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Göbel, Heinrich
Wandteppiche (III. Teil, Band 2): Die germanischen und slawischen Länder: West-, Mittel-, Ost- und Norddeutschland, England, Irland, Schweden,Norwegen, Dänemark, Russland, Polen, Litauen — Leipzig, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.13168#0247

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Dänemark. Kopenhagen

tuschen füllen die Ecken; eine Schrifttafel — das Gegenstück zu dem Hoheitszeichen —
erläutert das Motiv der betreffenden Darstellung; gekrönte Kartuschen mit den Initialen des
Herrscherpaares decken die Mitten der seitlichen Bordüren; den freibleibenden Raum fül-
len kriegerische Embleme, Fahnen, Trommeln, Trompeten, Lanzen, Helme, Kürasse, Ge-
schütze, Pulverfässer, Anker usw. Die Signaturen nennen den Erzeugnisort (K • H • C • H •)
und den Wirker BERNT VAN DER EICHEN. Als umfangreichste Stücke der Folge erschei-
nen die „Eroberung von Christiansstad" (15- August 1676) — der König sitzt zu Pferd und
gibt dem ansprengenden Offizier den Befehl zum Angriff, links hält ein Trupp berittener
Begleiter, Soldaten gehen in Laufgräben vor, im Hintergrunde erscheint der brennende Ort
mit der ragenden Kirche — und die „Übergabe von Wismar" (13.Dezember 1675): der mili-
tärische Befehlshaber und der Bürgermeister der unterlegenen Stadt überreichen, sich vernei-
gend, die Schlüssel; Christian V., wiederum zu Pferde, führt den Marschallstab; Berittene
und Offiziere zu Fuß bilden die Staffage, im Hintergrund hält die Kalesche mit der Königin
Charlotte Amalie und der Prinzessin von Taranto. In der Längenabmessung etwas weniger
umfangreich erscheinen die „Eroberung von Landskrona" (11. Juli 1676) — das Pferd des
Königs setzt zum Sprung an, der Herrscher weist mit dem Feldherrnstab nach der belager-
ten Stadt, Reiter schließen zur Rechten und Linken den Vordergrund — und die in ihrer
Wirkung glücklichere, in der Komposition ähnliche „Eroberung von Damgarten in Pom-
mern". Fast quadratisch ist die etwas unruhige „Eroberung von Heisingborg" (3. Juli 1676),

— das von Truppen besetzte Flachfeld mit der See im Hintergrunde wirkt etwas langweilig
(Abb. 188 a) —; als gut gelöstes Schmalstück erscheint die „Eroberung von Marstrand"
(23. Juli 1677) : der König nimmt den Schlüssel aus der Hand des sich verbeugenden Offi-
ziers entgegen, die Gestalt des Herrschers ist glücklich gegen den Hintergrund, die ragende
Stadt und die Flut mit den Schiffen, gestellt; durch eine Art Hohlweg ziehen die dänischen
Truppen. Im Format der „Eroberung Heisingborgs" mehr angepaßt, schließt die „Eroberung
der Zitadelle Landskrona" (4. August 1676, Abb. 188 b) die Zahl der Gefechte zu Land.
Die fünf Seestücke — Landung bei Rügen (17. September 1677), das Gefecht bei 01and
(1. Juni 1676) — im Vordergrunde versinkt das schwedische Linienschiff „Stora Cro-
nan" —, Niels Juels Sieg vor Kolbergerheide (1. Juni 1677) — die schwedische Fregatte
„Kalmar Kastell" versackt in den Fluten —, die Landung bei Heisingborg (29. Juni 1676)
und der in der Komposition allzu unruhige Sieg in der Kogebucht (1. Juli 1677) — sind als
historische Dokumente zweifellos wertvoll, als Wandteppiche weniger geeignet. Die in den
Landstücken dargestellten Personen, in erster Linie der König selbst, sind mit großer Treue,
zum Teil als Porträts erfaßt, wiedergegeben23). Die Entwürfe der Serie gehen auf Wilcken
Ribolt — er bezieht am 24. Januar 1689 für den Karton der Landung bei Rügen und einige
kleine Arbeiten 180 R. —, Peder Andersen (gest. 1694), Bendix Grodtschilling d. J. (gest.
10. März 1707) und andere zurück. Die Durchführung der Reihe ist Ende 1692 erledigt, die
Unkosten stellen sich auf rund 20 000 Reichstaler. Die Rechnungsbelege sind allzu kurz und
schematisch, um Rückschlüsse auf Einzelheiten — Zahl der Wirker, Inangriffnahme der ein-
zelnen Stücke usw. — zuzulassen24). Die Vergütung der Serie erfolgte in der üblichen Weise
nach Quadratellenmaß; seit dem 1. Januar 1692 erscheint Bernt van der Eichen mit einem
besonderen Jahressold in Höhe von 500 Reichstalern. In die Tätigkeit des Jahres 1691 fällt
eine „Kreuzigung", als Fragment im Kopenhagener Nationalmuseet erhalten25). Von 1693
bis 1698 ist die van der Eichensche Werkstatt in der Hauptsache mit der Instandsetzung der
Knieperschen Königsreihe beschäftigt (1696 bis November 1697), die mit 18 Behängen

— „18 Stocker af kongerne" — angeführt wird; daneben werden ältere flämische Wandtep-
piche („romanske historier") der Schlösser Frederiksborg und Amalienborg (1692) repa-
riert. Ein Neuauftrag erfolgt für Schloß Jaegersborg (November 1694 bis 26. Oktober 1695);
es handelt sich um vier nicht näher erläuterte Stücke26). Ein Rechnungsbeleg von 1695

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