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Zum prcufsischcn Kirchenrecht.

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Seine Majestät geruhten hierauf in einem Allerhöchsten
Cabinetsschreiben vom 1. Sept. 1832 zu erwiedern , dafs AI-
lerhöchstdieselben die ehemalige Jesuitenkirche zu Trier für
den Gottesdienst der evangelischen Gemeinde erst alsdann
überwiesen hätten, als Allerhöchst Ihnen (wir wissen, dafs die
preufsischen Cabinetsordres nicht in diesem lächerlichen Styl
süddeutscher Kanzleien abgefafst werden) durch die Verwal-
tungsbehörde die Gründe vorgelegt worden, welche Aller-
höchstsie (das ist baierisch Deutsch) berechtigen, über jene
Kirche zu verfügen.
Nach dieser abschlägigen Cabinetsordre suchte der Hoch-
seelige Bischoff es dahin zu bringen, dafs eine neue Semi-
nariumskirche gebaut würde 5 allein dieser Versuch scheiterte
schon deswegen, weil kein geeigneter Bauplatz auszumitteln
war, und ebenso mifslang der Plan, durch Abtretung einer
Pfarrkirche an die evangelische Gemeinde die Seminariums-
kirche wieder zurückzuerhalten. Der Hochwürdigste Bischoff
wandte sich nun abermals unterm 2. Sept. 1834 und 18. Jan.
1835 an Seine Maj. den König mit der untertänigsten Bitte,
dafs Allerhöchstdieselben geruhen möchten, die Seminariums-
kirche ihrer früheren Bestimmung zurückzugeben (sollte man
nicht meinen, Rettung des Staats und der Religion sey an
dieses Kirchengebäude geknüpft?) und für die evangelische
Gemeinde eine neue Kirche bauen zu lassen (also dahin war
es in dem an Kirchen und alten Klöstern so reichen Trier jetzt
schon gediehen!); allein es erfolgten darauf (von dem ge-
duldigen, durch das Bestürmen keineswegs aufs Äusserste
gebrachten Cabinet) zwei abschlägige Cabinetsschreiben, vom
28. Sept. und 7. Febr. 1835.
Nun fragt sich, fährt der oder die frommen Verfasser fort,
nicht etwa, wie man von Priestern und ihren Juristen und
Canonisten erwarten sollte, ob man dem Kaiser geben solle,
was des Kaisers ist, und die Sache dort ruhen lassen, wo sie
1815 gewesen war, sondern, in welcher Art die Sache weiter
zu verfolgen wäre (etwa in Frankfurt oder in Töplitz ??), und
da bisher auf dem Wege der Gnade nichts hat ausgerichtet
werden können, was zu thun sey u. s. w. Also nehmt euch
in Acht, ihr Protestanten! wenn blos wegen der Seminariums-
kirche in Trier, die durchaus niemand entzogen wird, da die
Seminaristen in den andern Platz genug haben, ein solcher furcht-
barer Streit Jahre lang gegen den König selbst geführt wird,
so könnt ihr andern denken: Quantae animis Jesuiticis irae.
 
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