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Das Mithreum bei Heidelberg.

reinen Magierlehre entfremdeter und aus andern materielleren
Religionen eingedrungener Geist; denn die alten Zendurkun-
den wissen z. B. von einem Fasten nichts, sie mifsbiliigen es
sogar. Die Wasserprobe aber beruhte ursprünglich auf dem
altpersischen Elementendienste, wovon oben, und wenn ge-
w'ifs auch ein so lebensgefährliches Schwimmen eine spätere
Zuthat war, so erklärt sich aus der Wasserprobe doch, warum
die Mithreen sich so häufig in der Nähe von Flüssen und Quel-
len finden, wie eben das Neuenheimer unmittelbar an dem
Ufer unsers Neckar. Das Liegen im Schnee deutet auf Ge-
birgsländer, als das Vaterland dieser Cäriinonien, wie die
oberasiatischen Länder, die medischen, persischen und arme-
nischen Hochlande waren, deren Climate die römischen Mi-
thrasdiener in den deutschen Ländern wiederfanden, und wirk-
lich geben einige Bildwerke der Mithreen, namentlich des
Heddernheimer zu Wiesbaden, in Figuren, die von unten bis
an den Nabel herauf in wolkenartigen Klumpen stecken (wie
Nr. 1 und 2 Tab. XVI. der Mithriaques von Hammer-Purgstall),
deutliche Anzeigen davon. Die Feuerprobe kam auch in grie-
chischen Mysterien vor. Das Fasten in der Wüste hat seine
Parallele in der evangelischen Geschichte (Luc. IV, 2.); aber
auch bei heidnischen Völkern, wie bei den Assyrern (Jonas
III, 5. 6.) kommen Fälle von strengen Fastengeboten vor.
Unter allen Mithrasdenkmalen giebt das von Mauls in
Tyrol vergleichungsweise die meisten Anschauungen von die-
sen Prüfungsacten. Ich theile daher, wie billig, einen Aus-
zug aus der Beschreibung dieser Reliefbilder mit 32) und füge
einige Anmerkungen im Anhänge bei. Der Verfasser theilt die
Prüfungen in körperliche und geistige, und fängt unter den
12 Seitenfeldern mit dem lten links oben an. Die Vorstellung
desselben giebt er so an, der Eingeweihete (l’initie) stehet im
Wasser und wird von einer andern Person damit besprengt. 33)
Zweites Feld: Der Novize ist auf einem Schmerzenslager aus-
gestreckt; welches an jene mit Stacheln versehene Qual-
Betten der indischen Fakirs erinnert. 34) Drittes Feld: Des
Novizen Füfse sind eingesenkt in die Erde, oder in eine Masse
von Schnee oder Asche. 35) Viertes Feld: Er steckt seine
Hand in’s Feuer. Fünftes Feld: Er mufs sich in einer ge-
waltsamen peinlichen Stellung halten. 36)
(Die Fortsetzung folgt.)
 
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