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Hans von Reinhard^ nach dessen Denkschriften etc., von Mtiralt. 51

dieser hinwieder auf den Minister geschoben, wie solches denn
auch wirklich nach der Rückkehr Talleyrand's zuerst behandelt
werden wollte. Der im Tessin befehlende General Fontanelli ver-
langte, dass der Zoll, selbst der Schweizern angehörigen Waa-
ren, in seine Kassen fliesse. Der Landamman liess zu Paris die
eindringendsten Vorstellungen machen, allein, die franzö-
sische Regierung that, als ob sie von der ganzen
Sache nichts wisse, und als er sich noch einmal an den Kai-
ser persönlich wandte, erhielt er abermalszweideutigen Be-
scheid/4 Wer nicht fühlt, dass in dieser Italienerei Napoleon’s, welche,
soweit Ref. Erfahrung reicht, in unsern Tagen überall Geschäfts-
klugheit, so wie offnes und gerades Verfahren Mangel an poe-
tischer Erfahrung und Uebung genannt wird, seine ganze vorige
wahre Grösse, jede Würde bewusster Ueberlegenheit (von Moral
nicht einmal zu reden) völlig unterging und nur Banditen-Kraft
und Schlauheit übrig blieb; der steht auf einem Punkte, wo jeder
Versuch, ihn zu belehren, vergeblich seyn würde. Dass das
Verfahren ganz schaamlos war, geht auch daraus hervor, dass
selbst die besten Schüler und Diener Napoleons, wenn noch ei-
nige Selm am in ihnen war, die Verantwortung der von ihnen voll-
zogenen Maasregeln von sich auf ihn zurückschoben. Wir schlos-
sen dies aus der Unterhaltung hei der Zusammenkunft des Vice-
königs mit dem schweizerischen Bevollmächtigten Maracci S. 188.
Maracci, heisst es, hob den völkerrechtlichen Gesichtspunkt
der Occupation so einleuchtend heraus, dass der Vicekönig nicht
wenig betroffen aus der Rolle fiel, und gestand, wras ohnehin klar
genug war, dass er ohne Befehle des Kaisers nicht handeln könne,
und demselben genauen Gehorsam schuldig sey. Er musste zu-
geben, dass kaum ein Viertheil der eingezogenen englischen Waa-
ren dem Canton Tessin angehöre, dass die drei übrigen Viertheile
in der Mauth von Mailand niedergelegt gewesen seyen, auch dass
Fontanelli durchaus nicht zu rechtfertigende Verfügungen getrof-
fen habe; Abhülfe fand jedoch keine Statt.
Der folgende Abschnitt enthält die Geschichte der schweize-
rischen Gesandtschaft nach Paris, um 1811., also zu einer sehr
kritischen Zeit. Auch dieser Abschnitt ist, wenn man ihn zuge^
brauchen versteht, sehr nützlich zur Kenntniss der Napoleonischen
Zeit, wenn gleich Einkleidung und Vortrag gewiss besser ausge-
fallen wären, wenn sich Herr Reinhard und Herr Muralt der fran-
zösischen Sprache bedient hätten. Die sehr interessante Antwort
des damals gegen Bonaparte ziemlich gereizten Vicekönigs nimmt
 
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