete. Der nach links anschließende große Hauptsaal

achtung fanden. Es ließen sich sogar Stimmen hören,
die eine Erweiterung des Programms nach dieser Richtung
für zweckmäßig gehalten hätten: Blumentische, Blumen-
fenster, Balkone, Treppen- und Nischendekorationen u. dgl.
Der beschränkte Raum mag Hauptgrund gewesen sein,
daß man sich hierin Beschränkungen auferlegt hatte; auch
so, wie sie war, befriedigte die Ausstellung augen-
scheinlich.

Von einer genaueren Besprechung, namentlich der
eigentlichen Bindereigruppen nehme ich Abstand; im
großen und ganzen zeigte sich die Kunst der Berliner
Binder durchaus auf der Höhe. Geschmack und Tecknik
wetteiferten mit der reichen Verwendung edlen Materials,

Aus „Wie wir unsere Heimat sehen": Blick auf Hamburg vom Steinwärder aus.

brachte Blumenstücke lür Jubiläen und sonstige festliche namentlich auch massenhafter Orchideen und prächtiger

und freudige Anlässe, ferner die Tafeldekorationen. In Treibrosen.

den beiden westlichen Quersälen hatte der Hochzeits- Mit Auszeichnung zu nennen wären u. a. die Firmen

schmuck eines fürstlichen Hauses Aufstellung gefunden. A. Nigrin, Theodor Hübner, Jul. Zander, H. Krüger, Herrn.

Vom Eingangssaale rechts, also östlich, gelangte man zu Wendorf, 0. Bernstiel Nachf., C. Bernstein, Chr. Drescher,

den Bindereien für Trauerfälle, und von da durch einen H. Fasbender.

langen Gang zu den Stadtbahnbögon, deren letzter den Was die geforderte Charakteristik betrifft, so hielt
„Wintergarten eines Weltreisenden" enthielt, während der sie sich viefach in den Grenzen bloßer Äußerlichkeiten;
vorletzte ein Biedermeierzimmer und den Brautschmuck in anderen Fällen war jedoch der ehrliche und zuweilen
umschloß. Im Vorräume hatten noch einige kleinere geschickte Versuch gemacht, durch Art und Anordnung
Wintergärten und dekorierte Tafeln Platz gefunden, in der Blumen stimmungsvolle Stücke hervorzubringen,
dem Verbindungsgange, dessen natürliche Öde durch eine Manche dieser Stücke muteten recht gelungen an, so eine
Lorbeerallee gemildert war, sah man einige Beispiele von Blumenspende für das Jubiläum einer Fischerinnung: eine
Wanddekorationen aus Dauermaterial. reizvolle Gruppierung von Wasserpflanzen mit einem Fisch-
Wie man sieht waren die Veranstalter nicht einseitig netze als Marke; ferner ein nettes Geschenk für einen
vorgegangen; sie hatten vielmehr durch Aufnahme der ABC-Schützen: Botanisiertrommel und Schiefertafel in
Wintergärten und der dekorierten Innenräume das Pro- Blumen und Grün; das Jubelgeschenk für einen Kunst-
gramm zu beleben und die Ausstellung anziehender zu gelehrten: ein antiker Wasserbehälter mit Pinienzweigen
machen gesucht — mit Recht; denn der Erfolg lehrte, und dunklen Iris. Wenn demgegenüber ein Kranz für
daß gerade diese Teile des Ganzen hervorragende Be- einen Schauspieler nichts weiter an Charakteristik auf-
 
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