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DIE GARTENKUNST
IX, 9
Kirche in Rogalineg durch die Wiesen an dem hier ziemlich und 1848 lagerte hier Krauthofer. An das Schloß schließt
stark abfallenden Gelände des Parkes an langgestreckten sich nach der Gartenseite zu eine breite Terrasse an,
Wasserflächen vorbei, und ich möchte behaupten, daß deren Stutzmauer dicht mit Efeu berankt ist. In der
dies der schönste Teil der ganzen Besitzung ist. Hier Achse des Schlosses liegt ein großes Parterre, das vielleicht
wächst ein Eichenhain in einer Pracht und Ausdehnung, in früheren Zeiten reichen Blumenschmuck nach franzö-
wie er einzig dastehen dürfte, eine echt deutsche Land- sischem Muster gehabt hat. Alte, prächtig entwickelte
schaff. Viehherden geben diesem Bilde einen unbeschreib- Linden rahmen diesen Platz ein. Noch zahlreiche Statuen
liehen Reiz (Abb. 7, S. 187). Allmählich führt uns nun der Weg vor dunklen Taxuspyramiden lassen die einstige Pracht
aus dieser freien Landschaft in den eigentlichen Park, der in ahnen. Dieses Parterre begleiten zu beiden Seiten ge-
der Regel für Fremde gesperrt ist, jedoch fast ausnahms- schorene Hainbuchengänge, die jetzt wieder gut gepflegt
los auf vorherige Anfrage bei -_____________, und, wo nötig, durch Nach-
ch^
Eine prächtige Allee Abb. 2. Eichen im Park von Rogahn. prächtig entwickelte Pichten,
wohl hundertjähriger Birken, Gleditschien, Ailanthus, Linden
deren Zweige stellenweise bis auf den Boden hängen, führt und Schwarzpappeln und die zahllosen Eichen. Allmählich
von hier zur einfachen Dorfkneipe, wo es wieder eine geht der Park in freie Wiesen- und Auenlandschaft über,
gute Grätzer und ein ausgezeichnetes Schinkenbrot, zu- die schon zu Anfang geschildert wurden. An verschiedenen
sammen für 25 Pfennige, gibt, allen Besuchern Rogahns Stellen führen hier einfache Holzsteige über den den Park
bestens empfohlen. Nach rechts zweigt jetzt der Weg und die Wiesen durchziehenden AVasserlauf, den zahllose
zum Schlosse ab. In weitem Halbkreis legt er sich um einen Wasserrosen und gelbe Mummeln stellenweise vollständig
großen freien Platz. Das Schloß ist Ende 1700, Anfang 1800 bedecken, zur Zeit clor Blüte ein wundervoller Anblick,
im neuklassischen Stil erbaut (Abb. 5, S. 186). An den Auf der anderen Seite des Schlosses grenzt an die
hohen Mittelbau schließen sich zwei niedrige, im Viertel- breite Auffahrt ein von gerader Kastanienallee begrenzter
kreis geschwungene Flügel an. Das Innere birgt zahl- Rasenplatz, an den Seiten und Ecken mit dichtem Flieder-
lose alte und neuere Gemälde, Statuen, prachtvolle Krön- gebüsch bestanden. Weiter in der Achse liegt auf einem
leuchter aus Porzellan, eine reiche Waffensammlung und Hügel zwischen hohen Bäumen das Mausoleum. Es ist
kostbare alte Möbel. In dem runden, nach der Garten- ein antiker Tempel, und zwar eine Nachbildung der
seite gelegenen Waffensaäl wurde am .13. Dezember 1806 „Maison quaree" zu Nimes. Eine breite Freitreppe, auf
der Friede zwischen Frankreich und Sachsen geschlossen, deren Wangen Löwen ruhen, führt zu der von 6 Säulen ge-
wie eine hier angebrachte französische Inschrift besagt, tragenen Vorhalle, eine schwere Eichentür schließt das
