Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
170

Lebas: Correspomlance inädite.

nichtswürdigen (corrompus) Menschen theilt; dann thut man
seine Pflicht blos aus Liebe zum Vaterlande und dies Gefühl
ist reiner.
Die Briefe, die Lebas an seine Frau und an seine Schwe-
ster schrieb, nehmen den übrigen Theil des Hefts ein und zei-
gen sowohl Lebas als Set Just von der schönsten Seite. Wie
einfach, wie zart, wie wahr, wie treu, wie rein empfindend,
wie ruhig und freudig erscheinen sie mitten im schwierigsten
und schrecklichsten Geschäft! Sie schreiben sich dabei Grau-
samkeit und Unbarmherzigkeit als Pflicht vor und rechnen sie
sich als Tugend an, sie deuten sogar der Frau und Schwester
an, dafs sie, wenn sie sich die geringste Fürsprache erlau-
ben , nach Paris zurückgeschickt werden sollen! Welches
räthselhafte Ding ist doch des Menschen Herz! wie schwer ist
die Gränze zu bestimmen, wo das Schlechte aufhört schlecht
zu seyn oder wo das Gute gut wird !! Wir wollen zum Schlufs
nur eine Stelle aus Lebas Briefe an seine Frau über Natur-
schönheiten im Elsafs ausheben. Der Brief ist aus Zabern 8.
Frimaire an 2; dort heifst es : Das Land , wo ich mich befinde,
ist prächtig. Nirgends habe ich die Natur schöner, majestä-
tischer gefunden; es ist eine zusammenhängende Kette von
hohen Bergen, eine Abwechselung der Aussichten, welche
die Augen erfreut und das Herz entzückt. Wir, Set Just und
ich, waren diesen Morgen auf einem hohen Berge, auf des-
sen Spitze ein altes zerstörtes Schlofs liegt, welches auf einem
unermefslichen Felsen gebaut ist. Wir wurden alle beide, wie
wir die umliegenden Gegenden betrachteten, von einem köst-
lichen Gefühl durchströmt. Es ist der erste Tag, dafs wir ei-
nige Stunden Muse haben. Aber mir, mir fehlt etwas, ich
möchte dich neben mir haben, mit dir die innere Bewegung
theilen, welche ich empfand. Der Gedanke hat mich schon
oft im Innersten der Seele betrübt, und wahrlich! es bedarf
der ganzen Hingebung, deren der wahre Patriotismus fähig
ist, um u. s. w.
Ref. glaubt hinreichend angedeutet zu haben, wie schätz-
bar diese Documente für die Familie des Mannes seyn müssen,
den man nach seinem Schicksal und nach der Verurtheiiung,
die er freiwillig mit seinem Freunde und Verwandten Robes-
pierre theilte, für einen blutbefleckten, neidischen, herrsch-
süchtigen Menschen halten sollte. Ref. glaubt zugleich deut-
lich gemacht zu haben, warum er den Briefen ein bedeutendes
 
Annotationen