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Geognostiacbe Schriften,

Ueberblick der angestellten Beobachtungen gewähren,“ eine geo-
gnostische Ansicht, welche, die evidentesten Zeugnisse successi-
ver Bildung in bestimmt bezeichneten Epochen verwerfend, überall
nichts finden will, als das Spiel chemischer Ausschei-
dungen. Hat man es doch noch ganz neulich versucht (Dr.
Wagner in den baierischen Annalen) die Basalte, welche in
gleicher Weise die verschiedensten Formationen einer und dersel-
ben Gegend durchbrechen und bedecken, als gleichzeitige und
gleichartige Gebilde in jeder dieser Formationen darzustellen! Eine
solche Theorie steht im grellsten Widerspruche mit den Grundzü-
gen, aus denen Werner’s geognostische Methode hervorgegan-
gen ist, und wodurch sie für alle Zeiten ein Leitfaden bei geog-
nostischen Forschungen bleiben wird; denn darin bestand das Ver-
dienst des grossen Mannes, dass er, mit tiefem Scharfblick, er-
kannte, wie das Studium der Erdrinde nicht allein die Schöp-
fungen, sondern auch die Zerstörungen der Natur wahr und
treu auffassen müsse, um zu einer befriedigenden Uebersicht zu
gelangen, und dass er eben in jenen gewaltigen und weitgreifen-
den Zerstörungen die Merkzeichen grosser Bildungs-Epochen wie-
derfand, obschon die Anwendung, welche er von diesen allgemei-
nen Grundsätzen auf die Bestimmung der einzelnen Gebirgs-Bil-
dungen machte, aus Mangel an umfassenden Beobachtungen, zu
einseitig bleiben musste. Jene Ausscheidungs-Theorie pflegt sich
gewöhnlich damit zu vertheidigen, dass man bei geognostische«
Untersuchungen sich lediglich an den jetzigen Zustand der Dinge
halten, und von jeder unsichern Hypothese über die Art der Ent-
stehung abstehen müsse. Allein sind wir im Stande, die Er-
scheinungen, die sich uns darbieten, zu verstehen, wrenn wir auf
keine Andeutung der Natur über ihren ursprünglichen Zusammen-
hang achten? Wer aus verfallenen Buinen die Bauart
einer unter gegangenen Zeit studiren will, der sucht
au s Z us a m m enstellung der auf gefundenen Trümmer
die ursprüngliche Gestalt und den Zusammenhang
der Bauwerke zu ergänzen; aber er sehlies st nicht,
wenn er eine zerbrochene Säule findet, dass je-
ne Zeit zerbrochene Säulen erbaut habe. Oder
welche Bedeutung hat für uns der Anblick eines,
d u r c he ine Gangspalte a u g e n f ä 11 i g v e r wr o r f e n e n, G e-
birgslagers, wenn wir darin nichts weiter sehen wol-
len, als eine zufällige Ausscheidung der Masse die-
ses Lagers in einem höhern und tiefem Niveau?** —
 
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