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Hecker, zu Tacitus Germania.

danken haben, weiche auch nachher wenig berücksich-
tigt und wenig geiesen worden zu seyn scheinen, da sie
schon ihrer Natur nach , allerdings nicht für die Menge
zumai in einer so gesunkenen Zeit berechnet und ge-
schrieben waren. So erkiärt sich auch eben so gut die
Seltenheit der Codd. der Germania, wie des Agricola,
der doch unbezweifelt ein achtes und ein selbstständiges
Werk des Tacitus ist], auch habe in späteren Zeiten, da
man Germanien näher kennen gelernt und mit den Ger-
manischen Nationen in immer gröfsere Berührung ge-
kommen , die Germania des Tacitus bei dem Mangel-
haften ihrer Angaben nicht einen so grofsen Werth für
die späteren Schriftsteller haben können, was uns be-
greiflich macht, warum weder Orosius, noch Cassio-
dorus, noch Jornandes diese ältere Beschreibung Ger-
maniens anführen oder benutzen. Auch diese Behauptung
ist gewifs sehr einleuchtend ; ob sie aber in Verbindung
mit den übrigen vom Verf. aulgestellten Sätzen, hinrei-
chend sey, uns die Germania als eine Episode darzustel-
len; das ist es, was wir noch immerhin bezweifeln und
deshalb den Verf. bitten müssen , unsere Bedenken wie-
derholt zu prüfen, und dabei insbesondere neben den
äufseren Gründen auch den inneren Charakter der Schrift
und ihre Tendenz und Beschaffenheit in Betracht zu
ziehen, da es ihm selbst gewifs nicht entgehen wird,
wie manches Zufällige und Schwankende in jenen blos
von aufsen her entlehnten Gründen sey.
Bei den nun folgenden Erklärungen geht der Verf.
von dem richtigen , aber oft so sehr verkannten Grund-
satz aus: „die Germania mufs nur aus sich selbst und den
übrigen Schriften des Tacitus ihrem Inhalte nach erläu-
tert werden, mit Zuziehung der Schriftsteller, die Ta-
citus als Quellen hat benutzen können u. s. w." (S 19.);
und er hat in den nachfolgenden Bemerkungen gezeigt,
dafs er diesem Grundsatz stets treu geblieben sey. So
ist es ihm gelungen, eine Reihe von schwierigen, viel
bestrittenen und vielfach gedeuteten Stellen richtiger zu
erklären und in ihr gehöriges Licht zu stellen, oder
 
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