England. Die Sheldon-Werkstätten
eignet dem Kaiser-Friedrich-Museum zu Berlin; die Bordüre geht mit der Rahmung der
noch zu besprechenden „Tugenden"-Wirkereien zusammen: Hermen mit Fruchtkörben
in den Seiten- und der Mittelleiste, Jagdszenen in dem oberen und unteren Rahmen.
Die gleiche Fassung kehrt wieder in einem dreiteiligen Behang im Besitze der Spanish
Art Gallery, London (Abb. 125 b), mit Episoden aus der Geschichte des verlorenen Sohnes:
Das Mahl bei den Dirnen, Austreibung. Schweinehüten. Zu der gleichen Serie zählt eine
Kissenblattfolge von vier Stück (Geschichte des verlorenen Sohnes) im amerikanischen Pri-
vatbesitz. Die typischen Jagdszenen erscheinen in matten roten, gelben, gelbgrünen und
graublauen Tönen in den oberen und unteren Fassungen52).
Die Lösung eines vereinzelten Kissenblattes illustriert ein Stück im Londoner Victoria
and Albert Museum — Flucht nach Ägypten —, das in den Seitenbordüren mit der drei-
teiligen Wirkerei (Verkündigung, Geburt, Anbetung) völlig übereinstimmt, in der oberen
Leiste eine Hasen-, in den unteren eine Fuchsjagd launig und lebenswahr schildert. Die
Buchstaben T ■ E • I ■ lassen mit starker Wahrscheinlichkeit auf einen Jones aus dem
Chastleton House schließen.
Es folgen die dreiteiligen Wirkereien mit Episoden aus der Geschichte der Susanna, wie-
derum von säulengetragenen Arkadenbögen gefaßt:
1. Feinere Ausführung: Susanna geht mit ihren Frauen zum Bade, Überraschung durch
die lüsternen Alten, Susanna vor dem Richter (Sammlung Emma Budge, Hamburg)53).
In den Arkadenzwickeln erscheinen Vögel (Papageien). Die Längsbordüren kopieren im
wesentlichen die Fassung des zweiten Wappenkissens der Jones und Pope mit dem
eigentümlichen Rollwerkgebilde (ausgeschwungene Akanthusblätter an den vier Ecken),
abwechselnd mit den Frucht-Blumen-Gehängen, jedoch in wesentlich feinerer Durch-
führung. In den Mitten der Seitenleisten erscheint die Gestalt einer Frau, einen mäch-
tigen Fruchtkorb auf dem Haupte. Die Vorlagen der bildlichen Szenen sind aller Wahr-
scheinlichkeit nach niederländischen Stichen entnommen. Der auf den Blättern gezeichnete
Steinfußboden mit der ungeschickten, dem Wirker sichtlich unbequemen Marmormaserung
ist beibehalten worden.
2. Primitive Ausführung desselben Behanges (aus Hedingham Castle, Essex. Sotheby-Auk-
tion vom 24. Juni 1927, Nr. 89)54). Den Boden der drei figürlichen Szenen decken die grob
gezeichneten, bekannten, stilisierten Blüten, die auch die Vögel der Arkadenzwickel er-
setzen. Die Seitenbordüren sind, bei weitgehender Vergröberung, identisch. Die Frucht-Blu-
men-Gehänge erstrecken sich in der unteren Leiste beiderseits bis zum Mittelbilde, sie bre-
chen dann brüsk ab, um einer Fuchsjagd Platz zu machen. Die gesamte obere Fassung ist,
bis auf die gewaltsamen Ansätze zu den Seitenbordüren, Jagdepisoden vorbehalten. Zu der
gleichen Serie und Gruppe gehören technisch etwas besser durchgeführte Einzelkissen
a) Steinigung der Alten (aus Hedingham Castle), b) Susannas Gang zum Bade, c) die Alten
vor dem Richter, d) die Steinigung in zweiter Auflage (bemerkenswert ist der riesige Rosen-
zweig unter dem Sünder, ein naher Verwandter der Blumen im Jones-Pope-Kissen)55).
Reizvoll sind in allen Fällen die kleinen Jagdszenen, von typisch englischem Geiste getra-
gen, die, wie Wace an anderer Stelle ganz richtig bemerkt56), in zeitgenössischen Stickereien
ebenso häufig vorkommen, möglicherweise sogar dieser Textiltechnik entnommen sind. Das
fortlaufende Muster dieser Bären-, Fuchs- und Hasenjagden erklärt sich zwangsläufig aus
der Art der ursprünglichen Verwertung. Der Jagdfries diente zur Dekoration der gewirkten
Betthimmelseitenteile. Zweifelsohne war das ,,bed throughlie finished", das der Brief Ralph
Sheldons an Thomas Hoerd (26. März 1605) aufzählt, in der gleichen Weise gelöst. Die
Identität des Stückes mit den Fragmenten der Sammlung Colonel Howard ist nicht aus-
geschlossen. Die Schilderung der Hätz auf Hirsch, Wolf, Bär, Wildschwein, Fuchs und
Hase gibt sich ebenso naiv wie eindrucksvoll. Eine Tiefenwirkung wird durch kulissenartig
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eignet dem Kaiser-Friedrich-Museum zu Berlin; die Bordüre geht mit der Rahmung der
noch zu besprechenden „Tugenden"-Wirkereien zusammen: Hermen mit Fruchtkörben
in den Seiten- und der Mittelleiste, Jagdszenen in dem oberen und unteren Rahmen.
