Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 1.1936

DOI Artikel:
Zahn, Leopold: Callot und Velasquez
DOI Artikel:
Wimmer, Gertrud: Das Problem der Reise Rembrandts nach England
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6336#0153

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
schreibt, soll hier nicht untersucht werden; jedenfalls erinnern sie an die Vordergrundsfiguren
der „Tela real" und daher an Callot. Diese „Ansicht von Saragossa" hat eine gewisse Ähnlich-
keit mit Goyas Gemälde „Pradera de S. Isidro" (Prado) — „mit ihren vielen Figuren eine
von Goya nicht wiederholte Bravourleistung" (A. L. Mayer). Ohne Zweifel geht auch Goyas
Komposition auf ein Vorbild Callots zurück, auf die Radierung „L'Eventail" (Plan 216).
Aus der mit Figuren besetzten Kartusche Callots wurde bei Goya eine Bodenschwellung,
die die gleiche raumillusionistische Funktion erfüllt wie der Barockrahmen auf der Radie-
rung. Die zahlreiche Menge am Flußufer - - in viel kleinerem Maßstabe als die Gestalten
des umrahmenden Vordergrundes —, der Fluß selbst und am jenseitigen Ufer die Stadt
findet man sowohl bei Callot wie auch bei Goya. Die Natur, Velasquez und Rembrandt
hat Goya als seine Lehrmeister bezeichnet. Aber nicht nur das Gemälde „Pradera de S.
Isidro", sondern auch seine mit Callots „Miseres de la guerre" inhaltlich verknüpften
„Desastres de la guerra" beweisen, daß auch der große lothringische Radierer unter den Lehr-
meistern Goyas genannt werden darf.

GERTRUD WIMMER / DAS PROBLEM DER REISE REMBRANDTS

NACH ENGLAND

Die viel umstrittenen Londoner Ansichten, die Rembrandt zugeschrieben werden, bergen
das Problem der Englandreise Rembrandts in sich. An zeichnerischen Dokumenten, die diese
Reise betreffen und mit Rembrandt in Zusammenhang gebracht werden, sind vorhanden:

1. HdG. 170 (L I 4) London mit der St. Paulskirche, Berlin, Kupferstichkabinett (Abb. 1);

2. dieselbe Ansicht, nur detailreicher, Wien, Albertina (Abb. 2);

3. St. Albanskirche, beschriftet R. f. 1640, Haarlem, Mus. Teyler (Abb. 3);

4. Windsor Castle mit gleichem Datum und Signatur, Wien, Albertina (Abb. 4).

Die Ergebnisse der bisherigen Forschung sind im folgenden klargelegt und im Anschluß
daran die in Frage kommenden Blätter einer genauen Stilanalyse unterzogen. Zunächst hat
sich Hofstede de Groot eingehend mit dieser Frage befaßt. In der ersten Untersuchung1 nimmt
er eine Reise Rembrandts nach England um 1660 an. Diese Annahme stützt sich auf die Über-
lieferung eines Malers Namens Laroon, der in seiner Jugend Rembrandt in England gesehen
haben wollte. Dieser Bericht befindet sich in den Vertue Diaries im Britischen Museum und ist
1713 datiert. Hier steht: R. v. Ryn war in England, lebte in Hull in Yorkshire ungefähr
16—18 Monate, wo er mehrere Leute und seefahrendes Volk malte. Eines davon ist im Besitz
von M. Dahl, einem Seekapitän, mit dem Namen des Herrn, Rembrandts Namen, York und
dem Jahr 1662/1. (Christian.)2 Das Bild ist aber bis jetzt noch nicht aufgefunden. Basierend auf
dieser Notiz, weist Hofstede de Groot nach, daß Rembrandt zwischen 15. Dezember 1660 und
28. August 16623 (zwei Daten, wo er urkundlich in Amsterdam gewesen sein muß) sich in
England aufgehalten haben kann. In der Zwischenzeit wird er nicht urkundlich erwähnt.
Am 17. August 1661 wird er sogar nicht im Testament der Hendrickje Stoffels als Zeuge be-
nannt, was bei seiner Anwesenheit doch natürlich gewesen wäre. Daß Rembrandt zur damaligen
Zeit nicht in England gewesen sein kann, belegt Michel durch folgende Werke, die aus dieser
Zeit von Rembrandts Hand stammen:

1 Oud Holland, Bd. 15, 1897, S. 191: Heeft Rembrandt in Engeland vertoefd?

2 Christian, der Autor dieser Überlieferung, ist zweifellos der Christian Reisen (1680—1725), der Sohn
eines norwegischen Goldschmiedes, der sich um 1666 in London niederließ.

:l Hofstede de Groot, Urkunden.

144
 
Annotationen