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N°. 4. HEIDELBERGER 1840.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.


Hans von Reinhard, nach dessen Denkschriften etc.,
von Muralt.

( B e s c h luf $.)
In diesem Abschnitt ist gleich Anfangs von den Militär-Ca~
pitulationen die Rede, wie diese ausgedehnt werden, wie das Frei-
willige dabei ganz aufhört und die Vorboten einer durch die
Schweizer Behörden, als blose Maschinen auszuführenden fran-
zösischen Conscription erscheinen. Gleich hernach wird der Can-
ton Tessino ohne Weiteres militärisch besetzt, nachdem vorher durch
das grand cordon, welches d’Assey erhält, das freie, mit Unter-
jochung bedrohte Land eher verhöhnt, als geehrt worden. Das
fällt freilich bei dieser Gelegenheit weder dem guten Reinhard,
noch seinem Biographen ein.
Im Folgenden erkennt man recht deutlich einen Zürcher und
einen Mann, dem das Geld sehr nahe geht. Reinhard zeigt näm-
lich weniger Betrübniss über die Abtrennung von Wallis von der
Schweiz und über die schmähliche Art, wie man mit dem Canton
Tessin verfuhr, als über den Geldverlust seiner Zürcher. Die
englischen Waaren wurden überall weggenommen, den Werth
nahm Bonaparte in Anspruch. Auf diese Weise mussten die schwei-
zerischen Obrigkeiten, um ihren Staat augenblicklich zu retten, ihre
eignen Mitbürger plündern und den Raub an ihren Protector ab-
liefern. Das war allerdings grausam und hart und ungerecht;
aber komisch ist es bei Allem dem, hier zu lesen, wie unter al-
len Ungerechtigkeiten gerade die Geldsache der beiden Zür-
cher (Reinhard und Muralt) tiefste Seele trifft! Wattenwyl, der
Berner Aristokratie angehörig, bei welcher mehr römischer Stolz
als Zürcher Handelsgeist war, scheint die unwürdige Art, wie der
Canton Tessin durch Italiener besetzt wurde, mit vollem Recht
noch tiefer empfunden zu haben, als das Verfahren gegen die
Handelsleute, welche vorher das Unglück anderer benutzt hatten,
um reich zu werden. Gegen die Schweizer Speculanten verfuhr
eigentlich Bonaparte auf dieselbe Weise und nach demselben Grund-
sätze, nach welchem in unsern Tagen die Chinesen mit den eng-
XXXII. Jahrg. 1. Heft. 4
 
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