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Göbel, Heinrich
Wandteppiche (III. Teil, Band 2): Die germanischen und slawischen Länder: West-, Mittel-, Ost- und Norddeutschland, England, Irland, Schweden,Norwegen, Dänemark, Russland, Polen, Litauen — Leipzig, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.13168#0160

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Königsberg

ausschließlichem Gebrauch von Wolle auf l1/2 Mark. Als Vergütung für die Instand-
setzungsarbeiten gewährt Herzog Albrecht ein Kleid, freie Wohnung, einen Ochsen, zehn
Tonnen Mehl, acht Tonnen Bier, eine halbe Tonne Dorsch, eine viertel Tonne Butter und
vier Stein Wolle81). Das Bestätigungsschreiben Delators vom 4. April 1561 ist aus Marien-
burg datiert, er bittet den Herzog, sich bis zum Stanislaus-Markt zu gedulden, da er noch
für den Danziger Kastellan Johann Kostka zu arbeiten habe. Zu welchem Zeitpunkt Delator
in Königsberg eintrifft, ist aus den Urkunden nicht zu ersehen. Nach den Belegen der Rech-
nungsbücher der herzoglichen Rentkammer erfolgen die ersten Zahlungen an den herzog-
lichen Teppichmacher mit dem 9. Februar 156282) und dem 16. Juni 1563 (127 M. 21 /3)83).
Aufschlußreicher sind die Anweisungen von 1564: Der „welsche Maler" Johannes von
Braun erhält am 28. Januar für ein Conterfey „darnach der Teppichmacher soll arbeiten"
6 Mk 36 Sch84). Der gleiche Künstler bezieht in der 13. Woche des Jahres 1564 die Summe
von 123 Mark 45 Sch. „wegen 5 Contrafeien, als der Herzogin n. des jungen Herrn 4", es ist
allerdings nicht ausdrücklich bemerkt, daß es sich um Bildteppichvorlagen handelt. Am
15. April quittiert der Maler Heinrich (Heinrich Königswieser) über den Betrag von 6 Mark
für zwei Visierungen „dem Teppichmacher, mit m. g. H„ des jungen Herren und der
alten Herzogin Wappen zu malen geben"85). Eine große Zahlung (126 Mk 16V2 Sch) erfolgt
an den Maler Adam Lang, Einzelheiten fehlen. Am 2. Mai 156488) bringt Delator einen Tep-
pich in Größe von 37 Quadratellen (21/2 Mark Einheitspreis) zur Ablieferung; es handelt
sich um eine langwierige feinere Arbeit; bereits 1563 war eine Abschlagszahlung gewährt
worden. Das Motiv ist leider nicht bekannt; mit dem Behang, zu dem die drei obenerwähn-
ten Maler die Vorlage liefern, hat die Arbeit schon aus rein zeitlichen Gründen nichts zu
tun. Die große Vorlage mit den verschiedenen „Contrafaiungen" und Wappen wählt mög-
licherweise ein Repräsentationsbild mit der fürstlichen Familie, ähnlich den Ott-Heinrich-
Teppichen87) , als Vorlage88). Vielleicht handelt es sich auch lediglich um Wappenembleme
in dekorativer Anordnung. Am 15. Februar 1566 bringt Delator wiederum einen 36 Ellen
großen Behang zur Ablieferung89). Am 2. Juli 1566 ist die Rede von „etlichen Mustern zu
den Teppichen, welche der Teppichmacher bei sich hat", die Vorlagen stehen zweifellos
mit der am 19. August d. Js. abgelieferten Wirkerei in Verbindung90).

Herzog Albrecht spricht seine Zufriedenheit mit dem augenscheinlich stets in Geld-
verlegenheiten steckenden Meister aus, er belehnt Delator (De Lator), seinen „lieben ge-
treuen Teppichtmacher", unter dem 1. Mai 1566 mit dem „heisleynn vnd gartlein, auf dem
Tragheym", vordem im Besitze des herzoglichen Leibarztes Jacobus Montanus, „ihme
dasselbe auch erblich zuuerleihen vnd zuuerschreiben"91).

Ehrenberg92) spricht weiterhin ohne nähere Erläuterung von drei von „dem holländi-
schen Teppichmacher" — gemeint ist Delator — erworbenen Behängen im Werte von 250
Talern; in bar gelangen lediglich 15 bis 20 Taler zur Auszahlung, der Rest wird in Korn
vergütet. Die unerfreulichen Verhältnisse des Herzogtums, einesteils die ständigen religiösen
Streitigkeiten, die Albrecht das Leben verbittern, andererseits die finanzielle Hemmung sei-
tens der polnischen Kommission — das Herzogtum ist ein Lehen der Krone Polen —, schließ-
lich die unzufriedenen Landstände und die Ebbe in der landesherrlichen Kasse bestimmen
den Fürsten, seinem getreuen Wirker Remigius den Abschied zu erteilen; vergebens erhebt
der Meister Einspruch (13. Januar 1567), die endgültige Entscheidung wird dem demnächst
tagenden Landtag überlassen. Delator erfährt 1570 verschiedentliche Ablehnungen, seine
bewegliche Klage „dieweil ich vnd meynn armes weyb vnd Kyntt offmals kaum eyn stück
Brotts im Hausse habenn" bleibt fruchtlos. Remigius sieht sich genötigt, einen Teil seines
Gartens zu verkaufen, auf sein Haus eine Hypothek in Höhe von 100 Mark aufzunehmen
und einen neu gefertigten Teppich zu versetzen93). Die vielfachen Schreiben Delators sind
insofern von Interesse, als die letzten Arbeiten, die wahrscheinlich kurz vor Herzog Al-

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