Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 9.1907

DOI Artikel:
Heicke, C.: Der alte Park zu Bad Nauheim 1857 - 1907
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0119

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
[X, 6 DIE GART ENKUN'ST 113

Nach der Vollendung des Ganzen wird sich
in Verbindung mit den zwischen den Bauton
geplanten Schmuckhöfen und Schmuck-
gärten und dem Grün des Parkes im Hinter-
grunde ein Bild von großer Schönheit er-
geben. Eino ähnliche Anlage, allerdings
entsprechend den damaligen Bedürfnissen
von bescheidenerem Umfang, ist vor 50 Jahren
bereits nach der oben erwähnten ersten
Bleistiftskizze H. Siesmayers vorgesehen
gewesen. An ihrer Stelle wurde dann aber
ein den Blick versperrendes, zur Achse
der Bahnhofsallee quer gelagertes Gebäude
errichtet, das jetzt den Neubauten Platz ge-
macht hat.

Hat man diese Gebäudegruppen hinter
sich, so betritt man den eigentlichen Park
und gelangt, den Usabach überschreitend
und dem Promenadenweg geradeaus folgend,
in langsamer Steigung zu dem Kurhause
Aus den Nauheimer Kuranlagen: Blick nach dem Kurhause. mit seinen geräumigen Terrassenanlagen.

Auf dem Wege dahin bieten sich rechts
in ungefähr 1000 m Länge hin. Weite Wiesenflächen, und links eindrucksvolle Parkbilder von großer Schön-
umrahmt von malerischen Baumgruppen, Kühlung spendende heit. Nirgends wird der Eindruck durch kleinliches
lichte Haine, durchrauscht von dem Usabach und durch- Beiwerk gestört, in ruhiger Schönheit wachsen die Baum-
zogen von bequemen Fußsteigen, nicht zuletzt aber die gruppen majestätisch aus dem Rasen empor, bald ihre
seeartige große Teichanlage geben der Anlage ihr schön gebauten Kronen frei über den Stämmen tragend,
charakteristisches Gepräge. In der Beschränkung zeigt sich bald durch malerischen Astbehang bis zum Boden geziert,
der Meister, kann man hier sagen: Alle jene Kunst- Der Mann, welcher vor fünfzig Jahren in Voraus-

stückchen neuerer Landschaftsgärtnerei, gewaltsame Boden- berechnung der uns heute erfreuenden schönen Bilder die
tragung, gesuchte Effekte in der Bepflanzung, unnatür- jungen Pflänzlinge an ihre Plätze gesetzt, wo heute die
liehe Zergliederung der Wasserflächen — alles ist ver- prächtigen Bäume stehen, der in jahrzehntelanger, ziel-
mieden. Ruhe und Großzügigkeiten in allen Teilen machen bewußter Pflege gesorgt hat, daß diese Bäume im ein-
den Nauheimer Park vorbildlich. zelnen und in ihrer Wechselwirkung zueinander sich so

Und diese Grundzüge, die man unschwer aus unseren entwickelt haben, wie wir sie heute sehen, der hat nicht
Bildern ersehen kann, haben nicht allein die erste Anlage, in sklavischer Nachahmung irgend eine Natur-
sondern auch die weitere Entwickelung
beherrscht. Änderungen sind natürlich im
Laufe der Zeit nicht ausgeblieben, aber sie
waren nur unwesentlich und haben die
charakteristischen Züge des Gesamtbildes
nicht verwischt. Gegenwärtig ist eine Neu-
gestaltung der ganzen Nauheimer Bade-
einrichtungen nach einem umfassenden Bau-
programme im Gange, die aber auch nur
auf einzelne Teile der Parkanlagen Einfluß
nimmt.

Wenn man von dem hochgelegenen
Bahnhof herunter kommt, so gewahrt man
alsbald den bereits fertig gestellten Teil
der in modernem Geiste entworfenen und
für die modernen Bedürfnisse berechneten
Neubauten, Verwaltungsgebäude und Bade-
häuser, welche sich mit den noch der Aus-
führung harrenden Teilen beiderseits an
Säulenhallen anschließen, die um. den Sprudel
gelagert sind, aber den Durchblick nach

dem Park freilassen. Aus den Nauheimer Kuränlagen: Das Kurhaus mit der neuen Terrasse,
 
Annotationen