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Genius: Zeitschrift für werdende und alte Kunst — 1.1919

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Erstes Buch
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Dichtung und Menschheit
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Becher, Johannes Robert: Zion
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https://doi.org/10.11588/diglit.61254#0179

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JOHANNES R. BECHER/ZION

Die Reiche blühen bunt in ihren Arten.
k Du bist vermischt, o Volk. Doch tief im Ziel.
| Die mondene Zeder schweift im ewigen Garten.
* Und Hallelujah rauscht der Enggescharten.
Gold-Sinai ob schluchtenem Gewühl. —

Die Reiche blühen bunt in ihren Arten.

O welch Geglänze in den heiligen Städten.
Der Tempel steigt. Des Gottes irdisch Zelt.
Du zogst, o Volk, aus höllischen Gefretten.
Dein David riß dich aus Philisterketten.
In Harfe Jonathans das Sternlied fällt.
O welch Geglänze in den heiligen Städten.
Du Strom ins Meer. Hier treibst du friedsam ankernd.
Die Mutter breitet sich scharlachene Bucht.
Die Eselinnen rasten heiß bedankte.
Und Jeremia ruht der blitzumrankte.
Nur Baalscheni tönt voll hymnisch reinster Wucht.
Ekstasen der Propheten. Kamm der Kreuze.
Gethsemane enthüllt in düstrer Nacht.
Nun quillt die Erde über eures Weizens.
Und Zions Töchter blühn in dunklen Reizen:
Der Erde Runde stürzt! an ihrer Macht.
Ekstasen der Propheten. Kamm der Kreuze.
Dein Blut ist gram verdunkelt. Welche Toten.
Und Hiobs Leib und Beilis bitterer Stamm.
Wenn deine Stätten auch zerstampft vermodern — :
Die Psalter zeugen. Und Geburten lodern.
In aller Herzen zieht dein Osterlamm.
Gewaltiges Volk! Gehirn du in Millionen!
Du wandelst dich in Tat erhabener Geist.
Und im Gericht ersiegten nur Gerechte.
Verfolgt. Zersplittert. Stern singt ob Pogromen.
Die Demut ists, die stets dich neu beweist.
Nation der Unverfälschten und der Echten.
 
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