Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
708

Diez, Leben und Werbe der Troubadours.

dours, von denen noch Lieder oder einzelne Verse vor-
handen sind, ist nachRaynouard mit beigefügten kurzen
Bemerkungen 8. 596—603. gegeben. Da Hr. Diez noch
12 Troubadours hinzugefügt, die Raynouard nicht hat,
so enthält das Verzeichnis 359 Troubadours, worunter
14 Frauen. Aus dieser grofsen Anzahl haben nur 34
eine besondere ausführliche Behandlung erhalten von
S. 3 — 524; von dreifsig andern Troubadours ist nur
Einzelnes (von 8.524—595.) mitgetheilt worden.
Der Verf. beginnt mit dem frühesten bekannten Trou-
badour, mit Wilhelm IX., Graf von Poitiers,
dessen Lebenszeit dem Ende des Ilten und Anfänge des
12ten Jahrhunderts angehört. Seine Lieder, die er dem
Ordericus Vitalis zu Folge über seinen unglücklichen
Kreuzzug dichtete, sind leider verloren gegangen; von
seinen Minneüedern haben sich noch neun erhalten,
welche Hr. Diez sowohl nach der Form als dem Inhalt
beurtheilt. In letzterer Rücksicht wird 8. 9. bemerkt:
„die leichtfertigen Lieder ries Grafen zeichnen sich aus
durch Witz und Laune, allein zugleich durch eine Nackt-
heit des Ausdrucks , wie sie sich die bessern Trouba-
dours nicht leicht erlaubt haben. Auch eine Art von
Romanze befindet sich unter den Liedern Wilhelms,
welche wegen ihres ähnlichen Inhalts mit einer Novelle
hei Boccaccio und mit einem altdeutschen Gedichte
(Müller Bd. III. 8.39.) verglichen wird, jedoch wird
ein unmittelbarer Zusammenhang dieser Gedichte für
sehr unwahrscheinlich gehalten. — Zuletzt theilt der
Verf. noch ein Lied ernsten Inhalts mit, von welchem
die frühem Lebensbeschreiber des Troubadours glaubten,
dafs er es beim Antritt seines Kreuzzuges gedichtet habe.
Die Gründe, die Hr. Diez gegen die Behauptung auf-
stellt, sind sehr triftig; man wird ihm vollkommen bei-
stimmen , dals Wilhelm dieses Gedicht als ein Bufslied
kurz vor seinem Tode (1126.) verfertigte.
An Wilhelm von Poitiers reiht sich wieder einer der
frühesten und vortrefflichsten Liederdichter des Mittel-
 
Annotationen