62 Greverus und Herold, Schriften über Griechenland.
nem grössten Leidwesen ein junger Franzose schon seine „Appnn
chenu gemacht und liess dem alten Professor nur die wehmüthige
Reflexion: Wo der Franzos handelt, da sinnen und überlegen die
Deutschen! Die Sache nahm aber zur grössten Ehre Germaniens
eine unerwartete Wendung. Der Franzose verstand kein Englisch
und die Damen kein Französisch, Hr. G. aber verstand beides und
bemächtigte sich nach Kurzem „ausschliesslich der Prise.44 Die
Unterhaltung hatte noch keine 24 Stunden gedauert, und Hr. Gre-
verus hatte schon die Entdeckung gemacht, dass die beiden Damen
beirathen möchten, was ohne eine seltene Dosis von Scharfsinn
freilich sonst niemand errathen hätte*
In Athen (gewiss eine ausserordentliche Merkwürdigkeit) sey
es im Sommer staubig und im Winter schmutzig. Und wenn der
schöne Palikar vor dem Kaffehause della bella Grecia an einer jun-
gen Landsmännin, deren dunkle Locken mit dem rothen, goldbe-
setzten Fes geziert sind, vorüber geht und seinen Schnauzbart
zupft, indem das Auge dem Zuge folgt, so wolle das jedesmal sa-
gen: Ich möchte dich fressen, wie einst die Türken! (S. 27.)*
Ausserhalb der Stadt in einem Garten hatte der athenäische Hof-
fourier Christos Kegelspiel und bairisches Bier, freilich zu ei-
nem zehnfach höhera Preis als in München, aber doch sey es tröst-
lich und erhebend für „eine bairische Seele, dass sein vaterländi-
sches Getränk hier an der Grenze des Occidents zu haben ist.44
Aber des guten Bieres ungeachtet haben die Bavaresi in Grie-
chenland doch lange Weile und machen saure Gesichter, haupt-
sächlich weil das Junggesellenleben in Athen freudenloser sey, als
an jedem Orte des deutschen Vaterlandes, insbesondere aber, weil
sie auf allen Umgang mit gebildeten Frauen Verzicht leisten müs-
sen, eine Entbehrung, die nach Hrn. Greverus für junge Männer
gewiss sehr empfindlich ist! Selbst nach einem vierwöchentlichen
Gasthausleben sey an ein Näherkommen mit diesen unzufriedenen,
kaltyerschlossenen Herren nicht zu denken gewesen. Populär in
Griechenland sey eigentlich nur der gefällige, edle Dr. Böser;
der gediegene Dr. Widmer dagegen lebe mehr den Wissenschaf-
ten als der Praxis.
Mit Essen und Trinken sehe es in Athen sehr übel aus, auf
feine und wohlschmeckende Speisen sey durchaus kein Anspruch
zu machen und deswegen einem europäischen Feinschmecker freund-
Üclisi zu rathen, sich in Athen nur gleich vor Tische zu erhängen,
dann spare er sich die Verzweiflung bei demselben. (S. 37.}.
Der vierwöchentliehe Aufenthalt eines weisen Mannes im Gast-
nem grössten Leidwesen ein junger Franzose schon seine „Appnn
chenu gemacht und liess dem alten Professor nur die wehmüthige
Reflexion: Wo der Franzos handelt, da sinnen und überlegen die
Deutschen! Die Sache nahm aber zur grössten Ehre Germaniens
eine unerwartete Wendung. Der Franzose verstand kein Englisch
und die Damen kein Französisch, Hr. G. aber verstand beides und
bemächtigte sich nach Kurzem „ausschliesslich der Prise.44 Die
Unterhaltung hatte noch keine 24 Stunden gedauert, und Hr. Gre-
verus hatte schon die Entdeckung gemacht, dass die beiden Damen
beirathen möchten, was ohne eine seltene Dosis von Scharfsinn
freilich sonst niemand errathen hätte*
In Athen (gewiss eine ausserordentliche Merkwürdigkeit) sey
es im Sommer staubig und im Winter schmutzig. Und wenn der
schöne Palikar vor dem Kaffehause della bella Grecia an einer jun-
gen Landsmännin, deren dunkle Locken mit dem rothen, goldbe-
setzten Fes geziert sind, vorüber geht und seinen Schnauzbart
zupft, indem das Auge dem Zuge folgt, so wolle das jedesmal sa-
gen: Ich möchte dich fressen, wie einst die Türken! (S. 27.)*
Ausserhalb der Stadt in einem Garten hatte der athenäische Hof-
fourier Christos Kegelspiel und bairisches Bier, freilich zu ei-
nem zehnfach höhera Preis als in München, aber doch sey es tröst-
lich und erhebend für „eine bairische Seele, dass sein vaterländi-
sches Getränk hier an der Grenze des Occidents zu haben ist.44
Aber des guten Bieres ungeachtet haben die Bavaresi in Grie-
chenland doch lange Weile und machen saure Gesichter, haupt-
sächlich weil das Junggesellenleben in Athen freudenloser sey, als
an jedem Orte des deutschen Vaterlandes, insbesondere aber, weil
sie auf allen Umgang mit gebildeten Frauen Verzicht leisten müs-
sen, eine Entbehrung, die nach Hrn. Greverus für junge Männer
gewiss sehr empfindlich ist! Selbst nach einem vierwöchentlichen
Gasthausleben sey an ein Näherkommen mit diesen unzufriedenen,
kaltyerschlossenen Herren nicht zu denken gewesen. Populär in
Griechenland sey eigentlich nur der gefällige, edle Dr. Böser;
der gediegene Dr. Widmer dagegen lebe mehr den Wissenschaf-
ten als der Praxis.
Mit Essen und Trinken sehe es in Athen sehr übel aus, auf
feine und wohlschmeckende Speisen sey durchaus kein Anspruch
zu machen und deswegen einem europäischen Feinschmecker freund-
Üclisi zu rathen, sich in Athen nur gleich vor Tische zu erhängen,
dann spare er sich die Verzweiflung bei demselben. (S. 37.}.
Der vierwöchentliehe Aufenthalt eines weisen Mannes im Gast-