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Die Gartenkunst — 9.1907

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Heicke, C.: Die Sondergärten von Fr. Brahe, Gebr. Roethe und der Gartenhof der Gebr. Siesmayer
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236 DIE GARTENKUNST IX, 12

Am Schlüsse einer solchen Veranstaltung drängt sich — beim anderen eine, wie Otto Schulze-Elberfeld so treffend
naturgemäß die Frage auf: ffaben sich die daran ge- gesagt hat, mit liebevollster Hingabe, größtem Geschick und
knüpften Erwartungen erfüllt! Es kommt darauf an, raffiniertesten Egoismus durchgeführte Zurschaustellung-
weicher Art die Erwartungen waren, die derjenige gehegt herlichsten Pflanzenmaterials — beides unter Betonung
hat, welcher eine solche Frage stellt. Das Interesse, einer künstlerischen Auffassung vom Garten. Je nachdem
welches wir naturgemäß von Anfang an an der Ausstellung man persönlich der Läugerschen oder der Henkeischen
genommen haben, galt der Frage: Wird sie uns garten- Auffassung näher steht, wird man sich in seinem Urteil
künstlerisch weiterbringen? Und diese Frage möchte ich über beider Vorführungen beeinflussen lassen, aber beider
für meine Person mit Ja großen Verschiedenartigkeit

der Gesichtspunkte, von

beantworten.

Andere werden Nein
sagen! Wenn sie die Frage
in dem Sinne gestellt hatten,
als solle die Ausstellung die
Überlegenheit der Land-
schaftsgärtner beweisen und
mit einem Fiasko der
als Gartengestalter auf-
tretenden Professoren ab-
schließen, und d a d u r c h die
Gartenkunst gefördert wer-
den, dann haben sie mit
ihrem Nein allerdings recht.
In diese r Beziehung hat die
Ausstellung nichts bewiesen.

Ganz gewiß bot sie Ge-
legenheit zu sehr lehrreichen
Studien und Beobachtun-
gen. Man konnte die erfreu-

denen sie bei der Auffassung
und Lösung ihrer Aufgaben
ausgegangen sind, kann von
einer vergleichsweisen Be-
wertung, etwa wie bei dem
Wettbewerb um eine be-
stimmte Aufgabe, nicht die
Rede sein. Und was von
diesen beiden gilt, gilt auch
gleichmäßig für alle ande-
ren. Behrens, Brahe, Henkel,
Läuger, Rothe, Siesmayer,
Schultze-Naumburg — so-
viel Namen, soviele ganz
verschiedengeartete Auf-
gaben und Lösungen. Die
einzigen, die etwa einen
Vergleich gestatteten, weil
sie ziemlich ähnliche Auf-
liche Wahrnehmung machen, IMK: gaben sich gestellt und bei
daß die neuzeitlichen Kunst- «t-2 ihrer Lösung auch an-
bestrebungen einen recht IK s| nähernd gleiche Wege ge-
fühlbaren Einfluß auf lEST'- vffl gangen sind, sind Brahe
gartenkünstlerischem Ge- HH/ /Sä und Gebr. Rothe. Im übri-

biete auszuüben beginnen. ■ —=—=---:—«m-Ti gen kann man nur jeden

Zwar gab es auch Vor- 4. Blick in den Laubengang. einzelnen Fall für sich

führungen, die man lieber Aufnahme aus dem Sondergarten von Fr. Brahe auf der betrachten: man kann unter-
nicht hätte zulassen sollen, Mannheimer Gartenbauausstellung. suchen, welche Aufgabe

die aber immerhin als hatte sich der Betreffende

Maßstab zur Feststellung des allgemeinen Fortschrittes gestellt, welche Mittel hat er zu ihrer Lösung ergriffen,
eine zwar unfreiwillige, aber doch nicht überflüssige Auf- ' wie ist ihm die Lösung gelungen. Trotz der Verschieden-
gabe erfüllten. Ihnen gegenüber hoben sich sehr vorteilhaft artigkeit der ausschlaggebenden Gesichtspunkte ergaben
die Leistungen solcher Fachvertreter ab, die die erforder- sich zwar hier und da Gelegenheiten zu vergleichsweiser
liehe Aufnahme- und Entwicklungsfähigkeit besitzen, um Betrachtung, aber sie betrafen doch nur Einzelheiten,
die Anregungen und Lehren der neuen Zeit ins Gärt- Es hat deshalb auch keinen rechten Sinn gehabt, daß

nerische zu übersetzen und in Verbindung mit Sach- und seitens der Ausstellungsleitung eine Art von Prämiierung
Fachkenntnis praktisch zü verwerten. der Sondergärten vorgenommen und durch Zuerkennung

Man konnte beobachten, wie der auf dem Gebiete der von Preisen eine gewisse Abstufung in ihrer Bewertung
Gartengestaltung entbrannte Wettstreit bei einer ganzen Reihe zum Ausdruck gebracht worden ist.

grundverschiedener Aufgaben zu eigenartigen Lösungen Wenn dabei beispielsweise Siesmayer für seinen Garten-

Veranlassung gegeben hatte. Dabei war es von besonderem hof vor der Billingschen Kunsthalle den Ehrenpreis des
Interesse, im einzelnen zu verfolgen, wie die Beteiligten es Prinzen Arnulf von Bayern, die Gebr. Rothe für ihren
verstanden hatten, die Sache jeweils so aufzuziehen, daß Sondergarten die bronzene Medaille eines kloinen mittel-
die Lösung mit den ihnen vortrautesten Mitteln erfolgen deutschen Staates erhalten haben, so beweist das an sich
konnte. Man braucht, um Beispiele hierfür heranzuziehen, eigentlich gar nichts: denn Siesmayer hat die ihm zu-
nur die beiden Extreme, die Schöpfungen von Läuger und gefallene Aufgabe, aus einer vertieft gelegenen Baustelle
Henkel zu betrachten: bei jenem eine entschiedene und gewissermaßen einen Schmuckhof zu schaffen, auf seine
weitgehende Bevorzugung der Architektur, Plastik, Keramik, Art ganz ausgezeichnet gelöst. Er mußte dabei naturgemäß
 
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