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Goebel’s Lehrbuch,

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dem Unterrichte auf höheren Lehranstalten zum Grunde gelegt zu
werden. Alle Sachkenner müssen dem Yerf. in dem beistimmen,
was er über die Wichtigkeit der Forderungfsagt, das Nachden-
ken der Studierenden durch die scharf und bestimmt aufzufassen-
den Naturgesetze zu üben, und dem Hebel vorzubeugen, sich mit
nichtssagenden oder halb wahren Worten zu begnügen, weil „der
„Zögling, welcher sich ernsten Studien widmet, nicht allein 1er-
„nen, sondern auch denken, seinen Geist mit nützlichen Kenntnis-
sen ausschmücken und vor Allem an Selbsthätigkeit gewöhnen
„soll.46 Nicht minder richtig sind die Forderungen angegeben,
denen ein für diesen Zweck bestimmtes Werk genügen muss,
wenn es heisst: „Ein Lehrbuch, welches in die Hände der Schii-
„ler, denen die darin abgehandelte Wissenschaft noch neu er-
scheint, gegeben werden soll, muss eine allgemeine Uebersicht,
„die Grundzüge und die neuesten Fortschritte der betreifenden
„Wissenschaft in möglichster Kürze enthalten.44 Wenn man
aber diejenige Strenge der Kritik in Anwendung bringt, die ge-
rade bei der Prüfung eines Compendiums für Schulen unerlässlich
irt, so kann man kaum umhin, zu bemerken, dass eben diesen auf-
gestellten Anforderungen nicht überall Genüge geschehen ist.
Eben die so nothwendige Kürze, die nur durch die sorgsamste
Wahl der bestimmtesten Ausdrücke erreichbar ist, wird man ver-
missen, noch mehr aber diejenige Schärfe der Bestimmungen, de-
ren Unentbehrlichkeit für den noch unkundigen Schüler gerade
deswegen so unbestreitbar ist, weil man diesen auf keine Weise
irre führen darf. So wird S. 311. die Brechung des Lichtes zur
Katoptrik gerechnet, und nicht genügend von der Spiegelung ge-
schieden, auch steht S. 390. ohne weitere Beschränkung der Satz,
„dass die Elektricität nicht in das Innere der Körper eindringe,
„sondern blos auf ihrer Oberfläche eine Schicht bilde44, obgleich
dieses nur von der statischen, keineswegs aber von der dynami-
schen Elektricität gilt. Wenn Seite 414. gesagt wird, „dass ein
„magnetisirter Eisenstab, welcher auf einer Horizontalebene sich
„frei bewegen kann, zuletzt eine unveränderliche Richtung anneh-
„me, die wenig vom Erdmeridiane des Beobachtungsortes abwei-
„che,44 so ist hierbei die wichtige Thatsache nicht berücksichtigt,
dass Eisen im eigentlichen Sinne (weiches Eisen) sich bekannt-
lich nicht zur Magnetnadel machen lässt, sondern im magnetischen
Meridiane, oder genauer, in der Richtung der Inklinationsnadel,
zum temporären Magnete wird, und zunächst nur Stahl, am besten
gehärteter, bleibende Polarität annimmt. Noch mehr irre führend
 
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