Über die Eigenart der Geschichte des Cyrus besteht nicht die mindeste Unklarheit; die
Folge deckte sich zweifelsohne mit der von Johann van Tiegen und einem Mitglied der
Brüsseler Wirkerfamilie Leyniers, vor 1560 dem spanischen Königshause gelieferten, noch
heute erhaltenen Serie9). Als Einheitspreis (Quadratelle) war der Satz von fünf Gulden ver-
einbart. Erheblich billiger (drei Gulden) stellte sich die möglicherweise bereits in Köln be-
gonnene, umfangreiche Geschichte Davids (21 Teppiche „auf jedem stuck eine lateinische
Inscriptia ex sacra biblia")10). Mit Sicherheit läßt sich jedenfalls behaupten, daß der Be-
trieb van Tiegens sowohl in Köln als auch später in Wesel recht bedeutend gewesen sein
muß, um derart umfangreiche Serien in so kurzer Zeit zur Vollendung zu bringen, ferner
daß dem Meister beträchtliche Geldmittel zur Verfügung standen; nirgends ist die Rede
von den sonst üblichen Vorschüssen, die Vergütung erfolgt durchgängig nach Ablieferung
Zug um Zug.
Der dritte Meister von Bedeutung, ..Arndt Tapitmecher", erscheint in dem Glaubensver-
hör vom 22. November 156711). Arndt Tapitmeeker sagt aus, er wohne „uff der Aldermuren
im Manßfelder Wappen", sei geboren aus dem land von Hennegawe (Hennegau) — wahr-
scheinlich aus Enghien —, hab weib und kind. Hab alhie ungefehrlich z e h e n jähr ge-
wohnt, uf der Gwandtmachergaffel vereidt, hat sich (ohne rühm) alhie jederzeit gehorsam
und unverweislich gehalten, wolle sollichs auch hinfuro gern thun. Halte keine fremde ge-
selschaft, welle auch hinfur niemantz innehmen, könne derselben wol lassen. Sonst halte
er drie oder vier knecht (Wirker), die eine Zeit min, die andere mehr". Leider erfahren wir
nicht das mindeste über die von dem Meister in seiner zehnjährigen Tätigkeit mit einem
Atelierbestand von drei bis vier Mann (zuzüglich der eigenen Söhne) gefertigten Folgen,
die immerhin einen recht beträchtlichen Umfang besessen haben müssen. Die einzige
Schlußfolgerung, die seinem Geburtsorte nach berechtigt erscheint, ist die, daß Meister
Arndt sich im wesentlichen mit einfacheren Figurenteppichen, in der Hauptsache wohl mit
Verdüren befaßte. Es erscheint nicht ohne weiteres sicher, daß der Tapetenmacher Arndt
mit Arndt Berendt identisch ist, der gemeinsam mit Jan van Tiegen am 2. März 1570 einem
scharfen Religionsverhör unterzogen wird; die Annahme liegt allerdings recht nahe. Der
Name eines „Arnt (Arndt) Tapitmecher" — ob der gleiche Meister? — erscheint am
20. Oktober 1577 und am 16. Februar 1579 in den Presbyterial-Beschlüssen der Heimlichen
Gemeinde.
„Jacob Tapittenmecher uf der Hertzerstraßen" (Herzogstraße) wird in den Religions-
akten am 14. August 1570 erwähnt. Einen zweiten „Jacob Tapitmecher" nennen die Pres-
byterial-Protokolle der Heimlichen Kölnischen Gemeinde unter dem 12. April 157412). Der
Wirker scheint in seinem Glauben wankend geworden zu sein, — „Metmann soll Jacob
Tapitmecher in die versamlunge beruften, umb sine schult zu bekennen" (18. Juli 1574) —;
das Protokoll vom 14. August 1575 nennt die Wohnung des Meisters: „Jüchen und Baltasar
sullen Jacob Tapitmecher uf der Alter Mauren vermanen, daß er fleißiger dan
hiebevor zu der vermanung kome, auch sich besser in seinem leben verhalte".
Bemerkenswert ist die Tatsache, daß die Fäden, die die de Carmes mit Köln verbinden,
auch in der Folgezeit nicht abreißen. Jacob de Carmes, der Vater, ist nach Fertigstellung
umfangreicher Folgen für Herzog Christoph von Württemberg, nach Frankenthal überge-
siedelt; er verstirbt zu Beginn des Jahres 1574; sein Sohn Moritz, seit 1566 Bürger von
Frankenthal, übernimmt weitere umfangreiche Serien für das Stuttgarter Schloß, die zum
größten Teil in Frankenthal, zum kleineren in Köln zur Durchführung gelangen. Charakte-
ristischerweise nimmt der Kölner Rat auf die fürstlichen Aufträge gebührende Rücksicht.
