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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 1.1936

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Wimmer, Gertrud: Das Problem der Reise Rembrandts nach England
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Schwarz, Heinrich: Neue Nachträge zu Andresens deutschen Malerradierern
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https://doi.org/10.11588/diglit.6336#0161

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von holländischen und englischen Motiven, daß es denkbar wäre, wenn Rembrandt es nach
Zeichnungen oder Stichen in der Heimat gemacht hätte. Das nächstliegende Vergleichs-
beispiel ist ein Stich von Wenzel Hollar,1 aber er genügt nicht als Grundlage für Rembrandts
Zeichnung. Das Datum ist von späterer Zeit.

Zum Schlüsse ist noch die Ansicht Bodes2 heranzuziehen, der allgemein Rembrandts Ab-
neigung gegen Reisen ins Treffen führt. Ferner sieht er die Ähnlichkeit der Zeichnungen mit
englischen Vorbildern nicht als so groß an, daß sie nicht auch in Belgien oder am Niederrhein
entstanden sein könnten. Es ist aber bis jetzt in dieser Gegend noch kein Bauwerk nach-
gewiesen worden, das für eine Vorlage in Frage käme.

Ziehen wir den Schluß aus der Untersuchung, so dürfte das Problem der Englandreise
Rembrandts als gelöst anzusehen sein. Auf Grund der Stilanalyse der beiden Zeichnungen
der St. Paulskirche ist es erwiesen, daß Rembrandt in Begleitung eines Schülers um 1640
das Berliner Blatt nach der Natur angefertigt hat. Erhärtet wird dies durch Datum und Sig-
natur auf St. Albans und Windsor Castle. Wenn auch beides im Hinblick auf die angeführten
Stilkriterien keinesfalls Anspruch auf Authentizität erhebt, so ist diesem Phänomen doch
insofern Bedeutung beizumessen, als es durch inhaltliche und zeitliche Ubereinstimmung mit
den beiden vorherigen Blättern naheliegende Beziehungen zu Rembrandt verrät.8 Da die
Situation sämtlicher Zeichnungen auf Grund der vorhandenen Stiche und topographischen
Untersuchungen zweifelsfrei für England festgelegt ist, so steht fest, daß Rembrandt um 1640
in England war.

HEINRICH SCHWARZ / NEUE NACHTRÄGE ZU ANDRESENS
DEUTSCHEN MALERRADIERERN

Im Anschluß an die in den „Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst"
(1924, S. 41 ff.) veröffentlichten Nachträge zu Andresens Deutschen Malerradierern, durch
die die Verzeichnisse der graphischen Werke von Carl Agricola, Johann Ev. Scheffer von
Leonhardshoff und Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld wesentlich vermehrt werden
konnten, vereinigen die folgenden Ergänzungen neues Material für die endgültigen gra-
phischen Oeuvrekataloge dieser Künstler. Die Druckgraphik Agricolas konnte nicht mehr
bereichert werden und dürfte durch Andresen und die Nachträge zu Andresen vollständig
erfaßt sein. Scheffers Werk erfährt durch eine bisher unbekannte Lithographie und durch
den Hinweis auf Entwurfzeichnungen für seine bereits bekannten graphischen Arbeiten
einige Bereicherung. Die meisten Beiträge aber betreffen wieder die Druckgraphik Schnorrs.
die bei Andresen 38 Nummern umfaßt und durch die beiden Nachträge um 56 Nummern ver-
mehrt werden konnte. Von dem durch Schnorrs Illustrationen bemerkenswerten Kinderbuch
Johann Michael Armbrusters „Amalie Seckendorf" (Nr. II—VIII und XVI) konnte auch bisher
kein Exemplar nachgewiesen werden, doch kamen durch den deutschen Kunsthandel

1 Abb. Oud Holland 1897, nach S. 198.

2 Bode-Hofstede de Groot, Rembrandt, Bd. VIII, S. 13.

1 Im Falle einer Kopie nach Rembrandts Vorlage oder einer Erweiterung einer Meisterzeichnung durch
zweite Hand liegt es nahe, daß das Originaldatum und die Signatur mit übernommen wurden.

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