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Die Gartenkunst — 9.1907

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Ross: Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des niedersächsischen Bauerngartens
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0251

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IX, 12

DIE GARTENKUNST

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sollte durch Kleinmalerei ersetzt werden. Demzufolge statt der Rosen setzte man bunte, glänzende Glaskugeln
entstand jener Kleinschmuck, von dem wir Reste, leider an langen Stangen auf den Rasen usw.
immer gerade die unvorteilhaft wirkenden, kleinlichen, Und nun sehen wir uns einmal die Zeichnungen an,
vielfach noch in unseren niedersächsischen Bauerngärten die Herr Kunstmaler Rolfs nach früher von mir gefertigten
finden. Zunächst wurden die Hecken des französischen Skizzen entwarf. Die Hecke als Einfriedigung mit den
Stiles, die bei aller Einförmigkeit eines gewissen impo- grotesken Verzierungen (Abb. 1, S. 244) stammt, wenn ich
santen Eindruckes nicht entbehren, durch Einschnitte von mich recht erinnere, aus der Gegend von Sulingen in der
Penstern, Toren, durch Einhau von halbdomartigen Lauben. Provinz Hannover. Da ist die Einfahrt in ein Ökonomie-
kleinen Nischen, Erkern usw. lebhafter in der Linien- anwesen in Oberneuland bei Bremen (Abb. 2, S. 245),
führung gemacht. Dann ging man dazu über, nach Art der flankiert von hochstämmigen Hecken. Wer da oben im
Architekten Wappentiere, Säulen, Vasen usw., die aber gleich Nordwesten zu Hause ist, der wird sich auch eines
den Hecken aus lebenden Pflanzen geschnitten wurden, auf Bauerngartens erinnern, der vor der Front einen Haufen
den Hecken anzubringen; Einzelbäume wurden vorschnitten zeigt, komponiert aus Tuffsteinen und grofsen Muscheln, und
zu Sesseln, Blumenkörben, Menschen-und Tiergruppen, kurz gekrönt mit einem Gnomen oder einem Engel als General-
der Garten wurde zu einer Sammlung gärtnerischer Kunst- schmuck; und die Glasglocken sind auch heute noch
stücke und Spielereien. Statt einer Umgebung des Hauses der Stolz eines jeden fleil'sig behüteten Landgartens. Auch
mit Blumenbeeten finden wir im holländischen Garten die vielfache Anwendung des Buchsbaumes rührt von
seiner Zeit Gruppierungen von Muscheln aller Art und damals her und viele werden auch schon jene in Form
glänzenden Steinen, dazwischen vielleicht einen Zwerg, eines Henkelkorbes geschnittenen Buchsbaumvasen gesehen
der aus einem Horn einen dünnen Strahl Wasser bläst, haben, die im Sommer mit Fuchsien oder Akelei, mit
Die niedrige Buchsbaumeinfassung kam in Mode, und alles fliegendem Herz oder Goldlack gefüllt werden. Und ab
wurde noch über das Mafs des französischen Stieles und zu findet man auch noch Künstler, welche Namen-
verzerrt, so auch die Hecke, die von da ab erst in einigen züge, Tierfiguren, Personen und mancherlei Gegenstände
Metern Höhe über dem Erdboden beginnen durfte, und aus lebenden Pflanzen schneiden. Ich sah vor Jahren in

Einfahrt eines Ökonomieanwesens in Oberneuland bei Bremen.
 
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