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1122

Becker: Ausführliche deutsche Grammatik. 2e Abth.

noch darauf aufmerksam machen, dafs es dabei wünschens-
werth wäre, diesem dritten Theile ein ausführliches Register
anzuhängen, wodurch der fortgesetzte Gebrauch des werth-
vollen Buches erleichtert würde. —
Ref. ist der festen Überzeugung, dafs Hr. Becker in
Beziehung auf die Klarheit seiner Darstellungsweise, und die
Gründlichkeit seiner Forschungen unter den neuern Gramma-
tikern, die sich bemühten, die logischen Verhältnisse der
Spracht; zu entwickeln , und das willkürlich scheinende
Formelle der Sprache auf einen logisch gestützten Grund zu-
rückzuführen , mit Recht einen der ersten Plätze einnimmt.
Und wenn auch sein System manichfachen Widerspruch er-
fahren hat, so ist es ihm doch mehr als den frühem allge-
meinen Grammatiken und Ursprachlehren gelungen, das logi-
sche Princip der Sprache hervorzuheben und anschaulich zu
machen. — Der schöne Doppelsinn des griechischen \6yoc,
wodurch sowohl die geistige Thätigkeit der Vernunft als
die Manifestation derselben durch die Sprache bezeichnet
wird, hat in Hm. Becker einen sehr würdigen Interpreten
gefunden. — Und wenn schon ein alter schwärmerischer
Philosoph sagt: „Das Wort ist der ewige Anfang und bleibt’s
auch ewig. Wenn du ansiehst die Tiefe des Himmels, die
Sterne, die Elemente, die Erde und ihre Erzeugungen; so
begreifst du mit deinem Auge freilich nicht die helle und
klare Gottheit, ob sie wohl auch, darinnen ist: so du aber
deinen Gedanken erhebst und denkest, so brichst du durch
den Himmel aller Himmel und ergreifest Gott bei seinem hei-
ligen Herzen;u— so sehen wir hierin wohl eine Andeutung,
dafs die Bestrebungen des Hrn. B. und der neuern Gramma-
tiker nicht blofs unserer Zeit angehören: aber gerade die
Art und Weise, wie Hr. B. die Erscheinungen der Sprache
in sein Denken aufnahm und sie daraus entwickelte, die Nüch-
ternheit und Umsicht, die ihn vor manichtältigen phantastischen
Zusammenstellungen und minutiösen logischen Unterschei-
dungen seiner Vorgänger verwahrte, wird ihm nicht nur in
der Sprachwissenschaft ein bleibendes Verdienst, sondern
selbst bei seinen Gegnern eine ehrenhafte Anerkennung ver-
schaffen.
ln dieser Überzeugung scheidet Ref. von dem Verf., den
er durch seine obigen auf das Einzelne gehenden Gegenbe-
merkungen nicht weniger als verkleinern wollte, indem er
dadurch nur seinerseits einen kleinen Beitrag zu den ver-
dienstvollen Leistungen des Verf. zu geben versuchte.
R a s t a d t. Feldbaus ch.
 
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