Frankenthal
3. Februar 1566 in Frankenthal ansässig — ist ein übelbeleumundeter Trinker und Queru-
lant. Sein Name erscheint recht häufig in den Rats- und Gerichtsprotokollen, jedesmal in
wenig erfreulichen Dingen. Ende Juni 1582 ist der Meister in der Schenke des Moses deClerck
in eine üble Schlägerei verwickelt; der Rat ist infolge der „groot Laster vn ergernisse" mit
Recht erbost; de Carmes droht mit dem Abzug; die hohe Obrigkeit sieht sich genötigt, mil-
dere Saiten aufzuziehen. Die Tatsache beweist jedenfalls, daß der Betrieb des de Carmes noch
in den achtziger Jahren ein gewisses Ansehen besessen haben muß. Das Jahr 1582 bringt
weitere Klagen gegen Meister Moritz. Es handelt sich um die Bildteppichkartons des in
Oudenaarde verstorbenen Wirkers Remeus de Corde — gemeint ist ein Angehöriger des
Oudenaarder Wirkergeschlechtes der de Cordes44). Eine noch unerquicklichere Auseinan-
dersetzung fällt in das Jahr 1583. De Carmes will die an Benedictus Dermoyen (du Moyn,
De Moint) gegen Bezahlung verliehenen Kartons nicht zurücknehmen, unter der Behaup-
tung, sein Fachgenosse habe sie verdorben. Es handelt sich um Basselissepatronen aus Pa-
pier. De Carmes wird abgewiesen und wegen „mutwilliger Anklag" in Geldstrafe genom-
men. 1585 belangt der Küfermeister Johann van den Bossche Meister Moritz wegen gröb-
licher Beleidigung45). Vor dem 18. Oktober 1587 erfolgt das Ableben des Wirkers. Außer
den umfangreichen Stuttgarter Teppichserien ist mir bislang keine weitere Folge bekannt,
die sich mit der Frankenthaler Manufaktur des Moritz de Carmes in Verbindung bringen
läßt. Aller Wahrscheinlichkeit nach verzettelte sich der trunksüchtige, jähzornige Meister
allzu sehr in persönlichen Scherereien; der Grimm über das seinen Betrieb rasch überflü-
gelnde Atelier Everard van Orleys mag nicht unerheblich zu seinem Niedergange beigetra-
gen haben.
Meister Everard nimmt sowohl als Patronenmaler wie als Wirker eine außerordentlich
angesehene Stellung ein. Er wird 1573/74 als Viertelmeister bestätigt und in den Vorstand
der niederländischen Gemeinde gewählt. Häufig erscheint sein Name in den standesamt-
lichen Registern der Stadt (als Taufzeuge, Pate usw.). 1603 steht der Meister in geschäft-
lichen Verbindungen mit Herzog Maximilian I. von Bayern. Es handelt sich um acht Be-
hänge mit der „Histori von Josua"46), die nach dem Schreiben des Augsburger Geldwechs-
lers Matheus Stenglin an den Herzog (23. März 1603) in Bälde zur Anlieferung gelangen47).
Am 5. April teilt van Orley dem Makler Stenglin mit, daß das größte Stück noch in Arbeit
sei. Weitere Einzelheiten fehlen.
Bereits 1590 bringt Everard van Orley eine bemerkenswerte Arbeit im Auftrage des
Rates der Stadt zur Durchführung. Es handelt sich um einen „Disch-Deppich, so dem
Juncker Vicedom verehrt", die Kosten belaufen sich auf 42 fl. 3 bz. 3 kr.48). Ähnliche Ar-
beiten van Orleys fallen in das Jahr 1591; der von dem Rate bestellte Tischteppich trägt
das Wappen des Kanzlers D. Reuter49), der Preis stellt sich auf 32 fl. Das Ableben des Mei-
sters scheint Ende 1610 erfolgt zu sein. Everard erscheint am 29. August 1610 zum letzten
Male als Ratsperson in den Frankenthaler Protokollen50).
