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Blauensteiner, Kurt: Zur Entwicklung der Bildform in der islamischen Miniaturmalerei
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6336#0050
g—1__
1. Koran-Seite mit Ornament. IX. X. Jhdt. Wien, Nationalbibliothek
KURT JB LAUENSTEINER / ZUR ENTWICKLUNG DER BILD FORM
IN DER ISLAMISCHEN MINIATURENMALEREI
Die Geschichte der islamischen Buchmalerei, deren Umrisse die Forschung der letzten
zweieinhalb Jahrzehnte gezeichnet hat, ist aufs innigste mit der Entwicklung der Bildauf-
fassung verbunden. Es ist daher anläßlich einer Ausstellung1 wohl am Platze, sich die Ab-
folge dieser Erscheinungen, die für den stilistischen Werdegang der Miniaturenmalerei gleich-
sam den Bahmen bildet, in Erinnerung zu rufen, und zwar vor allem deshalb, weil die gezeigten
Beispiele nicht allein einen gleichmäßig fortschreitenden Stilwandel innerhalb eines abge-
grenzten Lokals, sondern auch die verschiedenen Äußerungen der Buchkunst des durch
sein Schicksal an mannigfache örtliche Voraussetzungen und Bedingungen gebundenen Islam
erkennen lassen.
Bekanntlich bringen die ersten Jahrhunderte der Hedschra wohl Beispiele für eine Monu-
mentalmalerei (Qusejr Amra, Samarra), für die Buchmalerei jedoch haben sich nur einzelne
Beste, noch auf Papyrus gemalt, aus Ägypten erhalten,2 obwohl Nachrichten über das Vor-
handensein einer darstellenden Miniaturenmalerei überliefert sind. Diese Denkmäler sprechen
von einem starken Nachleben künstlerischer Uberlieferung aus der vorislamischen Zeit
Ägyptens und Vorderasiens, abgewandelt und zum Teil neu geformt durch Bildwerte, aus
denen allmählich die rein islamische Kunst entsteht. Auch sind diese geringen Proben durch
eine lange Zeitspanne vom XIII. Jahrhundert, also von jener Zeit getrennt, von der an wir
1 Ausstellung islam. Miniaturen, Textilien und Kleinkunst, veranstaltet gem. m. dem Ver. d. Freunde asiat. Kunst
und Kultur und dem Kulturbund vom Österr. Museum für Kunst und Industrie; Katalog o. 0. u. J. (Wien 1935).
Photographien: Abb. 1, 2, 11—13 Maria Wölfl, Wien; Abb. 3 A. C. Cooper, London; Abb. 4 British Museum,
London; Abb. 5—10 Österreichisches Museum, Wien.
2 A. Grohmann und Th. W. Arnold, Denkmäler islam. Buchkunst, Firenze-München o. J. (1929), Taf. IV,
a, b u. Abb. 4.
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1. Koran-Seite mit Ornament. IX. X. Jhdt. Wien, Nationalbibliothek
KURT JB LAUENSTEINER / ZUR ENTWICKLUNG DER BILD FORM
IN DER ISLAMISCHEN MINIATURENMALEREI
Die Geschichte der islamischen Buchmalerei, deren Umrisse die Forschung der letzten
zweieinhalb Jahrzehnte gezeichnet hat, ist aufs innigste mit der Entwicklung der Bildauf-
fassung verbunden. Es ist daher anläßlich einer Ausstellung1 wohl am Platze, sich die Ab-
folge dieser Erscheinungen, die für den stilistischen Werdegang der Miniaturenmalerei gleich-
sam den Bahmen bildet, in Erinnerung zu rufen, und zwar vor allem deshalb, weil die gezeigten
Beispiele nicht allein einen gleichmäßig fortschreitenden Stilwandel innerhalb eines abge-
grenzten Lokals, sondern auch die verschiedenen Äußerungen der Buchkunst des durch
sein Schicksal an mannigfache örtliche Voraussetzungen und Bedingungen gebundenen Islam
erkennen lassen.
Bekanntlich bringen die ersten Jahrhunderte der Hedschra wohl Beispiele für eine Monu-
mentalmalerei (Qusejr Amra, Samarra), für die Buchmalerei jedoch haben sich nur einzelne
Beste, noch auf Papyrus gemalt, aus Ägypten erhalten,2 obwohl Nachrichten über das Vor-
handensein einer darstellenden Miniaturenmalerei überliefert sind. Diese Denkmäler sprechen
von einem starken Nachleben künstlerischer Uberlieferung aus der vorislamischen Zeit
Ägyptens und Vorderasiens, abgewandelt und zum Teil neu geformt durch Bildwerte, aus
denen allmählich die rein islamische Kunst entsteht. Auch sind diese geringen Proben durch
eine lange Zeitspanne vom XIII. Jahrhundert, also von jener Zeit getrennt, von der an wir
1 Ausstellung islam. Miniaturen, Textilien und Kleinkunst, veranstaltet gem. m. dem Ver. d. Freunde asiat. Kunst
und Kultur und dem Kulturbund vom Österr. Museum für Kunst und Industrie; Katalog o. 0. u. J. (Wien 1935).
Photographien: Abb. 1, 2, 11—13 Maria Wölfl, Wien; Abb. 3 A. C. Cooper, London; Abb. 4 British Museum,
London; Abb. 5—10 Österreichisches Museum, Wien.
2 A. Grohmann und Th. W. Arnold, Denkmäler islam. Buchkunst, Firenze-München o. J. (1929), Taf. IV,
a, b u. Abb. 4.
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