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038

Das Mithreuin bei Heidelberg.

thras zu Ehren einen Menschen. Seit Elagabalus, vom syri-
schen Ela Gabel, Gott Schöpfer genannt, verbreitete sich der
orientalische Sonnendienst Aveiter, und erhielt unter Aurelian
und Probus durch den Palmyrenischen Feldzug und andere
Bewegungen im Orient neue Nahrung. Das Soli invicto comiti
(Aem unüberwindlichen Sonnengotte, dem Begleiter) wird in
Aufschriften und auf Münzen immer häufiger. Es werden dem
Mithras geheiligte Grundstücke erwähnt. Nach Constantinus
erwies der Kaiser Julianus seine Anhänglichkeit an das Hei-
denthum auch durch eifrigen Mithrasdienst, und nach seiner
Thronbesteigung war eines seiner ersten Geschäfte die förm-
liche Wiederherstellung der Mithriaka in Constantinopel. Wer
dieses Kaisers Gunst suchte, liefs sich in diese Mysterien
eimveihen. Aber auch auf Münzen der occidentalischen Cä-
saren, AArie des Carausius, lesen Avir mithrische Aufschriften.2e)
— Zwar berichtet der h. Hieronymus, der Stadtpräfect Grac-
chus habe im Jahr 376 die Mithratempel zerstören lassen;
aber, mochte dies auch in Ilom geschehen seyn, so behauptete
sich dieser Cult anderwärts noch immer; denn noch vom Jahr
391 nach Chr. kommt ein italisches Mithrasdenkmal vor, und
ein christlicher Dichter Paulinus gedenkt noch 394 oder 395
der „schwarzen Mithrashöhlen“. 27)
Ueber die ungemeine Ausbreitung der Mithriaka
bedarf es, da sie sich schon aus dem Bisherigen ergiebt, nur
noch Aveniger Worte in Betreif der Westländer. Selbst bis in
die britischen Inseln will man Spuren davon gefunden haben,
auch namentlich in gälischen und irischen Spracbwurzeln und
Stammwörtern, die mit dem altpersischen Namen des Mithras
verwandt seyn sollen; worüber ich mich natürlich alles Ur-
theils enthalte. Was AAÜrd man aber erst sagen, wenn einer
unsrer universellsten Gelehrten, Herr Alex. Amn Humboldt, in
seinen pittoresken Ansichten der Cordilleren, Tübingen 1810
S. 41, den Satz aufstellte: „Auch scheint der Mexicanische
Tonatiuh mit dem Krischna der Hindus — und mit dem Mi-
thras der Perser identisch zu seyn“? worüber man
das Weitere bei ihm selbst nachlesen raufs; und dennoch er-
hielt ich sechzehn Jahre später in Paris durch gütige Mitthei-
lung dieses edlen Forschers einige vor mir liegende Durch-
zeichnungen amerikanischer BildAverke mythologischen Inhalts,
die jedem Unbefangenen durch ihre Aehnlichkeit mit einem
griechischen Mythus vom Perseus und mit einer Vorstellung
 
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