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66 Greverus und Herold, Schriften über Griechenland,
Von diesem delphischen Orakelwein wurde auf dem korinthi-
schen Golf eine ganze Nacht mit den Griechen so tapfer durch-
getrunken, dass der Professor seine heitere Stimmung bis zur
prophetischen Begeisterung trieb und mit dem Becher in der Hand
dem lieben theuren Hellas, ohne Zweifel zu grosser Belustigung
der nüchternen Matrosen, die glänzendste Zukunft weissagte.
Beim Landen in Lutraki aber gab es schon wieder Streit, und
der lustigen Nacht und des schmeichelhaften Horosoop’s unge-
achtet standen doch alle Zechbrüder „mit dem Schuft von Kapitän
gegen den rechtlichen Fremden,“ um ihn abermal zu bekriegen.
Hr. Greverus lief in der Sonnenglut, ohne Effekten, zu Fuss nach
Korinth und wurde daselbst — statt Gerechtigkeit zu finden —-
„beiffthe von den Flöhen verzehrt (S. 229.).“ Uebrigens fand der
Hr. Professor zu Korinth die Stadt wieder am Fusse der Akropo-
lis, die Akropolis aber oben auf dem Berg, und im Karavanserai
einen deutschen Bedienten, der für einen alten französischen Ka-
pitän in griechischen Diensten gerade vor des deutschen Profes-
sors Zimmer warme Suppe kochte. Das war ein wichtiges Er-
eigniss und nimmt eine der wichtigsten Stellen (S. 238.) im Rei-
sebericht des Verfassers ein. Aus diesem Grunde geben wir sie
auch im Original:
„Schon seit drei Tagen hatte ich keine warme Speise, in Oel
gebratene Fische ausgenommen, geostet und meinte schon, das
Vorurtheil für dergleichen ganz und gar verloren zu haben. Un-
glücklicherweise weckt der Duft der Kraftbrühe alte Erinnerungen
und Gefühle. Mich wenigstens von dem Dufte zu erquicken, ge-
he ich, wie gebannt, vor meinem »Zimmer hin und wieder; als der
gute Landsmann sympathetisch meine stille Neigung merkt und
mich im Namen seines Herrn auf den Abend zu Gaste ladet. Ich
beauftragte ihn, mich an zu melden , und wurde natürlich mit fran-
zösischer Herzlichkeit empfangen.“
Beim Essen gerieth Hr. Greverus aber bald mit dem gast-
freundlichen Kapitän wüthend über einander, einmal wegen der
Stärke der Bonapartisten-Partei in Frankreich, di* Hr. Greverus
durchaus mit den letzten Zuckungen deö Schwanzes einer geköpf-
ten Schlange vergleichen wollte; und dann auch wegen der Bhein-
gränze, die der Kapitän für sein Vaterland in Ansi uch nahm,
der Professor aber mit grosser Tapferkeit gegen den gallischen
Eisenfresser beschirmte. In der Bedrängniss schleuderte Hr. Gre-
verus den thermopyläischen Spruch: „Die Franzosen möchten kom-
men und sie nehmen — wir würden sie zu vertheidigen wissen
 
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