479
lieh. Das Eigenthümliche an dieser Front
die Zeit von 1535 — 1550 setzen möchte,
wurde; wenigstens sahen wir im Portal
Fig. 162.
liegt darin, dass man ihre Composition in
während sie inschriftlich 1611 begonnen
die Worte Coeplum 8 MaY 1611 und
JVIN 1613 1017).
Von dieser Art Rückkehr zu Formen
Kirche zu St.-Florentin.
Fagade des nördlichen Kreuzschiffs 1016).
der Früh - Renaissance am Beginne des
XVII. Jahrhunderts war bereits einmal die
Rede 101s). Da im Inneren der Kirche
einzelne Theile 1536 und 1539 ausgeführt
wurden, wäre es denkbar, dass damals der
Entwurf der Fagade aufgestellt worden sei
und dass man aus irgend einem Gefühl der
Pietät sür dessen Autor an derselben festge-
halten habe. Eine andere Erklärung könnte
richtiger sein. Die Front wurde um 1540
bloss aus dem Rohen bossirt, aufgemauert,
und einzelne Ornamente des Erdgeschosses
wurden vielleicht 1570—80 ausgemeisselt,
während mit der endgiltigen Fertigstellung
erst 1611 begonnen wurde.
Aehnliches geschah an vielen damali-
gen Gebäuden und sogar am Louvre zu Paris.
Man findet folgende Verschieden-
heiten :
Das unterste Gebälk mit den Con-
solen im Fries ist sehr gut, namentlich
das Profil letzterer und die Blätter, die sie
bekleiden. Die korinthischen Kapitelle sind
etwas mager aber gut, und scheinen mir
lebendiger als im Louvrehof zu sein. Rei-
zend sind die Inschrifttafeln zwischen den
Kapitellen. An den Pfeilern des Portals
sind die Ornamente wie in der Zeit von
1540—50 gedacht, aber roh, zum Theil im
Charakter der von 1611 ausgeführt1019);
ebenso die des Frieses. Viel besser da-
gegen sind die Maskenköpfe und Rosetten
in den Archivolten, und die Basrelief-
Figuren der Engel in den Bogenzwickeln.
In der zweiten Ordnung sind die
Details dagegen wie von einem französischen
Buontalenti der Zeit Ludwig XIII. und im
dritten Geschoss wird Alles noch schwerer.
Eine besondere Erwähnung
verdient die Fagade von St.-Pierre
zu Auxerre 1020), die drei Ord-
1017) An einem Kapitell des südwestlichen
Vierungspfeilers sleht das Datum 1616. Die welt-
liche Schranke der Capelle im rechten Querschiff
ist von 1629, während die nördliche Seite derselben
Capelle von 1539 ist. In der nordöstlichsten Capelle
des Querschiffs ist ein Altar in Formen des Früh-
Renaissancestils Franz J., aber mit dem Datum 1625.
1018) Siehe Art. 226, S. 206.
1019) Am Siidportal sind sie besser.
1020) Siehe Alt 226, S. 207.
668.
St.-Pier re
zu
Auxerre.
lieh. Das Eigenthümliche an dieser Front
die Zeit von 1535 — 1550 setzen möchte,
wurde; wenigstens sahen wir im Portal
Fig. 162.
liegt darin, dass man ihre Composition in
während sie inschriftlich 1611 begonnen
die Worte Coeplum 8 MaY 1611 und
JVIN 1613 1017).
Von dieser Art Rückkehr zu Formen
Kirche zu St.-Florentin.
Fagade des nördlichen Kreuzschiffs 1016).
der Früh - Renaissance am Beginne des
XVII. Jahrhunderts war bereits einmal die
Rede 101s). Da im Inneren der Kirche
einzelne Theile 1536 und 1539 ausgeführt
wurden, wäre es denkbar, dass damals der
Entwurf der Fagade aufgestellt worden sei
und dass man aus irgend einem Gefühl der
Pietät sür dessen Autor an derselben festge-
halten habe. Eine andere Erklärung könnte
richtiger sein. Die Front wurde um 1540
bloss aus dem Rohen bossirt, aufgemauert,
und einzelne Ornamente des Erdgeschosses
wurden vielleicht 1570—80 ausgemeisselt,
während mit der endgiltigen Fertigstellung
erst 1611 begonnen wurde.
Aehnliches geschah an vielen damali-
gen Gebäuden und sogar am Louvre zu Paris.
Man findet folgende Verschieden-
heiten :
Das unterste Gebälk mit den Con-
solen im Fries ist sehr gut, namentlich
das Profil letzterer und die Blätter, die sie
bekleiden. Die korinthischen Kapitelle sind
etwas mager aber gut, und scheinen mir
lebendiger als im Louvrehof zu sein. Rei-
zend sind die Inschrifttafeln zwischen den
Kapitellen. An den Pfeilern des Portals
sind die Ornamente wie in der Zeit von
1540—50 gedacht, aber roh, zum Theil im
Charakter der von 1611 ausgeführt1019);
ebenso die des Frieses. Viel besser da-
gegen sind die Maskenköpfe und Rosetten
in den Archivolten, und die Basrelief-
Figuren der Engel in den Bogenzwickeln.
In der zweiten Ordnung sind die
Details dagegen wie von einem französischen
Buontalenti der Zeit Ludwig XIII. und im
dritten Geschoss wird Alles noch schwerer.
Eine besondere Erwähnung
verdient die Fagade von St.-Pierre
zu Auxerre 1020), die drei Ord-
1017) An einem Kapitell des südwestlichen
Vierungspfeilers sleht das Datum 1616. Die welt-
liche Schranke der Capelle im rechten Querschiff
ist von 1629, während die nördliche Seite derselben
Capelle von 1539 ist. In der nordöstlichsten Capelle
des Querschiffs ist ein Altar in Formen des Früh-
Renaissancestils Franz J., aber mit dem Datum 1625.
1018) Siehe Art. 226, S. 206.
1019) Am Siidportal sind sie besser.
1020) Siehe Alt 226, S. 207.
668.
St.-Pier re
zu
Auxerre.