sich die Verwandtschaft mit einem Ornamentstich des Lucas Kilian, Blatt 14 seines Vorlagen-
buches „Nevves Schildtbyhlin", Augsburg 1610. Wenn auch nicht so auffällig, deuten schon
bei der Delineatio vitae academicae die Anzeigen auf eine Verbindung Kilianscher und Bret-
schneiderscher Ornamentgestaltung. Dieses Blatt, mit Monogramm Bretschneiders versehen,
auf dem er zwischen Figürlichem Knorpelornament in langgezogenen Schwüngen sparsam ver-
teilte, ist gerade dasjenige, das auch bei Godfridt Müller in Braunschweig erschien, ebenso wie
das Compertament-Büchlein. Es wurde von jenem nicht gerade bedeutsamen Kupferstich-
verleger abseits von den Hauptstätten des Ornamentstichbetriebes als einziges norddeutsches
Vorlagenbuch damaliger Zeit herausgebracht. So sprechen sowohl die inneren Merkmale als
auch die äußeren Umstände dafür, daß Andreas Bretschneider d. J. der lange schon gesuchte
Ornamenterfinder und Badierer des Compertament-Büchleins von 1621 sein könnte.
Auf die Bedeutung des Compertament-Büchleins als Vorlage für plastische Werke des 17. Jahr-
hunderts macht Herbert Budolph in seinem obengenannten Buche aufmerksam. Den dort
angegebenen Beispielen ausgeführter Arbeiten in Braunschweig und anderwärts nach den Ba-
dierungen des Compertament-Büchleins1 wäre noch hinzuzufügen die Grabtafel des Bildhauers
Elias Schmidt für den 1629 verstorbenen Alexander von Miltitz in der Kirche zu Naustadt.2
Mit dem Jahre 1621 schließt Bretschneiders Ornamentwerk ab. Wohl findet sich an den Kar-
tuschen von zwei verschiedenen Darstellungen der Schlacht bei Breitenfeld 1631 noch etwas
Knorpelwerk, wenig kennzeichnend in den Formen. Man sieht ihm die Hast an, mit der wohl
die Platten radiert werden mußten. Das Ornament bietet jedenfalls nichts Neues. Aus dem-
selben Jahre 1631 stammt ebenfalls die letzte urkundliche Nachricht von Bretschneider. Un-
bekannt ist, was er in dem letzten Jahrzehnt, aus dem keine graphischen Arbeiten von ihm
vorliegen, geschaffen haben mag. Vielleicht hat Bretschneider, der sich auf seinen Werken als
Maler bezeichnet, Aufträge in dekorativen Malereien, die inzwischen untergegangen sein mögen,
auszuführen gehabt.
Neben Lucas Kilian und Andreas Bretschneider d. J. hat noch ein dritter Graphiker be-
deutendere Leistungen in den Formen des Knorpelstils aufzuweisen. Das ist der Maler N. Bos-
man in Halle a. d. Saale, der 1627 sein Neuw-Zirat-Büchlein herausgab. Wie eine überschäu-
mende Woge läßt er das Ornament, neben welches bisweilen gutgezeichnete, naturalistisch ge-
haltene Figuren gestellt sind, über das Blatt brausen. Mit diesen drei Hauptmeistern schließt
die Frühzeit des Knorpelstils im deutschen Bilddruck ab. Die Nachfolger arbeiteten weiter
in dem ihnen überkommenen Formenschatz, dem sie aber keine wesentlich neuen Züge zu
geben vermochten, bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts der Knorpelstil in Deutschland der
Vergessenheit anheimfiel.3
1 Herbert Rudolph, a.a.O. S. 62.
2 Walter Hentschel, Meißner Bildhauer zwischen Spätgotik und Barock. Meißen 1934. S. 89, Taf. 29.
3 Soeben wird in einem Versteigerungskatalog der Firma Sotheby & Co. in London eine bisher in Fach-
kreisen völlig unbekannte Ausgabe, sicher die erste des mit Radierungen versehenen Bretschneiderschen Model-
buches, angezeigt, datiert 1615, Umfang 50 Blatt. Der Titel stimmt mit jenem der Ausgabe 1619 bis auf die
Jahreszahl überein.