DIE GARTENKUNST
IX, 9
Kirche in Rogalineg durch die Wiesen an dem hier ziemlich und 1848 lagerte hier Krauthofer. An das Schloß schließt
stark abfallenden Gelände des Parkes an langgestreckten sich nach der Gartenseite zu eine breite Terrasse an,
Wasserflächen vorbei, und ich möchte behaupten, daß deren Stutzmauer dicht mit Efeu berankt ist. In der
dies der schönste Teil der ganzen Besitzung ist. Hier Achse des Schlosses liegt ein großes Parterre, das vielleicht
wächst ein Eichenhain in einer Pracht und Ausdehnung, in früheren Zeiten reichen Blumenschmuck nach franzö-
wie er einzig dastehen dürfte, eine echt deutsche Land- sischem Muster gehabt hat. Alte, prächtig entwickelte
schaff. Viehherden geben diesem Bilde einen unbeschreib- Linden rahmen diesen Platz ein. Noch zahlreiche Statuen
liehen Reiz (Abb. 7, S. 187). Allmählich führt uns nun der Weg vor dunklen Taxuspyramiden lassen die einstige Pracht
aus dieser freien Landschaft in den eigentlichen Park, der in ahnen. Dieses Parterre begleiten zu beiden Seiten ge-
der Regel für Fremde gesperrt ist, jedoch fast ausnahms- schorene Hainbuchengänge, die jetzt wieder gut gepflegt
los auf vorherige Anfrage bei -_____________, und, wo nötig, durch Nach-
ch^
Eine prächtige Allee Abb. 2. Eichen im Park von Rogahn. prächtig entwickelte Pichten,
wohl hundertjähriger Birken, Gleditschien, Ailanthus, Linden
deren Zweige stellenweise bis auf den Boden hängen, führt und Schwarzpappeln und die zahllosen Eichen. Allmählich
von hier zur einfachen Dorfkneipe, wo es wieder eine geht der Park in freie Wiesen- und Auenlandschaft über,
gute Grätzer und ein ausgezeichnetes Schinkenbrot, zu- die schon zu Anfang geschildert wurden. An verschiedenen
sammen für 25 Pfennige, gibt, allen Besuchern Rogahns Stellen führen hier einfache Holzsteige über den den Park
bestens empfohlen. Nach rechts zweigt jetzt der Weg und die Wiesen durchziehenden AVasserlauf, den zahllose
zum Schlosse ab. In weitem Halbkreis legt er sich um einen Wasserrosen und gelbe Mummeln stellenweise vollständig
großen freien Platz. Das Schloß ist Ende 1700, Anfang 1800 bedecken, zur Zeit clor Blüte ein wundervoller Anblick,
im neuklassischen Stil erbaut (Abb. 5, S. 186). An den Auf der anderen Seite des Schlosses grenzt an die
hohen Mittelbau schließen sich zwei niedrige, im Viertel- breite Auffahrt ein von gerader Kastanienallee begrenzter
kreis geschwungene Flügel an. Das Innere birgt zahl- Rasenplatz, an den Seiten und Ecken mit dichtem Flieder-
lose alte und neuere Gemälde, Statuen, prachtvolle Krön- gebüsch bestanden. Weiter in der Achse liegt auf einem
leuchter aus Porzellan, eine reiche Waffensammlung und Hügel zwischen hohen Bäumen das Mausoleum. Es ist
kostbare alte Möbel. In dem runden, nach der Garten- ein antiker Tempel, und zwar eine Nachbildung der
seite gelegenen Waffensaäl wurde am .13. Dezember 1806 „Maison quaree" zu Nimes. Eine breite Freitreppe, auf
der Friede zwischen Frankreich und Sachsen geschlossen, deren Wangen Löwen ruhen, führt zu der von 6 Säulen ge-
wie eine hier angebrachte französische Inschrift besagt, tragenen Vorhalle, eine schwere Eichentür schließt das