Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]: Die Graphischen Künste (N.F. 1.1936)

1. Tintoretto, Kindermord. Venedig, Scuola di San Rocco

Ansichten in seinen Ge-
mälden benützte: es ist
eineVenus nach dem Bade,
die das eine Mal in der
„Rettung der Arsinoe"
von hinten, das andere
Mal in der „Susanna" in
Wien von vorn gegeben ist;
die gezeichneten Studien,
die in ihrem anderen Stil
(anders als die Studien
nach dem Aktmodell)
hier besonders aufschluß-
reich wären, sind nicht
erhalten. Die Benützung
einer Plastik muß dem Ma-
ler — was ihm in der Früh-
zeit wichtig war— die ku-
bische Unmittelbarkeit der
Wirkung erhöht haben.
Ob die gleichfalls kubisch
wirkende Sklavenfigur
rechts unten auf dem Him-
melfahrtsbild (v. d. B.-M.,
S. 131) und in der Mitte
des Belehnungsbildes aus
dem Gonzagazyklus (v.
d. B.-M., S. 136) ebenfalls
nach einer Plastik ge-
nommen ist, läßt sich
nicht entscheiden, da es
diesmal auf beiden Bil-
dern die gleiche Ansicht
ist, die das eine Mal di-
rekt, das andere Mal spie-
gelverkehrt gegeben ist.
Für die von Hadeln un-
ter die Aktzeichnungen
eingereihte Zeichnung
Taf. 55 vermute ich die
Vorlage eines plastischen

Modells, ähnlich jener in unzähligen Gußvarianten vorkommenden, dem Tiziano Aspetti
zugeschriebenen Kleinplastik (Planiscig, Venezianische Bildhauer, Abb. 632 ff.); es ist in
dieser Figur eine nachdrücklicher betonte Statik als in den schwerelosen Bewegungsorna-
menten der anderen Aktzeichnungen Tintorettos. Daß die gleiche Figur, auch diesmal in
Spiegelansicht, als bekleidete Staffage im „Abendmahl" (rechts) (v. d. B.-M., S. 45) vor-
kommt, könnte natürlich auf die Wiederverwendung der Zeichnung zurückgehen. Gewiß hat

2. Giovanni da Bologna, Raub der Sabinerinnen, Relief. Florenz

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