Die gleiche Fassung kehrt wieder in einem dreiteiligen Behang im Besitze der Spanish
Art Gallery, London (Abb. 125 b), mit Episoden aus der Geschichte des verlorenen Sohnes:
Das Mahl bei den Dirnen, Austreibung. Schweinehüten. Zu der gleichen Serie zählt eine
Kissenblattfolge von vier Stück (Geschichte des verlorenen Sohnes) im amerikanischen Pri-
vatbesitz. Die typischen Jagdszenen erscheinen in matten roten, gelben, gelbgrünen und
graublauen Tönen in den oberen und unteren Fassungen52).
Die Lösung eines vereinzelten Kissenblattes illustriert ein Stück im Londoner Victoria
and Albert Museum — Flucht nach Ägypten —, das in den Seitenbordüren mit der drei-
teiligen Wirkerei (Verkündigung, Geburt, Anbetung) völlig übereinstimmt, in der oberen
Leiste eine Hasen-, in den unteren eine Fuchsjagd launig und lebenswahr schildert. Die
Buchstaben T ■ E • I ■ lassen mit starker Wahrscheinlichkeit auf einen Jones aus dem
Chastleton House schließen.
Es folgen die dreiteiligen Wirkereien mit Episoden aus der Geschichte der Susanna, wie-
derum von säulengetragenen Arkadenbögen gefaßt:
1. Feinere Ausführung: Susanna geht mit ihren Frauen zum Bade, Überraschung durch
die lüsternen Alten, Susanna vor dem Richter (Sammlung Emma Budge, Hamburg)53).
In den Arkadenzwickeln erscheinen Vögel (Papageien). Die Längsbordüren kopieren im
wesentlichen die Fassung des zweiten Wappenkissens der Jones und Pope mit dem
eigentümlichen Rollwerkgebilde (ausgeschwungene Akanthusblätter an den vier Ecken),
abwechselnd mit den Frucht-Blumen-Gehängen, jedoch in wesentlich feinerer Durch-
führung. In den Mitten der Seitenleisten erscheint die Gestalt einer Frau, einen mäch-
tigen Fruchtkorb auf dem Haupte. Die Vorlagen der bildlichen Szenen sind aller Wahr-
scheinlichkeit nach niederländischen Stichen entnommen. Der auf den Blättern gezeichnete
Steinfußboden mit der ungeschickten, dem Wirker sichtlich unbequemen Marmormaserung
ist beibehalten worden.
2. Primitive Ausführung desselben Behanges (aus Hedingham Castle, Essex. Sotheby-Auk-
tion vom 24. Juni 1927, Nr. 89)54). Den Boden der drei figürlichen Szenen decken die grob
gezeichneten, bekannten, stilisierten Blüten, die auch die Vögel der Arkadenzwickel er-
setzen. Die Seitenbordüren sind, bei weitgehender Vergröberung, identisch. Die Frucht-Blu-
men-Gehänge erstrecken sich in der unteren Leiste beiderseits bis zum Mittelbilde, sie bre-
chen dann brüsk ab, um einer Fuchsjagd Platz zu machen. Die gesamte obere Fassung ist,
bis auf die gewaltsamen Ansätze zu den Seitenbordüren, Jagdepisoden vorbehalten. Zu der
gleichen Serie und Gruppe gehören technisch etwas besser durchgeführte Einzelkissen
a) Steinigung der Alten (aus Hedingham Castle), b) Susannas Gang zum Bade, c) die Alten
vor dem Richter, d) die Steinigung in zweiter Auflage (bemerkenswert ist der riesige Rosen-
zweig unter dem Sünder, ein naher Verwandter der Blumen im Jones-Pope-Kissen)55).
Reizvoll sind in allen Fällen die kleinen Jagdszenen, von typisch englischem Geiste getra-
gen, die, wie Wace an anderer Stelle ganz richtig bemerkt56), in zeitgenössischen Stickereien
ebenso häufig vorkommen, möglicherweise sogar dieser Textiltechnik entnommen sind. Das
fortlaufende Muster dieser Bären-, Fuchs- und Hasenjagden erklärt sich zwangsläufig aus
der Art der ursprünglichen Verwertung. Der Jagdfries diente zur Dekoration der gewirkten
Betthimmelseitenteile. Zweifelsohne war das ,,bed throughlie finished", das der Brief Ralph
Sheldons an Thomas Hoerd (26. März 1605) aufzählt, in der gleichen Weise gelöst. Die
Identität des Stückes mit den Fragmenten der Sammlung Colonel Howard ist nicht aus-
geschlossen. Die Schilderung der Hätz auf Hirsch, Wolf, Bär, Wildschwein, Fuchs und
Hase gibt sich ebenso naiv wie eindrucksvoll. Eine Tiefenwirkung wird durch kulissenartig
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