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Göbel, Heinrich
Wandteppiche (III. Teil, Band 2): Die germanischen und slawischen Länder: West-, Mittel-, Ost- und Norddeutschland, England, Irland, Schweden,Norwegen, Dänemark, Russland, Polen, Litauen — Leipzig, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.13168#0248

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Dänemark. Kopenhagen

meldet allzu schematisch: „Tapetmageren for nye (neue) oc gamle (alte) tapetr 1464 r. 3 m."
Dezember 1698 erhält Meister Bernt die königliche Erlaubnis, mit einem Teil seiner Gesel-
len ins Ausland zu reisen, um sich neuen lohnenden Erwerb zu suchen; der Abzug verzögert
sich bis zum 1. Januar 1700, Friedrich IV. läßt dem Künstler ein Reisegeld in Höhe von
30 Reichstalern überweisen. Die dänische Staatsmanufaktur ist erloschen.

Über die Privattätigkeit27) van der Eichens sind wir nur äußerst mangelhaft unterrichtet.
1698 gewährt ihm der König ausdrücklich das Recht „einige von ihm gemachte Tapetze-
reyen von hinnen nach Teutschland auszuführen und zu verhandeln".. .2S). Burman-Becker
schreibt ihm eine Serie Landschaftsteppiche auf dem adeligen Hofe Gammel-Estrup (Jüt-
land) zu — in den verschiedenen Behängen erscheinen die Gutshöfe, die Jürgen Skeel in
den Jahren von 1688 bis 1695 besaß: Gammel-Estrup, Kraenkerup, Rosenlund, Ulstrup,
Norregaard, Skaervad, Karmark, Skjern, Sostrup, 0rbaekgaard —, ferner, sicherlich zu
Unrecht, einen weiteren Behang — Damen und Herren, Tanzende, Schweineschlachten —
in der üblichen Teniersmanier gegen einen Häusergrund gestellt. Wiedergaben der Tep-
piche, wenn auch in kleinem Maßstabe, finden sich in dem 3. Teile der „Danske Herre-
gaarde"29). Die Schloßansichten sind historisch ziemlich genau erfaßt; die Technik hat mit
der der van der Eichenschen Behängen nicht das geringste gemein; störend wirken die
großen eintönigen Flächen, der stark schematisch behandelte Baumschlag. Die Bordüre
— in der Mitte der oberen Leiste erscheint das Wappenschild — deckt den Grund mit
Ranken- und Fruchtgewinden, die Seitenleisten verwerten ein aus Kartuschen und Vasen auf-
gebautes architektonisches Gerippe. Nach den mir vorliegenden Abbildungen handelt es
sich um Oudenaarder Erzeugnisse um 1700 ohne höheren künstlerischen Wert. Immerhin
ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß die Serie nach der Abwanderung van der
Eichens von zurückgebliebenen Gehilfen zweiter Klasse zur Durchführung gelangte30).

Anders liegen die Verhältnisse, soweit Wirkereien aus den Grenzgebieten der Schleswig-
Holsteiner Gruppe in Frage kommen (vgl. Abschnitt G, II, 4). Ein Behang in der Ulriksdals
Kapell (Schweden) schildert die zweite Fahrt der Söhne Jakobs nach Ägypten (H. 3,01 m,
L. 1,90 m, Wolle und Leinen, blaugrüne, gelbe, braungelbe, dunkelbraune, blaue, hellrote,
weiße und schwarze Töne, Legenden: „4 : IACOBS SÖNNER REISER ANDEN GANG VOI

GT ABD \

ÄGYPTEN TIL IOSEPH", an anderer Stelle: IHS und ANNO) in einer Figuren-Ranken-

1609

Fassung. Trotz der weitgehenden Stilisierung weicht der Gesamteindruck in seinem
strafferen Zusammenklang von dem Typ der norwegischen Wirkereien erheblich ab.

Der Eigenart der primitiven Hamburg-Schleswig-Holstein-Gruppe schließt sich schon
stärker an eine Wirkerei im Nordiska Museet: Auf dem Löwenthron empfängt Salomo die
Königin von Saba (H. 2,60 m, L. 2,38 m, Wolle, Seide, Leinen, Metallfäden, leinene Kette;
karminrote, blaue, grüne, gelbbraune Töne). Über der Szene verläuft ein Schriftbalken
(Dronningen Äff Rige Arabia, Allene Gaff Kong Salomon Hundrede Oc Tiue Sintener
[Zentner] Guld), überhöht von einem Schilde mit Besitzersignatur und Hausmarke
ikäd Die Bordüre verwertet die Brüsseler Frucht-Blumen-Rahmung, in Verbindung mit
weimicnen Hermen. Der nordische Einschlag macht sich namentlich im Mittelbild
3 *' 3 durch die raumfüllende Einfügung stilisierter Blüten usw. geltend. Das Hauptmotiv
(Salomo auf dem Löwen-Stufen-Thron) — im Aufbau der zuvor erwähnten Altardecke im
Nordiska Museet nah verwandt — ist augenscheinlich einem Kupferstiche oder einer Bibel-
illustration entnommen.

Stark fügt sich der Hamburg-Schleswig-Holstein-Gruppe ein Abrahamsopfer an
(H. 2,54 m, L. 1,73 m, Wolle, Leinenkette, vorherrschende Töne: Ziegelrot, daneben rot-
violette, weiße, blaue und grüne Nuancen, Verzahnungstechnik) im Focke-Museum zu Bre-

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