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Greverus und Herold, Schriften über Griechenland, 15i
Didaskalos besitzt, dessen Gewicht in griechischen Landen je-
dermann kennt. Denn was einst der Atabek an den Höhen des
Orients, und $er Tara Av/L^g zu Byzanz gewesen, das ist heute
offenbar der Didaskalos auf der Burg zu Athen, indem ja alle
Weisheit und alles Regiment ursprünglich mit dem ABC beginnen
muss.
Auf diesen Grund hin wird es niemand befremden, wenn Hr*
Greverus seinen Lesern unter der Hand zu verstehen gibt, dass er
zswar schon fünfzig Jahre alt, aber gross von Statur, handfest und
rüstig sey, zu Pferde sitze, englisch und französisch rede, Malva-
sier und pikante Speisen liebe, treuherzigen deutschen Sinn (atrue
german heart) besitze, bei dem Frauenzimmer in Credit stehe und
einen lieben Schwiegersohn habe, dem er seine „Reiselust in Ideen
und Bildern“ dedieire mit Wahrheit, Wärme und Klarheit.
Ob sich gleich das Buch über lauter bekannte und oft genug
beschriebene Gegenden verbreitet, enthält es dennoch eine schöne
Sammlung zum Theil origineller und oft sehr feiner Bemerkungen,
wie aus hier anstehenden Beispielen leicht zu ersehen ist. Als ein
lange gereister Mann und Menschenkenner findet Hr. Greverus z.
B., dass die Italiener insgesammt „spitzbübische und gottlose6' Leute
seyen, weil sie um theures Geld schlechten Wein und geringe
Kost, oft aber gar keine Kost verkaufen. Auch bei den Oestrei-
chern sey es nicht geheuer, und der Verf. glaubt das Publikum
gegen dieses Volk ebenfalls warnen zu müssen, da ihre Betten „so
voll von Wanzen sind, dass es Niemand in denselben aushalten
kann.“ Dazu sey auch die Verpflegung schlecht, „das Fleisch öf-
ter abgestanden und der Wein nicht zu gemessen.“ Dagegen zeige
sich auf den französischen Regierungsschiffen der Charakter der
ganzen Nation, „der auf Ehrgefühl und Rechtlichkeit
(honnetete) basirt sey, concen trirt.“ Die Franzosen sey-
en Menschen, eine edle und gebildete Nation, wo man Vertrauen
ehrt und Zuneigung erwiedert, und für Frühstück, Mittagsessen
nnd Kaffe sammt Wein nur vier Franken nimmt. Ueberdiess sehe
man auf ihren Dampfschiffen regelmässig sechs kleinere Kanonen,
sogenannte Drehbassen,“ die auf dem Rande des Decks auf einem
drehbaren eisernen Gestelle schwebend, wie Klapperstörche naiv
auf einem Beine stehend, neugierig mit ihrem einen finstern Auge
auf das Meer zu lugen scheinen.“
Auf der Fahrt von Malta nach Syra waren zwei unverlieira-
rathete Damen aus England in der Gesellschaft. Doch während
Hr. G. noch auf Mittel sann, sich ihnen zu nähern, hatte zu sei-
 
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