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13B

Aschbach: Geschichte Kaiser Sigmund’«,

das Böhmische ganz verlernt, lernte es aber bald wieder,
und beweiset dem Pabst Clemens VI., als er das Prager
Erzbisthum von der Abhängigkeit von Mainz (wo damals der
mit dem Pabste entzweite Heinrich von Virneburg Erzbischoff
war) frei machen sollte, aus der Sprache, dafs die Böhmen
eine von der deutschen ganz verschiedene Nation seyen.
Dies Kapitel scheint blofse Einleitung, sonst würden wir
erwartet haben, dafs wir von der unaussprechlichen Anarchie
in Brandenburg und von dem Zustande von Ungarn und Po-
len in den letzten Jahren Ludwigs 'des Grofsen etwas mehr
erfahren hätten, als dafs Hr. Aschbach in den Noten einige
chronologische Schwierigkeiten beseitigt. Die polnischen An-
gelegenheiten und der eigentliche Zusammenhang der Aus-
schliefsung Sigmund’s von der polnischen Krone hätten etwas
klarer und bündiger entwickelt werden können, als S. 22
geschehen ist.
Das zweite Kapitel handelt von Sigmund’s Kämpfen um
die ungarische Königskrone bis zu seiner Krönung in Stuhl-
weifsenburg 1383 —1387. Den Anfang dieses Kapitels würde
Ref. kürzer gefafst haben , da hier offenbar gar von Sigmund
nicht die Rede ist, sondern von seiner abscheulichen Schwie-
germutter und von ihrer Tochter Maria, Sigmund’s erster
Gemahlin. Über die Geschichte dieser unglücklichen Königin
findet mau S. 17 eine vollständige Angabe und kritische Prü-
fung der sämmtlichen Quellen. Das Resultat der grausigen
Mordgeschichte Karls des Kleinen yväre in Beziehung auf Sig-
mund hinreichend gewesen. Dafür hätte aber Hr. Aschbach
das Verhältnifs der gräfslichen Mörder Karls des Kleinen zur
Elisabeth mehr ins Licht setzen müssen, damit man die Mög-
lichkeit der Gräuelthat eines Nicolaus Gara und Blasius
Forgäcz begriffen hätte. Sigmund erscheint in der Tragödie
Karls gleichsam vorbedeutend für sein übriges Leben. Wir
hören nämlich immer von seinem Anzuge, wir lesen einen
Tractat, der mit ihm geschlossen wird, in extenso, dann
verschwindet er spurlos. Wenn endlich hernach Sigmund
wirklich als Befreier seiner Gemahlin erscheint, so wird der
Leser mit der Art, wie diese Geschichten erzählt werden,
gewifs zufrieden seyn , nur hätte der Faden nicht der Zeit-
rechnung wegen so schroff sollen abgerissen und der Leser
im dritten Kapitel plötzlich auf ein ganz anderes Feld ge-
führt werden.
 
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