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Göbel, Heinrich
Wandteppiche (III. Teil, Band 2): Die germanischen und slawischen Länder: West-, Mittel-, Ost- und Norddeutschland, England, Irland, Schweden,Norwegen, Dänemark, Russland, Polen, Litauen — Leipzig, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.13168#0116

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Hameln. Hannover

anweisungen häufen sich, ein einigermaßen klar umrissenes Bild vermögen die trockenen
Daten jedoch nicht zu geben.

Am 12. März und 10. April 1697 bezieht Paletta für Patronenentwürfe 311 Taler, Magniac
erhält 800 Taler. Im darauffolgenden Jahre wird ein Maler Bentum „behueff der neuen
Tapeten" als Hilfskraft eingestellt, als neuer Meisterwirker erscheint „Michel Poscheu"
(Poschen). Die Abrechnung der in Arbeit befindlichen Tapeten erfolgt nicht mehr nach
Pauschsummen, sondern unter Vereinbarung eines Quadratellenpreises. Die kurfürstliche
Manufaktur wird zu einem sich selbst unterhaltenden Unternehmen. „Denen hiesigen Frant-
sösischen Tapetenmachern sein vor ein von 133/8 eilen verfertigtes dritts stuck Tapeten lautt
gnädigsten befehls zu zahlen verwilliget . . . 2735 ■ 28 ' 5".

Es folgt die Einzelverrechnung der gezahlten Beträge. Der Quadratellenpreis ist verhält-
nismäßig hoch angesetzt, er läßt auf eine reiche und schwierige Arbeit schließen. Von Be-
deutung erscheint die nun folgende Position: „Vor ein in Holland verfertigtes Gemähide zu
machung einiger Tapeten an Nicolaus Naulert in Antwerpen 131 Thl. 13 Gr. 4 Pf.". Der
Name ist augenscheinlich verstümmelt. Um den Historien- und Landschaftsmaler Domini-
cus Nollet, den Hofmaler des Statthalters der Niederlande (Herzog Maximilian Emanuel von
Bayern), dürfte es sich kaum handeln. 1698—1699 gelangt die Restzahlung für den vierten
Behang (10V4 Ellen), der mit 2091 Talern bewertet wird, zur Auszahlung (15. Juni 1698:
400 Taler, 10. August 1698: 200 Taler, 17. Februar 1699: 400 Taler, 28. Juli 1699: 1064 Ta-
ler 24 Gr., 2. August 1699: 26 Taler 12 Gr.). Im darauffolgenden Jahre tritt ein gewisser
Stillstand in der Manufaktur ein: Magniac sowie die Wirker Desrochen (Joseph de Roche),
Jean Jallasson und Poschen beziehen Wartegelder. Es handelt sich um Meister aus Aubus-
son. Die Jallasson29) gehörten zu den ersten Wirkerfamilien der Marche.

1701 setzt die Tätigkeit von neuem ein, als Patronenmaler erscheint Paletta: „Dem Mah-
ler Paletta vor ein verfertigtes Gemähide zu denen verfertigenden Tapeten

den 28 8bris 1700 . . . . 150 Taler.

Auff befehl vom 16. Marty. 1701 Nicolaus Naulartschen zu Antwerpen wegen eines ver-
fertigten Gemähides zu denen Tapeten

an Permisgelde .... 103 Thlr.

Vor eine Schachtel oder Lahde darin ein groß Tapeten gemählde nach Holland geschicket,
den 29. Juny 1700 an den Tapetenmacher Magnia ... 9 Groschen."

1701/02 ist der fünfte Behang der Folge fertiggestellt, er wird in Gestalt verschiedener
Abschlagszahlungen mit insgesamt 1327 Tlr. 18 Gr. vergütet. Vom 25. Januar 1702 an ist
eine erhebliche Stockung zu verzeichnen, die sich mit Unterbrechungen bis in den Beginn
des Juni hinzieht. 1702 wird der Hofmaler Andreas Scheitz, ein vorzüglicher Porträtist, zu
den Bildteppichentwürfen herangezogen: „30 8bris 1702 dem Mahler Scheitz vor ein groß
Emblema zu Verfertigung der Tapeten... 130 Tlr"; daneben bleibt Paletta nach wie
vor in der kurfürstlichen Manufaktur tätig (5 xbris 1702 dem Maler Paletta wegen einer
Schilderey zu denen verfertigenden Tapeten... 135 Thlr)." Die Wirker beziehen die üb-
lichen Vorschüsse sowie Sondervergütungen für Ausbesserungsarbeiten. Am 4. Januar 1704
gelangt die Restsumme für den 6. Behang — es handelt sich in allen Fällen um die sog.
„Familientapete" — mit 646 Tlr. 24 Gr. 2 Pf. (insgesamt 1046 Tlr. 24 Gr. 2 Pf.) zur Aus-
zahlung. Die Tätigkeit der Manufaktur geht mit Riesenschritten ihrem Ende entgegen. Ob
Kurfürst Georg Ludwig mit den Leistungen seiner Wirker nicht zufrieden ist, oder welche
Umstände sonst mitsprechen, es tauchen plötzlich größere Bestellungen im Auslande auf;
die Manufakturen von Amsterdam, Delft und Brüssel treten in Tätigkeit. Von der hannover-
schen Wirkerkolonie bleiben nur Jallasson und Magniac zurück, die, so gut es geht, mit
Instandsetzungsarbeiten beschäftigt werden (1708/09): „Dem Tapecier Jallasson Vor aus-

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