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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 1.1936

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Fleischmann, Benno: Eine deutsche Kleinmeisterzeichnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6336#0096

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ehern oder Holzschneidern, etwa bei Peter
Flötner, der Fall ist. Flötners Anlehnung an
Italien liegt eher im Begreifen von Einzel-
motiven. Hier, bei Krug, sehen wir eine mehr-
fach gegliederte Halle, deren Teile in ihrem
Verhältnis zueinander nicht immer ganz klar
erkennbar sind. Das Weit- und Großräumige
scheint in der Absicht des Künstlers mit die
größte Rolle zu spielen, ähnlich wie das in
unserem Hieronymus erkennbar ist. Es ent-
steht aber in dieser Hinsicht trotz der — be-
sonders was die Zeichnung der Albertina
betrifft — kleinen Formate, kein Mißverhält-
nis zwischen dem Gesuchten und dem Er-
reichten. Hier und dort sehen wir scharfes
Betonen der Konturen in durchaus zeichne-
rischer Weise, hier und dort eine etwas unorga-
nische, selbständige Bildung der Gewand-
partien. Der erste Eindruck ist ein wenig
trocken und die von Schilling publizierten
Blätter beweisen deutlich, daß Krug in erster
Linie Goldschmied gewesen ist.

Vieles an unserer Zeichnung ist dem ver-
wandt, was nicht hindern darf, auf der an-
deren Seite beträchtliche Unterschiede fest-
zustellen. Die mehr tastende, vorsichtige,
fast ängstliche Gestaltungsweise im Hiero-
nymus gegenüber der sicherern und gereifteren
in der Anbetung der Könige oder dem Schmer-
zensmann. Glauben wir nun einen Zusammenhang unseres Blattes mit Ludwig Krug
zu sehen, so müssen wir annehmen, daß es sich beim Hieronymus um eine frühere
Stilstufe handelt, als sie in der Anbetung von 1516 vertreten ist. Und auch in dieser
Vermutung kommen uns Schillings Ausführungen zu Hilfe, da er — wobei ihm kaum zu
widersprechen ist, wenn wir uns die Stichhältigkeit seiner Grundlagen zu eigen gemacht
haben — die zwölf Rundblätter der Bremer Kunsthalle, die Herkulestaten darstellend, Vor-
lagen für die Muschelschnitte des Raudnitzer Pokals von Krug dem Meister selbst zuschreibt.
Sie sind im 7. Band des Lippmann-Werkes unter den Zeichnungen Dürers (Nr. 764—775)
reproduziert, tragen ein — wohl apokryphes — Dürermonogramm und die Jahreszahl 1511.
Der Zusammenhang dieser Blätter mit Dürer selbst ist nicht stärker als der fast aller bekannten
Werke des Krug und im besonderen der von Schilling eben vorgeführten Zeichnungen. Daß
eine Spanne Zeit zwischen der Entstehung jener und dieser liegen muß, ist stilistisch evident,
geht übrigens auch aus den Datierungen hervor.

Besonders stark ist der Zusammenhang einer der Herkulesszenen mit unserem Blatt. Ich
denke an die erste der Serie: die Geburt des Helden. Links im Vordergrund spielt sich die
eigentliche Szene ab. Daß wir allerlei Hausrat, eine Kanne, eine Schüssel und ähnliches vor-
finden, ist zwar weiter nicht auffallend. Derartiges belebt fast alle Geburtendarstellungen und
hilft den genremäßigen Charakter solcher Szenen betonen. Bezeichnender hingegen ist der

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