Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 9.1907

DOI Artikel:
Heicke, C.: Städtische Mietgärten in München, [1]: nach Mitteilungen vom Städt. Bauamtmann L. Schachner München
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0170

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
164

DIE GARTENKUNST

IX, 8

für die Einrichtung von Miet(Schreber)gärten auf gärten und Laubenkolonien. Der hierüber erstattete Reise-
städtischem Gelände die Bewilligung von 25 000 Mark aus bericht ist sehr lehrreich und lautet unter Weglassung
öffentlichen Mitteln forderte. Damit fanden Anregungen unwesentlicher Teile wie folgt:

ihre vorläufige Erledigung, die die städtischen Verwaltungs- Zufolge Beschlusses dos Magistrats vom 19. Sep-

körperschaften Münchens schon eine Reihe von Jahren bo- tember 1905 wurden Magistratsrat Schlicht und Bau-
schäftigt hatten und nach den mir vorliegenden Blättern amtmann Schachner beauftragt, die Schrebergärten in
der amtlichen „Münchener Gemeindezeitung" bis zum Leipzig und die Laubenkolonion in Berlin und Umgegend
September 1900 zurückreichen. . zu besichtigen. Dem von ihnen erstatteten Bericht ist zu

Bei den Verhandlungen über die Angelegenheit traten entnehmen:

Sowohl in Leipzig wie in
Berlin wurde der Art der An-
lagen, sowie den technischen
Einrichtungen derselben (Umzäu-
nungen, Brunnen, Spielplatz-
und Woganlagen usw.) spezielle
Aufmerksamkeit zugewendet, um
die gewonnenen Wahrnehmungen
in nutzbringender Weise auch
bei den in München eventuell zu
errichtenden Mietgartenanlagen
bestens verwerten zu können.

Die Leipziger Mietgärten,
allgemein unter dem Namen
Schrebergärten bekannt, befinden
sich in fast allen Stadtteilen. Die
ersten derartigen Anlagen wurden
im Jahre 1832 von der Stadt
Leipzig errichtet, damals haupt-
sächlich aus dem Grunde, um
den ärmeren Bewohnern durch
Gartenbau eine nützliche und
anregende Beschäftigung zu ge-
währen, jedoch datiert die weitere
Ausgestaltung und Verbreitung
der Mietgärton erst aus dem
Anfange der 60 er Jahre dos
vorigen Jahrhunderts. Der Be-
gründer und Hauptförderer der-
selben war der im Jahre 1861
verstorbene Leipziger Arzt Dr.
Schreber, welcher in erster
Linie dio Schaffung von Jugend-
spielplätzen anstrebte, an welche

Wettbewerbsentwurf für_den Mannheimer Zentralfriedhof. Von H. Braband, sich dann dio Mietgärtchen
Herrenhausen/angekauft). angliederten. Die nach ihm bo-
^ nannten Spielplatz- und Garten-
vielfach' Bedenken zutage, die teils davon ausgingen, daß anlagen fanden den Beifall weiter Kreise der Bevölkerung,
derartige Bestrebungen bei der Münchener Bevölkerung Zurzeit bestehen in Leipzig und nächster Umgebung
keinen geeigneten Boden finden würden, teils daß es rund 6000 kleine Mietgärten. Dio Mehrzahl derselben —
nicht Sache der Gemeinde sei, sondern privater Fürsorge rund 5000 — ist auf städtischem Grunde errichtet, während
überlassen bleiben müsse, solche Angelegenheiten zu der Rest von rund 1000 Gärten auf Privatgründen ange-
betreiben. Erst 1905 entschloß man sich magistratseitig gelegt ist. Dio Stadtgemeinde Leipzig, welche der Anlage
der Sache ernstlich näher zu treten und eine kleine von Schrebergärten reges Interesse entgegenbringt und
Kommission, dem Wunsche des Gemeindekollegiums ent- alle einschlägigen Bestrebungen nach Möglichkeit fördert,
sprechend, mit der Behandlung clor Angelegenheit zu hat zum Teil dio Herstellung der Schrebergärten solbst in
beauftragen. dio Hand genommen und führt sie in städtischem Be-
Das Ergebnis war zunächst eine Studienreise nach trieb, zum Teil hat dio Stadt größere Flächen gemeind-
Leipzig und Berlin zur Besichtigung clor dortigen Schreber- lichon Areals an Schrebervereine verpachtet, welcho ihrer-
 
Annotationen