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buches „Nevves Schildtbyhlin", Augsburg 1610. Wenn auch nicht so auffällig, deuten schon
bei der Delineatio vitae academicae die Anzeigen auf eine Verbindung Kilianscher und Bret-
schneiderscher Ornamentgestaltung. Dieses Blatt, mit Monogramm Bretschneiders versehen,
auf dem er zwischen Figürlichem Knorpelornament in langgezogenen Schwüngen sparsam ver-
teilte, ist gerade dasjenige, das auch bei Godfridt Müller in Braunschweig erschien, ebenso wie
das Compertament-Büchlein. Es wurde von jenem nicht gerade bedeutsamen Kupferstich-
verleger abseits von den Hauptstätten des Ornamentstichbetriebes als einziges norddeutsches
Vorlagenbuch damaliger Zeit herausgebracht. So sprechen sowohl die inneren Merkmale als
auch die äußeren Umstände dafür, daß Andreas Bretschneider d. J. der lange schon gesuchte
Ornamenterfinder und Badierer des Compertament-Büchleins von 1621 sein könnte.
Auf die Bedeutung des Compertament-Büchleins als Vorlage für plastische Werke des 17. Jahr-
hunderts macht Herbert Budolph in seinem obengenannten Buche aufmerksam. Den dort
angegebenen Beispielen ausgeführter Arbeiten in Braunschweig und anderwärts nach den Ba-
dierungen des Compertament-Büchleins1 wäre noch hinzuzufügen die Grabtafel des Bildhauers
Elias Schmidt für den 1629 verstorbenen Alexander von Miltitz in der Kirche zu Naustadt.2
Mit dem Jahre 1621 schließt Bretschneiders Ornamentwerk ab. Wohl findet sich an den Kar-
tuschen von zwei verschiedenen Darstellungen der Schlacht bei Breitenfeld 1631 noch etwas
Knorpelwerk, wenig kennzeichnend in den Formen. Man sieht ihm die Hast an, mit der wohl
die Platten radiert werden mußten. Das Ornament bietet jedenfalls nichts Neues. Aus dem-
selben Jahre 1631 stammt ebenfalls die letzte urkundliche Nachricht von Bretschneider. Un-
bekannt ist, was er in dem letzten Jahrzehnt, aus dem keine graphischen Arbeiten von ihm
vorliegen, geschaffen haben mag. Vielleicht hat Bretschneider, der sich auf seinen Werken als
Maler bezeichnet, Aufträge in dekorativen Malereien, die inzwischen untergegangen sein mögen,
auszuführen gehabt.
Neben Lucas Kilian und Andreas Bretschneider d. J. hat noch ein dritter Graphiker be-
deutendere Leistungen in den Formen des Knorpelstils aufzuweisen. Das ist der Maler N. Bos-
man in Halle a. d. Saale, der 1627 sein Neuw-Zirat-Büchlein herausgab. Wie eine überschäu-
mende Woge läßt er das Ornament, neben welches bisweilen gutgezeichnete, naturalistisch ge-
haltene Figuren gestellt sind, über das Blatt brausen. Mit diesen drei Hauptmeistern schließt
die Frühzeit des Knorpelstils im deutschen Bilddruck ab. Die Nachfolger arbeiteten weiter
in dem ihnen überkommenen Formenschatz, dem sie aber keine wesentlich neuen Züge zu
geben vermochten, bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts der Knorpelstil in Deutschland der
Vergessenheit anheimfiel.3
1 Herbert Rudolph, a.a.O. S. 62.
2 Walter Hentschel, Meißner Bildhauer zwischen Spätgotik und Barock. Meißen 1934. S. 89, Taf. 29.
3 Soeben wird in einem Versteigerungskatalog der Firma Sotheby & Co. in London eine bisher in Fach-
kreisen völlig unbekannte Ausgabe, sicher die erste des mit Radierungen versehenen Bretschneiderschen Model-
buches, angezeigt, datiert 1615, Umfang 50 Blatt. Der Titel stimmt mit jenem der Ausgabe 1619 bis auf die
Jahreszahl überein.
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