Die bis in den Oktober 1573 rücksichtslos durchgeführte Glaubensexekution läßt nach:
„Da etliche sehr schwanger sind, etliche auch Zulassungsbriefe haben, etliche gelobt haben,
in kurzem von hinnen zu ziehen, einer für den herzog von Wirtemberg
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Folge deckte sich zweifelsohne mit der von Johann van Tiegen und einem Mitglied der
Brüsseler Wirkerfamilie Leyniers, vor 1560 dem spanischen Königshause gelieferten, noch
heute erhaltenen Serie9). Als Einheitspreis (Quadratelle) war der Satz von fünf Gulden ver-
einbart. Erheblich billiger (drei Gulden) stellte sich die möglicherweise bereits in Köln be-
gonnene, umfangreiche Geschichte Davids (21 Teppiche „auf jedem stuck eine lateinische
Inscriptia ex sacra biblia")10). Mit Sicherheit läßt sich jedenfalls behaupten, daß der Be-
trieb van Tiegens sowohl in Köln als auch später in Wesel recht bedeutend gewesen sein
muß, um derart umfangreiche Serien in so kurzer Zeit zur Vollendung zu bringen, ferner
daß dem Meister beträchtliche Geldmittel zur Verfügung standen; nirgends ist die Rede
von den sonst üblichen Vorschüssen, die Vergütung erfolgt durchgängig nach Ablieferung
Zug um Zug.
Der dritte Meister von Bedeutung, ..Arndt Tapitmecher", erscheint in dem Glaubensver-
hör vom 22. November 156711). Arndt Tapitmeeker sagt aus, er wohne „uff der Aldermuren
im Manßfelder Wappen", sei geboren aus dem land von Hennegawe (Hennegau) — wahr-
scheinlich aus Enghien —, hab weib und kind. Hab alhie ungefehrlich z e h e n jähr ge-
wohnt, uf der Gwandtmachergaffel vereidt, hat sich (ohne rühm) alhie jederzeit gehorsam
und unverweislich gehalten, wolle sollichs auch hinfuro gern thun. Halte keine fremde ge-
selschaft, welle auch hinfur niemantz innehmen, könne derselben wol lassen. Sonst halte
er drie oder vier knecht (Wirker), die eine Zeit min, die andere mehr". Leider erfahren wir
nicht das mindeste über die von dem Meister in seiner zehnjährigen Tätigkeit mit einem
Atelierbestand von drei bis vier Mann (zuzüglich der eigenen Söhne) gefertigten Folgen,
die immerhin einen recht beträchtlichen Umfang besessen haben müssen. Die einzige
Schlußfolgerung, die seinem Geburtsorte nach berechtigt erscheint, ist die, daß Meister
Arndt sich im wesentlichen mit einfacheren Figurenteppichen, in der Hauptsache wohl mit
Verdüren befaßte. Es erscheint nicht ohne weiteres sicher, daß der Tapetenmacher Arndt
mit Arndt Berendt identisch ist, der gemeinsam mit Jan van Tiegen am 2. März 1570 einem
scharfen Religionsverhör unterzogen wird; die Annahme liegt allerdings recht nahe. Der
Name eines „Arnt (Arndt) Tapitmecher" — ob der gleiche Meister? — erscheint am
20. Oktober 1577 und am 16. Februar 1579 in den Presbyterial-Beschlüssen der Heimlichen
Gemeinde.
„Jacob Tapittenmecher uf der Hertzerstraßen" (Herzogstraße) wird in den Religions-
akten am 14. August 1570 erwähnt. Einen zweiten „Jacob Tapitmecher" nennen die Pres-
byterial-Protokolle der Heimlichen Kölnischen Gemeinde unter dem 12. April 157412). Der
Wirker scheint in seinem Glauben wankend geworden zu sein, — „Metmann soll Jacob
Tapitmecher in die versamlunge beruften, umb sine schult zu bekennen" (18. Juli 1574) —;
das Protokoll vom 14. August 1575 nennt die Wohnung des Meisters: „Jüchen und Baltasar
sullen Jacob Tapitmecher uf der Alter Mauren vermanen, daß er fleißiger dan
hiebevor zu der vermanung kome, auch sich besser in seinem leben verhalte".
Bemerkenswert ist die Tatsache, daß die Fäden, die die de Carmes mit Köln verbinden,
auch in der Folgezeit nicht abreißen. Jacob de Carmes, der Vater, ist nach Fertigstellung
umfangreicher Folgen für Herzog Christoph von Württemberg, nach Frankenthal überge-
siedelt; er verstirbt zu Beginn des Jahres 1574; sein Sohn Moritz, seit 1566 Bürger von
Frankenthal, übernimmt weitere umfangreiche Serien für das Stuttgarter Schloß, die zum
größten Teil in Frankenthal, zum kleineren in Köln zur Durchführung gelangen. Charakte-
ristischerweise nimmt der Kölner Rat auf die fürstlichen Aufträge gebührende Rücksicht.
Die bis in den Oktober 1573 rücksichtslos durchgeführte Glaubensexekution läßt nach:
„Da etliche sehr schwanger sind, etliche auch Zulassungsbriefe haben, etliche gelobt haben,
in kurzem von hinnen zu ziehen, einer für den herzog von Wirtemberg
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