Noch kärglicher fließen die Belege, soweit ausgeführte Arbeiten in Frage kommen, bei
den Dermoyen, van den Bossche, van den Driesche, van Heyst und de Wayere. Pieter de
Wayere — nicht Vieter de Wayere wie M. Mayer liest — ist 1603 Lieferant des bayerischen
Herzogs, der seinerseits Matheus Stenglin mit allen weiteren Verhandlungen betraut. Der
Augsburger Vermittler erbittet nähere Auskunft; unter dem 22. März (1603) erläutert der
Wirker die in Frage kommende Folge „belangend die 4 stuckh von poeterei alhs von Diana
et Colista von Laubwerckh vnd andern kleinen Figuren". Zwei Teppiche sind noch in Ar-
beit, dürften aber bis zur Frankfurter Messe ablieferungsbereit sein; die zwei ersten Stücke
befinden sich zur Zeit bei einem Zwischenhändler in Venedig. Zum andern schreibt Meister
Peter „habe ich noch andere Stuckh De Romulo et Remo fertig". Ob der letztere Ankauf
endgültig zustande kommt, erscheint zweifelhaft; immerhin ist der Briefwechsel insofern
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3. Februar 1566 in Frankenthal ansässig — ist ein übelbeleumundeter Trinker und Queru-
lant. Sein Name erscheint recht häufig in den Rats- und Gerichtsprotokollen, jedesmal in
wenig erfreulichen Dingen. Ende Juni 1582 ist der Meister in der Schenke des Moses deClerck
in eine üble Schlägerei verwickelt; der Rat ist infolge der „groot Laster vn ergernisse" mit
Recht erbost; de Carmes droht mit dem Abzug; die hohe Obrigkeit sieht sich genötigt, mil-
dere Saiten aufzuziehen. Die Tatsache beweist jedenfalls, daß der Betrieb des de Carmes noch
in den achtziger Jahren ein gewisses Ansehen besessen haben muß. Das Jahr 1582 bringt
weitere Klagen gegen Meister Moritz. Es handelt sich um die Bildteppichkartons des in
Oudenaarde verstorbenen Wirkers Remeus de Corde — gemeint ist ein Angehöriger des
Oudenaarder Wirkergeschlechtes der de Cordes44). Eine noch unerquicklichere Auseinan-
dersetzung fällt in das Jahr 1583. De Carmes will die an Benedictus Dermoyen (du Moyn,
De Moint) gegen Bezahlung verliehenen Kartons nicht zurücknehmen, unter der Behaup-
tung, sein Fachgenosse habe sie verdorben. Es handelt sich um Basselissepatronen aus Pa-
pier. De Carmes wird abgewiesen und wegen „mutwilliger Anklag" in Geldstrafe genom-
men. 1585 belangt der Küfermeister Johann van den Bossche Meister Moritz wegen gröb-
licher Beleidigung45). Vor dem 18. Oktober 1587 erfolgt das Ableben des Wirkers. Außer
den umfangreichen Stuttgarter Teppichserien ist mir bislang keine weitere Folge bekannt,
die sich mit der Frankenthaler Manufaktur des Moritz de Carmes in Verbindung bringen
läßt. Aller Wahrscheinlichkeit nach verzettelte sich der trunksüchtige, jähzornige Meister
allzu sehr in persönlichen Scherereien; der Grimm über das seinen Betrieb rasch überflü-
gelnde Atelier Everard van Orleys mag nicht unerheblich zu seinem Niedergange beigetra-
gen haben.
Meister Everard nimmt sowohl als Patronenmaler wie als Wirker eine außerordentlich
angesehene Stellung ein. Er wird 1573/74 als Viertelmeister bestätigt und in den Vorstand
der niederländischen Gemeinde gewählt. Häufig erscheint sein Name in den standesamt-
lichen Registern der Stadt (als Taufzeuge, Pate usw.). 1603 steht der Meister in geschäft-
lichen Verbindungen mit Herzog Maximilian I. von Bayern. Es handelt sich um acht Be-
hänge mit der „Histori von Josua"46), die nach dem Schreiben des Augsburger Geldwechs-
lers Matheus Stenglin an den Herzog (23. März 1603) in Bälde zur Anlieferung gelangen47).
Am 5. April teilt van Orley dem Makler Stenglin mit, daß das größte Stück noch in Arbeit
sei. Weitere Einzelheiten fehlen.
Bereits 1590 bringt Everard van Orley eine bemerkenswerte Arbeit im Auftrage des
Rates der Stadt zur Durchführung. Es handelt sich um einen „Disch-Deppich, so dem
Juncker Vicedom verehrt", die Kosten belaufen sich auf 42 fl. 3 bz. 3 kr.48). Ähnliche Ar-
beiten van Orleys fallen in das Jahr 1591; der von dem Rate bestellte Tischteppich trägt
das Wappen des Kanzlers D. Reuter49), der Preis stellt sich auf 32 fl. Das Ableben des Mei-
sters scheint Ende 1610 erfolgt zu sein. Everard erscheint am 29. August 1610 zum letzten
Male als Ratsperson in den Frankenthaler Protokollen50).
Noch kärglicher fließen die Belege, soweit ausgeführte Arbeiten in Frage kommen, bei
den Dermoyen, van den Bossche, van den Driesche, van Heyst und de Wayere. Pieter de
Wayere — nicht Vieter de Wayere wie M. Mayer liest — ist 1603 Lieferant des bayerischen
Herzogs, der seinerseits Matheus Stenglin mit allen weiteren Verhandlungen betraut. Der
Augsburger Vermittler erbittet nähere Auskunft; unter dem 22. März (1603) erläutert der
Wirker die in Frage kommende Folge „belangend die 4 stuckh von poeterei alhs von Diana
et Colista von Laubwerckh vnd andern kleinen Figuren". Zwei Teppiche sind noch in Ar-
beit, dürften aber bis zur Frankfurter Messe ablieferungsbereit sein; die zwei ersten Stücke
befinden sich zur Zeit bei einem Zwischenhändler in Venedig. Zum andern schreibt Meister
Peter „habe ich noch andere Stuckh De Romulo et Remo fertig". Ob der letztere Ankauf
endgültig zustande kommt, erscheint zweifelhaft; immerhin ist der Briefwechsel insofern
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